Kater Martinchen | Page 2

Ernst Moritz Arndt
auf dem Boden hinrollen sahen, verga?en sie alles, und da? es Festtag war, und was die Mutter ihnen befohlen und aufgegeben hatte; sie setzten sich hin und schmausten ?pfel und knackten N��sse und a?en alles rein auf. Als nun Vater und Mutter um den Mittag aus der Kirche zu Hause kamen, sah die Mutter die Nu?schalen auf dem Boden liegen, und sie schaute nach dem Beutel und fand ihn nicht. Da erz��rnte sie sich und ward b?se zum ersten Male in ihrem Leben und schalt die Kinder sehr und rief: "Der Blitz! Ich wollte, da? ihr Mausem?rten alle zu M?usen w��rdet!" Der Schwur war aber eine gro?e S��nde, besonders weil es ein so heiliger und hoher Festtag war; sonst h?tte Gott es der B?uerin wohl vergeben, weil sie doch so fromm und gottesf��rchtig war. Kaum hatte die Frau das schlimme Wort aus ihrem Munde gehen lassen, so waren alle die sieben niedlichen Kinderchen weg, als h?tte sie ein Wind weggeblasen, und sieben bunte M?use liefen in der Stube herum mit roten K?pfchen, wie die R?cke und M��tzen der Kinder gewesen waren. Und Vater und Mutter erschraken so sehr, da? sie h?tten zu Stein werden m?gen. Da kam der Knecht herein und ?ffnete die T��re, und die sieben bunten M?use liefen alle zugleich hinaus und ��ber die Flur auf den Hof hin; sie liefen aber sehr geschwind. Und als die Frau das sah, konnte sie sich nicht halten, denn es war ihr im Herzen, als w?ren die M?use ihre Kinder gewesen; und sie st��rzte sich aus der T��re hinaus und mu?te den M?usen nachlaufen.
Die sieben bunten M?use aber liefen den Weg entlang aus dem Dorfe heraus, immer sporenstreichs; und so liefen sie ��ber das Puddeminer Feld und das G��nzer Feld und das Schoritzer Feld und durch die Krewe und die Dumsevitzer Koppel. Und die Mutter lief ihnen au?er Atem nach und konnte weder schreien noch weinen und wu?te nicht mehr, was sie tat. So liefen die M?use ��ber das Dumsevitzer Feld hin und in einen kleinen Busch hinein, wo einige hohe Eichen standen und in der Mitte ein spiegelhellen Teich war. Und der Busch steht noch da mit seinen Eichen und hei?t der M?usewinkel. Und als sie in den Busch kamen und an den Teich im Busche, da standen sie alle sieben still und guckten sich um, und die Bauerfrau stand dicht bei ihnen. Es war aber, als wenn sie ihr Adje sagen wollten. Denn als sie die Frau so ein Weilchen angeguckt hatten, plump! Und alle sieben sprangen zugleich ins Wasser und schwammen nicht, sondern gingen gleich unter in der Tiefe. Es war aber der helle Mittag, als dies geschah. Und die Mutter blieb stehen, wo sie stand, und r��hrte keine Hand und keinen Fu? mehr, sie war auch kein Mensch mehr. Sie ward stracks zu einem Stein, und der Stein liegt noch da, wo sie stand und die M?uslein verschwinden sah; und das ist dieser gro?e runde Stein, an welchem wir sitzen. Und nun h?re mal, was nach diesem geschehen ist und noch alle Nacht geschieht! Glocke zw?lf, wann alles schl?ft und still ist und die Geister rundwandeln, da kommen die sieben bunten M?use aus dem Wasser heraus und tanzen eine ganze ausgeschlagene Stunde, bis es eins schl?gt, um den Stein herum. Und sie sagen, dann klingt der Stein, als wenn er sprechen k?nnte. Und das ist die einzige Zeit, wo die Kinder und die Mutter sich verstehen k?nnen und voneinander wissen; die ��brige Zeit sind sie wie tot. Dann singen die M?use einen Gesang, den ich dir sagen will, und der bedeutet ihre Ver?nderung, oder da? sie wieder in Menschen verwandelt werden k?nnen. Und dies ist der Gesang:
Herut! herut! Du junge Brut! Din Br��degam schall kamen; Se hebben di Doch gar to fr��h Din junges Leben namen.
Sitt de recht up'n Steen, Wat he Flesch un Been, Und wi gan mit dem Kranze: S?ven Junggesell'n Uns f��hren sch?l'n Juchhe! to'm Hochtidsdanze.
Und nun will ich dir sagen von dem Gesange, was er bedeutet. Die M?use tanzen nun wohl schon tausend Jahre und l?nger um den Stein, wann es die Mitternacht ist, und der Stein liegt ebensolange. Es geht aber die Sage, da? sie einmal wieder verwandelt werden sollen, und das kann durch Gottes Gnade nur auf folgende Weise geschehen:
Es mu? eine Frau sein gerade so alt, als die B?uerin war, da sie aus der Kirche kam, und diese mu? sieben S?hne haben gerade so alt, als die sieben kleinen M?dchen waren. Sind sie eine Minute ?lter oder j��nger, so geht es nicht mehr. Diese Frau mu? an einem Karfreitage gerade um die Mittagszeit, als die Frau zu Stein ward, mit ihren sieben S?hnen in den Busch kommen und sich auf den Stein setzen. Und wenn sie sich auf den Stein setzt, so wird der Stein lebendig und wird wieder in
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