Ein Ring 
 
The Project Gutenberg EBook of Ein Ring, by Paul Heyse #4 in our 
series by Paul Heyse 
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Title: Ein Ring 
Author: Paul Heyse 
Release Date: October, 2005 [EBook #9084] [Yes, we are more than 
one year ahead of schedule] [This file was first posted on September 4, 
2003]
Edition: 10 
Language: German 
Character set encoding: ISO-8859-1 
*** START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK EIN RING 
*** 
 
Produced by Delphine Lettau 
 
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Ein Ring 
Paul Heyse 
Novelle 
(1904) 
Wie bist du zu dem seltsamen Ringe gekommen, liebe Tante? Einen so 
massiven, mit großen schwarzen Buchstaben habe ich nie gesehen. Ist's 
ein Trauerring? Und was steht in der Inschrift? 
Die kleine alte Frau, an die ich diese Fragen richtete, war eine ältere 
Schwester meiner Mutter, nur Tante Klärchen von uns genannt. Vor 
siebzehn Jahren hatte sie ihren Mann verloren, den Bankier Herz, 
dessen große, schwerfällige Figur mit dem feinen jüdischen Kopfe mir 
noch aus meiner frühesten Kinderzeit vor Augen steht, da meine Eltern, 
als ich zwei Jahre alt war, die Frankfurter Verwandten besucht hatten. 
Nun war diese Lieblingsschwester meiner Mutter nach einem 
glänzenden Leben an der Seite des wohlhabenden Gatten, dem sie 
schöne Töchter geboren, in eine unscheinbare Dunkelheit versunken, 
hatte aber ihre Wohnung an der "Schönen Aussicht" behalten und sie 
nur selten verlassen, teils weil ihre äußere Lage ihr den früheren
Aufwand nicht mehr gestattete und zunehmende Kränklichkeit sie oft 
ans Bett fesselte, teils weil sie in diesem Hause die freundliche Pflege 
und Gesellschaft ihres ältesten Bruders genoß, meines Onkels Louis 
Saaling und seiner Frau, von denen ich in meinen 
"Jugenderinnerungen" ein mehreres erzählt habe. 
Als ich nun in meinem neunzehnten Jahre als fahrender Schüler von 
Bonn aus den Rhein hinauf wallfahrtete und einige Tage von meinem 
Onkel beherbergt wurde, ehe ich in die Schweiz weiterzog, faßte ich 
eine lebhafte Neigung zu dieser Tante Klärchen, die auch mich, schon 
um meiner Mutter willen, mit einer rührenden Zärtlichkeit ins Herz 
schloß. 
Sie lag damals schon fest auf dem Krankenbette, das sie nicht mehr 
verlassen sollte. Aber wer von ihren Schmerzen nichts wußte und das 
feine, edelgebildete Gesichtchen unter dem kostbaren Spitzentuch 
betrachtete, noch von schwarzen, glänzenden Locken trotz ihrer 
sechzig Jahre eingefaßt, die Augen von einer seltsamen Onyxfarbe in 
dem bläulichen Weiß unter den breiten Lidern, dazu das Grübchen in 
der glatten linken Wange, das bei jedem Lächeln sich vertiefte--konnte 
sich nicht vorstellen, daß die Tage dieser lieblichen alten Frau gezählt 
sein sollten. 
Klärchen hat immer einen "Chain" gehabt, pflegte meine Mutter zu 
sagen--der jüdische Ausdruck für das, was wir mit den Franzosen 
Charme nennen. Diesem Zauber weiblicher Anmut, der aus dem 
ganzen Naturell der Tante hervorging und bis ins hohe Alter ihr treu 
blieb, konnte auch ich nicht widerstehen. Ich saß stundenlang an ihrem 
Bette und ließ mir von ihren Erlebnissen aus der Zeit, da sie mit meiner 
Mutter jung und lustig gewesen war, erzählen. Sie war nie witzig 
gewesen, wie "Julchen", aber ein dankbares Publikum für den Humor 
der Schwester, und hatte eine Menge der drolligen Einfälle meiner 
Mutter im Gedächtnis behalten. Dagegen mußte ich ihr von meinem 
Studentenleben berichten, meine kleinen romantischen Abenteuer und 
Herzensangelegenheiten beichten, und da es kein Geheimnis war, daß 
ich Verse machte, ihr auch ein und das andere dieser jugendlichen 
Exerzitien vorlesen. Sie sagte mir nichts darüber, hörte aber mit 
zugedrückten Augen und einer träumerischen Miene zu, und als ich 
aufhörte, zog sie meinen Kopf an ihr Gesicht heran, küßte mich auf die 
Augen und sagte ganz leise: Ich danke dir, lieb Kind. Du bist ein
gebenschter (gesegneter) Mensch. 
Gewöhnlich ruhten ihre beiden kleinen Hände regungslos auf der 
grünseidenen Decke, die mit kostbaren Spitzen eingefaßt war. Die 
ungemein zarte Haut war bleich wie alter, weißer Atlas, der etwas 
vergilbt ist und seinen    
    
		
	
	
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