Grevinde | Page 6

Hermann Heiberg
Konversation mit jenen und entging dadurch der Pflicht, H?flichkeitsakte gegen Imgjor zu ��ben, und irgend welche Notiz von seinem Gegen��ber zu nehmen.
Nach Tisch empfahl sich der Doktor, indem er Krankenbesuche vorsch��tzte, und auch Imgjor verschwand. Erst beim Thee, den sie zu bereiten hatte, erschien sie wieder.
Sie hatte aus irgend einer Laune nunmehr wieder ein schwarzes Kleid angelegt und sah in diesem mit ihrem bleichen, kaltstummen Gesicht wie eine trotzige B��?erin aus.
"Wo warst du, Imgjor?" forschte die Gr?fin, die mit den drei Herren nach Tisch einen Spaziergang im Park unternommen, sp?ter eine Partie Boston gespielt und diese jetzt eben beendigt hatte.
"Ich bin nach M?nkegjor durch den Wald geritten--" gab Imgjor kurz zur��ck.
Als sich Axel noch vor dem Schlafengehen und allgemeinen Aufbruch Imgjor n?herte--sie sa? mit einem Buch f��r sich in einer durch eine H?ngelampe erleuchteten Ecke des Kabinetts--und sie fragte, welche Lekt��re sie so sehr besch?ftige, entgegnete sie tonlos und ohne seinen auf das Buch gerichteten Bewegungen zu entsprechen und es ihm zur Pr��fung anzubieten:
"Ich lese Geist in der Natur von Oersted--"
"Und eine so schwere Lekt��re fesselt Sie?"
"Mich fesselt alles, was mich ��ber die einseitige Enge des Daseins zu erheben vermag!"
"Sie betonen Ihre Worte so stark! Haben Sie bereits so unerfreuliche Erfahrungen gemacht, Komtesse?"
Aber sie gab auf diese Frage keine Antwort. Sie zuckte nur die Achseln.--Aber deshalb trieb's ihn, die Schranke gewaltsam zu durchbrechen, die sie trennte.
Sanft sprechend, sagte er:
"Ich w��rde gern Ihre Freundschaft erringen, Komtesse! Aber Sie weichen mir schroff aus, Sie gebrauchen sogar Waffen gegen mich. Ich sinne ��ber die Gr��nde nach, die Sie so handeln lassen. Giebt's keinen Weg, der uns zusammenf��hren k?nnte?"
Aber was er erhoffte, ward ihm nicht.
Indem sie ihn kalt und unbeugsam anblickte, sagte sie kurz und hart im Ton:
"Nein, keinen, Graf Dehn!"
Nach diesen Worten benutzte sie einen Anruf von Fr?ulein Merville, machte eine k��hl entschuldigende Geste, stand auf und entfernte sich rasch.
Er aber schaute ihr nach, umfing mit seinen Blicken ihre Psychegestalt, seufzte auf und trat zu den ��brigen zur��ck.
Die Herren waren eben im Nebenzimmer besch?ftigt, die Gr?fin aber, die zu einer Handarbeit gegriffen, erhob bei seiner Ann?herung den Kopf und sagte mit liebensw��rdiger Milde:
"Ja, leicht ist, lieber Graf, diese Festung nicht zu nehmen. W?ren wir beide in gleichem Alter, w?re es Ihnen bequemer geworden!"
"Ich besitze also Ihr Wohlwollen, verehrteste Frau Gr?fin? Darf ich Ihre Worte so deuten?" stie? Axel heraus.
"Ja, Graf Dehn!" Sie sprachs und streckte ihm g��tig die Hand entgegen.
Und Axel ergriff sie und dr��ckte einen festen Ku? auf die wei?e, weiche Fl?che, die unter der Ber��hrung seiner Lippen leicht zu beben schien.
* * * * *
Als Axel am n?chsten Vormittage der Gr?fin nach dem zweiten Fr��hst��ck im Park Gesellschaft leistete, erkl?rte er ihr nach einer vorsichtigen Einleitung, da? Imgjor einen unausl?schlichen Eindruck auf ihn hervorgerufen habe, da? er aber eine Werbung als g?nzlich aussichtslos ansehen m��sse.
Mit gr??ter Offenherzigkeit erz?hlte er ihr von dem, was ihm begegnet war, und was er dabei empfunden hatte, auch verschwieg er ihr nicht, da? er bereits am gestrigen Abend einen Anlauf genommen und dabei eine Antwort empfangen, der an schroffer Deutlichkeit nichts gefehlt habe.
Die Gr?fin hatte seinem Bericht wohl mit steigendem Interesse, aber doch ohne Befremden, zugeh?rt.
Nachdem er den letzten Satz gesprochen, sagte sie:
"Ah, das war schade! Das ist ��bel. H?tten wir uns fr��her gesprochen! Ich durfte, ich konnte ja nicht reden, durfte Ihnen keinen Wink geben, ohne mich eines Mangels an Zartgef��hl schuldig zu machen. Nachdem Sie aber die Initiative ergriffen, mir erkl?rt haben, da? Sie sich f��r Imgjor interessieren, m?chte ich Ihnen folgendes sagen:
Sie w?re von selbst gekommen, wenn Sie die Taktik, die Sie gestern bei Tische beobachteten, fortgesetzt h?tten. Man mu? sie gar nicht beachten. Sie kommt schlie?lich immer, wenn es sich um wertvolle Menschen handelt. Aber ihr Mi?trauen, da? man sie um ihres Geldes willen umwirbt, ist so gro?, da? sie von vornherein gegen alle jungen Leute die schroffste Seite hervorkehrt. Erst nach Wochen, vielleicht nach Monaten, h?tten Sie ihr ein warmes Wort sagen m��ssen, dann w?re es nicht nur wahrscheinlich, sondern sicher auf einen fruchtbaren Boden gefallen."
"Und Sie f��rchten, da? ich nun keine Aussichten mehr habe, Frau Gr?fin?"
"Ich traue Ihnen sehr viel zu. Sie besitzen goldene Schl��ssel, lieber Graf. Sie ?ffnen, ich glaube es, die verschlossensten Herzen. Hoffen wir also--"
"Ich danke Ihnen, Frau Gr?fin, und ich bitte, entwerfen Sie mir ein Bild von ihrer Tochter. Ich m?chte es mit demjenigen vergleichen, das sich in mir gebildet hat, ich m?chte mich berichtigen, sofern es n?tig. Ich werde leichter den Kampf aufnehmen, wenn ich wei?, mit welchem Gegner ich zu thun habe."
Die Gr?fin nickte, beugte sich ein wenig vor und sagte stark betonend:
"Sie ist ein besonderer Mensch. Sie ist absolut wahr, besitzt sehr viel Charakter, ein trotziges Unabh?ngigkeitsgef��hl und eine seltene Objektivit?t. Jedem Adligen begegnet sie mit Mi?trauen, obschon sie stolzer ist als irgend ein Lavard und ein Verdeuil, die je lebten. Wo sie
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