ist ein häßlicher Name und du bist so schön. 
Wir wollen dich Maja nennen!« 
»Lebewohl, lebewohl!« sagte die Schwalbe, und zog wieder fort aus 
den warmen Ländern, weit fort nach unserem kalten Himmelsstriche. 
Dort hatte sie ein kleines Nest oben an dem Fenster, wo der Mann 
wohnt, der Märchen erzählen kann. Dem sang sie ihr »Quivit, quivit,« 
vor. Davon haben wir die ganze Geschichte. 
 
Die Störche. 
[Abbildung/Illustration: pic8.jpg] 
Auf dem letzten Hause eines kleinen Dörfchens befand sich ein 
Storchnest. Die Storchmutter saß im Neste bei ihren vier Jungen, 
welche den Kopf mit dem kleinen schwarzen Schnabel, denn er war
noch nicht rot geworden, hervorstreckten. Ein Stückchen davon stand 
auf der Dachfirste starr und steif der Storchvater. Man hätte meinen 
können, er wäre aus Holz gedrechselt, so stille stand er. »Gewiß sieht 
es recht vornehm aus, daß meine Frau eine Schildwache bei dem Neste 
hat!« dachte er. Und er stand unermüdlich auf einem Beine. 
Unten auf der Straße spielte eine Schar Kinder und als sie die Störche 
erblickten, sang einer der dreistesten Knaben und allmählich alle 
zusammen einen Vers aus einem alten Storchliede, so gut sie sich 
dessen erinnern konnten: 
Störchlein, Störchlein, fliege, Damit ich dich nicht kriege, Deine Frau, 
die liegt im Neste dein Bei deinen lieben Kindelein: Das eine wird 
gepfählt, Das andere wird abgekehlt, Das dritte wird verbrannt, Das 
vierte dir entwandt! 
»Höre nur, was die Jungen singen!« sagten die kleinen Storchkinder. 
»Sie sagen, wir sollen gebraten und verbrannt werden!« 
»Daraus braucht ihr euch nichts zu machen!« sagte die Storchmutter. 
Aber die Knaben wiederholten es immer von Neuem und wiesen mit 
Fingern nach dem Storche. Nur ein Knabe, Peter mit Namen, sagte, es 
wäre eine Sünde und Schande, sich über die Tiere lustig zu machen, 
und nahm an ihrem Unfug nicht Teil. Die Storchmutter tröstete ihre 
Kinder: »Kümmert euch nicht darum!« sagte sie; »seht nur, wie ruhig 
und unbekümmert euer Vater dasteht, und zwar auf einem Beine!« 
»Uns ist so bange!« sagten die Jungen und zogen ihre Köpfe in das 
Nest zurück. 
Als am nächsten Tage die Kinder wieder zum Spielen zusammenkamen 
und die Störche erblickten, begannen sie wieder ihr altes Lied: 
Das eine wird gepfählt, Das andere wird abgekehlt! -- 
»Werden wir wohl gepfählt und verbrannt?« fragten die Storchkinder.
»Nein, sicher nicht!« erwiderte die Mutter. »Ihr sollt fliegen lernen; ich 
werde euch schon einüben! Dann geht es hinaus auf die Wiese und auf 
Besuch zu den Fröschen. Das wird eine Lust werden!« 
»Und was dann?« fragten die Storchkinder. 
»Dann versammeln sich alle Störche, die hier im Lande wohnen und 
darauf beginnt die große Herbstübung. Da muß man gut fliegen, das ist 
von großer Wichtigkeit, denn wer nicht fliegen kann, wird von dem 
General mit seinem Schnabel totgestochen. Lernt deshalb nur fliegen, 
wenn der Unterricht beginnt!« 
»Dann werden wir aber doch gepfählt, wie die Knaben behaupteten, 
und höre nur, jetzt sagen sie es schon wieder!« 
»Hört auf mich und nicht auf sie!« sagte die Storchmutter. »Nach der 
großen Übung fliegen wir nach den warmen Ländern, weit fort von hier, 
über Berge und Wälder. Nach Ägypten fliegen wir, wo es dreieckige 
Steinhäuser giebt, die in einer Spitze zusammenlaufen und bis über die 
Wolken ragen. Da ist auch ein Fluß, der aus seinen Ufern tritt und das 
ganze Land mit Schlamm bedeckt. Man geht im Schlamm und ißt 
Frösche.« 
»O!« riefen alle Jungen. 
»Ja, da ist es wunderbar schön! Man thut den ganzen Tag nichts 
Anderes als essen. Und während wir es so gut haben, ist hier zu Lande 
nicht ein grünes Blatt auf den Bäumen. Hier ist es so kalt, daß die 
Wolken in Stücke gefrieren und in kleinen weißen Läppchen 
herniederfallen, was dann die Menschen Schnee nennen.« 
»Zerfrieren denn auch die unartigen Knaben in lauter Stücke?« fragten 
die Storchkinder. 
»Nein, in Stücke zerfrieren sie nicht, aber es fehlt nicht viel daran und 
sie müssen in der dunklen Stube und hinter dem Ofen sitzen.« 
Inzwischen war schon einige Zeit verstrichen, und die Jungen waren so
groß, daß sie im Neste aufrecht stehen und sich weit umschauen 
konnten. Der Storchvater kam jeden Tag mit wohlschmeckenden 
Fröschen, kleinen Schlangen und allen auffindbaren Storchleckereien 
geflogen. 
»Hört, nun müßt ihr fliegen lernen!« sagte eines Tages die 
Storchmutter, und dann mußten alle vier Junge auf die Dachfirste 
hinaus. O, wie sie schwankten! Wie sie suchten, sich mit den Flügeln 
im Gleichgewicht zu erhalten, und doch nahe daran waren, hinunter zu 
fallen. 
»Seht nun auf mich!« sagte die Mutter. »So müßt ihr den Kopf halten! 
So müßt ihr die Beine setzen! Eins, zwei! eins, zwei! Das wird euch in 
der Welt vorwärts bringen!« Darauf flog sie eine kurze Strecke und die 
Jungen machten einen kleinen plumpen Satz. Bums! da lagen sie, denn 
sie waren noch zu schwerfällig. 
»Ich will nicht fliegen!« sagte das eine Junge und kroch wieder in das 
Nest hinein. »Ich mache mir nichts daraus,    
    
		
	
	
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