zu Ende war, ward der hohe Eichenwald lichter. Sie 
hörten ein Geklapper, und Gackeleia blickte in die Höhe und schrie. 
"Ach, der Klapperstorch, der Klapperstorch mit seinen Jungen, da oben 
steht er auf der hohen Mauer, ach, was hat der aber ein großes Nest, o 
da will ich mich auch einmal hineinsetzen und mit ihm klappern!" Nun 
waren die Reisenden an dem ganz verwilderten Raugräflich
Gockelschen Schloßgarten angekommen. Da war an kein 
Durchkommen zu gedenken, und Gockel sprach zu Frau Hinkel, indem 
er seine Erbhühnertrage absetzte, und das Grafenschwert von ihr 
losband und herauszog: 
"setze deinen Korb ab, schürze deinen Rock nieder, streiche dein Haar 
zurecht, dort an dem alten Springbrünnchen wasche dich, bade dir die 
Füße, ruhe ein bischen aus, damit wir mit Respekt einziehen. Thue der 
Gackeleia eben so.--Ich will indessen mit meinem Grafenschwert hier 
das wilde Genist lehren, daß man seinem Herrn den Weg nicht 
verrennt." 
Nun setzten sich Frau Hinkel und Gackeleia an das Brünnchen, 
wuschen und musterten sich, und Gackeleia patschte mit ihren erhitzten 
Füßchen in dem kalten Wasser herum. Gockel aber erhob sein 
Grafenschwert, und hieb kreuz und quer mit großer Kraft einen Weg 
durch die wildverwirrten Hecken, Büsche und Bäume. Er nannte jedes 
Gesträuch, das er zusammenhieb, mit Namen, und weil er schnell 
arbeitete, so verkürzte er die Worte--er schrie: 
"Potz Stachel-, Kreusel-, Preißel-, Kloster-, Hollunder-, Wachholder-, 
Berberitzen-,Johannis-, Brom-, Himbeeren! Ich will euch lehren, mir 
mein Haus zu sperren!--Potz Quentel, Lavendel, Bux, Taxus, Mispel, 
Quitten und Hassel!--Potz Thymian, Majoran, Baldrian, Rosmarin, 
Hisop und Salbei!" Und mit jedem Worte ein Schwertschlag, der ihm 
den Weg öffnete und mit Zweigen, Blättern und Blumen bestreute. Als 
er so bis in die Nähe des Schloßthores gekommen, kehrte er zu den 
Seinigen an das Brünnchen zurück. 
Gockel hatte sich ganz müde gearbeitet, auch er wusch und erquickte 
sich an dem Wasser. Frau Hinkel hatte sich recht frisch und sauber 
gemacht. Sie hatte Gackeleia einen schönen Blumenkranz aufgesetzt 
und ihr das Hühnernest mit harten Brosamen, welche sie am Brunnen 
erweicht, gefüllt, diese sollte sie beim Einzug in das Schloß den Vögeln 
ausstreuen. Das war so, als wenn bei der Kaiserkrönung zu Frankfurt 
Gold ausgeworfen wird. 
Nun nahm Gockel seine Hühnertrage, Frau Hinkel den Hühnerkorb
wieder auf und Gackeleia trug das Nest voll Brosamen vor sich; so 
giengen sie durch den Weg, den Gockel gehauen hatte, auf das 
Schloßthor zu. Gackeleia nahm sich Zeit, sie pflückte links und rechts 
viele Brombeeren und Heidelbeeren, und als der Vater sie heranrief, in 
das Schloß einzugehen, hatte sie die Hände und das halbe Gesicht 
schwarz wie ein Mohrenkind. Gockel riß mit der Hühnerstange, die er 
trug, eine dichte Epheudecke auseinander, welche das Gartenthor 
zugesponnen hatte, und sie traten vor das wunderbare Raugräfliche 
Schloß in seinem vollen Glanz. 
Der Empfang war feierlich; aus den leeren Fensteröffnungen des 
Schlosses hingen Teppiche von Epheu und mancherlei Blumen nieder, 
und wehten blühende Gesträuche wie festliche Fahnen, und zwischen 
ihnen durch sah der stille Abendhimmel in purpurnem Gewande herab. 
Die vielen Säulen und Bildwerke des Schlosses hatten Wind und 
Wetter und die vier Jahreszeiten seit lange mit dem schönsten 
Laubwerke verziert. 
Der Hahn Alektryo saß auf dem steinernen Wappen über dem Thore, 
schüttelte sich, schlug mit den Flügeln und krähte als ein 
rechtschaffener Schloßtrompeter dreimal lustig in die Luft, und alle 
Vögelein, die in dem verlassenen, Baum durchwachsenen Baue 
wohnten, und welchen der Hahn die Ankunft der gnädigen Herrschaft 
verkündiget hatte, waren aus ihren Nestern herausgeschlüpft und 
schmetterten lustige Lieder in die Luft, indem sie sich auf den 
blühenden Hollunderbäumen und wilden Rosenhecken schaukelten, 
welche ihre Blüthen vor den Eintretenden niederstreuten. Der Storch 
auf dem Schloßgiebel klapperte dazu mit seiner ganzen Familie, so daß 
alles wie eine große Musik mit Pauken und Trompeten klang. Gockel, 
Hinkel und Gackeleia hießen alle willkommen, und Gackeleia streute 
mit vollen Händen die Brosamen aus, was mit großem Beifall von allen 
den Vögeln aufgenommen ward. Hierauf zogen sie in die alte 
verfallene Schloßkapelle, knieten neben den wilden Waldblumen am 
Altare dicht bei dem Grabstein des alten Urgockels von Hanau nieder, 
sagten Gott für ihre glückliche Reise Dank, und flehten ihn um fernern 
Schutz und Segen an.
Während ihres Gebetes waren alle Vögel ganz stille, und da sie sich 
von den Knieen erhoben, lockten Alektryo und Gallina, als 
Schloßhauptmann und Schlüsseldame, an der Thüre, sie sollten ihnen 
nach dem ausgesuchten Gemache folgen. Sie thaten dieß, und der Hahn 
und die Henne schritten gackernd und majestätisch über den Schloßhof 
auf den sehr kunstreich von Stein erbauten Hühnerstall zu, dessen Dach 
allein im Schloße bis auf einige Lücken im Stande war. Als Alektryo 
über die Schwelle schritt, bückte er sich tief mit dem Kopf, als 
befürchtete er, mit seinem hohen rothen Kamme oben anzustossen, da 
die Thüre doch für einen starken Mann hoch genug war; aber dieses 
war im Gefühle seines Adels, denn alle hohen Adeligen und alle 
gekrönten    
    
		
	
	
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