mit mir nehmen, vor allem aber Iphigenien noch einige Aufmerksamkeit schenken, welche sie wohl verdiene. Das St��ck, wie es gegenw?rtig liegt, ist mehr Entwurf als Ausf��hrung, es ist in poetischer Prosa geschrieben, die sich manchmal in einen jambischen Rhythmus verliert, auch wohl andern Silbenma?en ?hnelt. Dieses tut freilich der Wirkung gro?en Eintrag, wenn man es nicht sehr gut liest und durch gewisse Kunstgriffe die M?ngel zu verbergen wei?. Er legte mir dieses so dringend ans Herz, und da ich meinen gr??eren Reiseplan ihm wie allen verborgen hatte, so glaubte er, es sei nur wieder von einer Bergwanderung die Rede, und weil er sich gegen Mineralogie und Geologie immer sp?ttisch erwies, meinte er, ich sollte, anstatt taubes Gestein zu klopfen, meine Werkzeuge an diese Arbeit wenden. Ich gehorchte so vielen wohl gemeinten Andr?ngen: bis hierher aber war es nicht m?glich, meine Aufmerksamkeit dahin zu lenken. Jetzt sondere ich "Iphigenien" aus dem Paket und nehme sie mit in das sch?ne, warme Land als Begleiterin. Der Tag ist so lang, das Nachdenken ungest?rt, und die herrlichen Bilder der Umwelt verdr?ngen keineswegs den poetischen Sinn, sie rufen ihn vielmehr, von Bewegung und freier Luft begleitet, nur desto schneller hervor.
Vom Brenner bis Verona
Trient, den 11. September, fr��h.
Nachdem ich v?llig funfzig Stunden am Leben und in steter Besch?ftigung gewesen, kam ich gestern abend um acht Uhr hier an, begab mich bald zur Ruhe und finde mich nun wieder imstande, in meiner Erz?hlung fortzufahren. Am Neunten abends, als ich das erste St��ck meines Tagebuchs geschlossen hatte, wollte ich noch die Herberge, das Posthaus auf dem Brenner, in seiner Lage zeichnen, aber es gelang nicht, ich verfehlte den Charakter und ging halb verdrie?lich nach Hause. Der Wirt fragte mich, ob ich nicht fort wollte, es sei Mondenschein und der beste Weg, und ob ich wohl wu?te, da? er die Pferde morgen fr��h zum Einfahren des Grummets brauchte und bis dahin gern wieder zu Hause h?tte, sein Rat also eigenn��tzig war, so nahm ich ihn doch, weil er mit meinem innern Triebe ��bereinstimmte, als gut an. Die Sonne lie? sich wieder blicken, die Luft war leidlich; ich packte ein, und um sieben Uhr fuhr ich weg. Die Atmosph?re ward ��ber die Wolken Herr und der Abend gar sch?n.
Der Postillon schlief ein, und die Pferde liefen den schnellsten Trab bergunter, immer auf dem bekannten Wege fort; kamen sie an ein eben Fleck, so ging es desto langsamer. Der F��hrer wachte auf und trieb wieder an, und so kam ich sehr geschwind, zwischen hohen Felsen, an dem rei?enden Etschflu? hinunter. Der Mond ging auf und beleuchtete ungeheuere Gegenst?nde. Einige M��hlen zwischen uralten Fichten ��ber dem sch?umenden Strom waren v?llige Everdingen.
Als ich um neun Uhr nach Sterzing gelangte, gab man mir zu verstehen, da? man mich gleich wieder wegw��nsche. In Mittenwald Punkt zw?lf Uhr fand ich alles in tiefem Schlafe, au?er dem Postillon, und so ging es weiter auf Brixen, wo man mich wieder gleichsam entf��hrte, so da? ich mit dem Tage in Kollmann ankam. Die Postillons fuhren, da? einem Sehen und H?ren verging, und so leid es mir tat, diese herrlichen Gegenden mit der entsetzlichsten Schnelle und bei Nacht wie im Fluge zu durchreisen, so freuete es mich doch innerlich, da? ein g��nstiger Wind hinter mir herblies und mich meinen W��nschen zujagte. Mit Tagesanbruch erblickte ich die ersten Rebh��gel. Eine Frau mit Birnen und Pfirschen begegnete mir, und so ging es auf Teutschen los, wo ich um sieben Uhr ankam und gleich weiterbef?rdert wurde. Nun erblickte ich endlich bei hohem Sonnenschein, nachdem ich wieder eine Weile nordw?rts gefahren war, das Tal, worin Bozen liegt. Von steilen, bis auf eine ziemliche H?he angebauten Bergen umgeben, ist es gegen Mittag offen, gegen Norden von den Tiroler Bergen gedeckt. Eine milde, sanfte Luft f��llte die Gegend. Hier wendet sich die Etsch wieder gegen Mittag. Die H��gel am Fu?e der Berge sind mit Wein bebaut. ��ber lange, niedrige Lauben sind die St?cke gezogen, die blauen Trauben h?ngen gar zierlich von der Decke herunter und reifen an der W?rme des nahen Bodens. Auch in der Fl?che des Tals, wo sonst nur Wiesen sind, wird der Wein in solchen eng aneinander stehenden Reihen von Lauben gebaut, dazwischen das t��rkische Korn, das nun immer h?here Stengel treibt. Ich habe es oft zu zehn Fu? hoch gesehen. Die zaselige m?nnliche Bl��te ist noch nicht abgeschnitten, wie es geschieht, wenn die Befruchtung eine Zeitlang vorbei ist.
Bei heiterm Sonnenschein kam ich nach Bozen. Die vielen Kaufmannsgesichter freuten mich beisammen. Ein absichtliches, wohlbehagliches Dasein dr��ckt sich recht lebhaft aus. Auf dem Platze sa?en Obstweiber mit runden, flachen K?rben, ��ber vier Fu? im Durchmesser, worin die Pfirschen nebeneinander lagen, da? sie sich nicht dr��cken sollten. Ebenso die Birnen. Hier fiel mir ein, was ich in Regensburg am Fenster des Wirtshauses geschrieben sah:
Comme les p��ches et les m��lons Sont pour la bouche d'un baron,

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