Welle kühl und schaurig
Uns in ihre Wirbel zieht; 
Daß des Herzens süße Regung,
Daß der Liebe Hochgenuß,
Jene 
himmlische Bewegung,
Sich zur Ruh begeben muß. 
Laßt uns lieben, singen, trinken,
Und wir pfeifen auf die Zeit;
Selbst ein leises Augenwinken
Zuckt durch alle Ewigkeit. 
Nun, da die Frühlingsblumen wieder blühen,
In milder Luft die 
weißen Wolken ziehen,
Denk ich mit Wehmuth deiner Lieb und Güte,
Du süßes Mädchen, das so früh verblühte.
Du liebtest nicht der 
Feste Lärm und Gaffen,
Erwähltest dir daheim ein stilles Schaffen,
Die Sorge und Geduld, das Dienen, Geben,
Ein innigliches 
Nurfürandreleben.
So theiltest du in deines Vaters Haus
Den 
Himmelsfrieden deiner Seele aus.
Bald aber kamen schwere, schwere 
Zeiten.
Wir mußten dir die Lagerstatt bereiten;
Wir sahn, wie deine 
lieben Wangen bleichten,
Sahn deiner Augen wundersames Leuchten;
Wir weinten in der Stille, denn wir wußten,
Daß wir nun bald auf 
ewig scheiden mußten.
Du klagtest nicht. Voll Milde und Erbarmen
Gedachtest du der bittern Noth der Armen,
Gabst ihnen deine 
ganze kleine Habe
Und seufztest tief, daß so gering die Gabe.
Es 
war die letzte Nacht und nah das Ende;
Wir küßten dir die zarten 
weißen Hände;
Du sprachst, lebt wohl, in deiner stillen Weise,
Und: 
oh, die schönen Blumen! riefst du leise.
Dann war's vorbei. Die 
großen Augensterne,
Weit, unbeweglich, starrten in die Ferne,
Indeß um deine Lippen, halbgeschlossen,
Ein kindlichernstes Lächeln 
ausgegossen.
So lagst du da, als hättest du entzückt
Und staunend 
eine neue Welt erblickt.
Wo bist du nun, du süßes Kind, geblieben?
Bist du ein Bild im Denken deiner Lieben?
Hast du die weißen 
Schwingen ausgebreitet,
Und zogst hinauf von Engelshand geleitet
Zu jener Gottesstadt im Paradiese,
Wo auf der heiligstillen 
Blüthenwiese
Fernher in feierlichem Zug die Frommen
Anbetend 
zu dem Bild des Lammes kommen?
Wo du auch seist; im Herzen 
bleibst du mein.
Was Gutes in mir lebt, dein ist's allein. 
Ich weiß ein Märchen hübsch und tief.
Ein Hirtenknabe lag und 
schlief.
Da sprang heraus aus seinem Mund
Ein Mäuslein auf den 
Haidegrund.
Das weiße Mäuslein lief sogleich
Nach einem 
Pferdeschädel bleich,
Der da schon manchen lieben Tag
In
Sonnenschein und Regen lag.
Husch! ist das kleine Mäuslein drin,
Läuft hin und her und her und hin,
Besieht sich all die leeren Fächer,
Schaut listig durch die Augenlöcher,
Und raschelt so die Kreuz und 
Quer
Im alten Pferdekopf umher. --
Auf einmal kommt 'ne alte Kuh,
Stellt sich da hin und macht Hamuh!
Das Mäuslein, welches sehr 
erschreckt,
Daß da auf einmal wer so blöckt,
Springt, hutschi, übern 
Haidegrund
Und wieder in des Knaben Mund. --
Der Knab erwacht 
und seufzte: Oh,
Wie war ich doch im Traum so froh!
Ich ging in 
einen Wald hinaus,
Da kam ich vor ein hohes Haus,
Das war ein 
Schloß von Marmelstein.
Ich ging in dieses Schloß hinein.
Im 
Schloß sah ich ein Mädchen stehn,
Das war Prinzessin Wunderschön.
Sie lächelt freundlich und bekannt,
Sie reicht mir ihre weiße Hand,
Sie spricht: »Schau her, ich habe Geld,
Und mir gehört die halbe 
Welt;
Ich liebe dich nur ganz allein,
Du sollst mein Herr und König 
sein.«
Und wie ich fall' in ihren Schooß,
Ratuh! kommt ein 
Trompetenstoß.
Und weg ist Liebchen, Schloß und Alles
In Folge 
des Trompetenschalles. 
O du, die mir die Liebste war,
Du schläfst nun schon so manches Jahr.
So manches Jahr, da ich allein,
Du gutes Herz, gedenk ich dein.
Gedenk ich dein, von Nacht umhüllt,
So tritt zu mir dein treues Bild.
Dein treues Bild, was ich auch thu,
Es winkt mir ab, es winkt mir 
zu.
Und scheint mein Wort dir gar zu kühn,
Nicht gut mein Thun,
Du hast mir einst so oft verziehn,
Verzeih auch nun. 
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Wilhelm Busch 
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