König Ottokars Glück und Ende | Page 2

Franz Grillparzer
nicht selber an das Messer liefern. Du folgst mir nach, zum Schein; allein in Bruck Harrt dein ein treuer Knecht mit frischen Pferden, Und w?hrend man dich bei dem Vater glaubt, Eilst du nach Deutschland auf verborgnen Pfaden. Die K?nigin will sich ans Reich nicht wenden Mit ihrer Not; ich aber will's, hilft Gott! Ich will nicht sehn die Tochter meines Herrn Von Haus und Land vertrieben, ohne Schutz. Du gehst nach Frankfurt, und dies Schreiben gibst du (Er ?ffnet das Koller, in dem der Brief steckt) Dem Erzbischof von Mainz. Allein man k?mmt, Wir sind bewacht, (indem er sich von ihm entfernt) Verschwiegenheit und Eile! Ein Tag zuviel ist drei?ig Jahr zuwenig!
(Benesch von Diedicz und Milota kommen.)
Benesch. War nicht Herr Zawisch hier?
Seyfried (indem er sich abwendet). Ich sah ihn nicht!
Benesch. Er ritt doch nur ins Schlo?!
Milota. Sei ruhig, Bruder!
Benesch. Was ruhig? Sieh, ich bin's! Der K?nig wagt's nicht! Hei? ich nicht Rosenberg? Ist unser Haus Im ganzen Lande nicht das m?chtigste? Und er sollt's wagen? Solchen Schimpf? Ha, Possen! Doch soll's heraus, wer das Gerücht ersann; Ich will ihn treffen, so--und so--und so! Bis in das vierte Glied!
(Berta von Diedicz kommt.)
Benesch. Ha, N?rrin, du? Was willst du hier? Geh fort, auf dein Gemach!
Berta. Ich kann nicht bleiben, rastlos treibt's mich um. Sie eilen durch das Schlo? und flüstern sich Entsetzliches mit scheuen Blicken zu. Sagt, Vater, ist es wahr?
Benesch. Das fragst du mich? Geh fort! von hier!
Berta. O Gott! wo find ich Menschen? (Indem sie auf Seyfried losgeht, zurückfahrend.) Ihr, Merenberg? Euch sollt' ich eher meiden, Vor allen Euch; und doch, Ihr seid ein Mensch! Ich hab Euch schwer beleidigt, Merenberg, Doch r?cht Euch jetzt nicht, jetzt nicht! Seht mich knien. (Sie kniet.) Sagt, ist es wahr?
Seyfried. Was, Berta?
Berta. Ist es wahr? Des K?nigs Eh' getrennt!
Seyfried. Der Vater sagt's.
Berta. Die andern sagen's auch!--und er verm?hlt-- Zu sp?te Scham, ist jetzo Zeit zu sch?men? Verm?hlt von neuem sich mit--
Seyfried (mitleidig). Nicht mit Berta Von Rosenberg!
(Sie drückt mit einem Ausruf ihr Gesicht an den Boden.)
Benesch (zu Seyfried). Wer sagt's Euch?--Her zu mir!
Milota (auf sie zugehend). Kommt, Nichte, kommt! Hier ist kein Platz für Euch!
Berta. O Seyfried, schütze mich!
Seyfried. Mit Gunst, Herr Milota! Wenn Ihr es wagt, die Hand an sie zu legen, So sto? ich Euch die Partisan in Leib. (Die Hallbarte gesenkt.)
Benesch. Und wenn ich selbst--!
Seyfried. Mir gleich!
Benesch. Verweigerst du dem Vater Sein Kind?
Seyfried. O h?ttet Ihr sie doch verweigert, Sie l?ge jetzt nicht st?hnend vor uns da, Da? mir das Herz im Innern um sich wendet!
Benesch. Wir h?tten sie wohl dir verm?hlen sollen?
Seyfried. 's war besser, Herr, als jetzo solche Schmach!
Benesch. Mein Kind!
Seyfried. Zurück! Mir hat sie sich vertraut, Und ich wei? Anvertrautes zu bewahren!
Benesch. So soll mein Schwert!
Seyfried. La?t sein! Du aber fürcht dich nicht!
(Zawisch tritt ein und bleibt beim Eingange laut lachend stehen.)
Zawisch. Ha, ha, ha, ha!
Benesch (der sich rasch umgewendet hat, da er Zawisch erblickt). Bist du's? Dich sendet Gott!
Zawisch. Was k?mpft ihr denn, ihr hochgesinnten J?ger, So wutentzündet um des B?ren Fell? Herr Petz trabt wohlgemut durch Berg und Tal Und weist euch seinerzeit wohl noch die Pranken. Sch?n Mühmchen, grü? Euch Gott! (Zu Seyfried.) Und Ihr, Herr Weidmann! Hebt Eure Feder und seht nicht so kraus; Ich bin kein Wild für Euch!
Benesch. Nun sag, erz?hle!
Milota. Ja, Neffe, sprich!
Zawisch. Erz?hle! Sprich! Ei, was denn?
Benesch. Der K?nig--
Zawisch. Hat die Ungarn derb geschlagen, Bei Kroissenbrunn; (gegen Milota) Ihr, Ohm, wart ja dabei!
Benesch. Wer fragt um das?
Zawisch. Der Friede ist gemacht: Auf ?sterreich--
Benesch. Nicht doch!
Zawisch. Auf Steiermark--
Benesch. Willst du mein spotten?
Zawisch. Nu, was wollt ihr denn?
Benesch. Des K?nigs Ehe--
Zawisch. Ei, die ist getrennt!
Benesch. Die Handfest ausgefertigt?
Zawisch. Und besiegelt. Die K?nigin geht heute noch nach Wien. Von da--
Benesch. Und spricht man nicht?--Verdammt!--Mit wem-- (Gegen Berta hin.) Regst du dich noch?--Mit wem der K?nig?--
Zawisch. Ah! Mit wem er sich zum zweitenmal verm?hlt? Ei, mit wem anders denn, als dort mit jener, Mit Eurer Tochter? Ihr habt's schlau gekartet! Erst führtet Ihr das M?dchen still ihm vor, Geschmückt! man konnte kaum was Sch?ners sehn! Dann halft der Armen Mangel Ihr an Witz Mit Euerm eignen nach. Was sie da Reden führte! Die K?nigin von Saba kann nicht besser! Zuletzt--nu, was wei? ich, was alles noch! Kurz, er ist ganz berückt, und gebt nur acht, Er kommt zur Stund' und freit um ihre Hand.
Berta (aufspringend). Zu ihr, zu ihr! zu ihren Fü?en sterben! (Ab in der K?nigin Gemach.)
Zawisch. Ha, ha, ha, ha!
Merenberg. Herr Zawisch!
Zawisch. Lustig! lustig! Wir wollen auf des K?nigs Hochzeit tanzen! (Zu Seyfried.) Ihr habt ja auch vordem um sie gefreit? Wei? Gott! ich glaub, einmal zu Nacht, bei Wein, Gefiel mir selbst ihr rot und wei? Gesicht! Nu, gebt mir Eure Hand, Herr Bundesbruder! (Seyfried wendet sich ab.)
Milota. Wozu das tolle Wesen? Grad und kurz: Mit wem verm?hlt der K?nig sich?
Zawisch. So kurz Als Eure Frage soll die Antwort
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