Kinder hat. Und doch hör' ich noch 
lieber von Soldaten, als ich sie sehe. 
Buyck. Das sollt' ich übel nehmen. 
Jetter. Auf Euch ist's nicht gesagt, Landsmann. Wie wir die spanischen 
Besatzungen los waren, holten wir wieder Atem. 
Soest. Gelt! die lagen dir am schwersten auf? 
Jetter. Vexier Er sich. 
Soest. Die hatten scharfe Einquartierung bei dir. 
Jetter. Halt dein Maul. 
Soest. Sie hatten ihn vertrieben aus der Küche, dem Keller, der 
Stube--dem Bette. (Sie lachen.) 
Jetter. Du bist ein Tropf. 
Buyck. Friede, ihr Herren! Muß der Soldat Friede rufen?--Nun, da ihr 
von uns nichts hören wollt, nun bringt auch eure Gesundheit aus, eine 
bürgerliche Gesundheit. 
Jetter. Dazu sind wir bereit! Sicherheit und Ruhe! 
Soest. Ordnung und Freiheit! 
Buyck. Brav! das sind auch wir zufrieden. 
(Sie stoßen an und wiederholen fröhlich die Worte, doch so, daß jeder 
ein anders ausruft, und es eine Art Kanon wird. Der Alte horcht und 
fällt endlich auch mit ein.) 
Alle. Sicherheit und Ruhe! Ordnung und Freiheit! 
Palast der Regentin. 
Margarete von Parma in Jagdkleidern. Hofleute. Pagen. Bediente. 
Regentin. Ihr stellt das Jagen ab, ich werde heut' nicht reiten. Sagt 
Machiavellen, er soll zu mir kommen. (Alle gehen ab.) Der Gedanke an 
diese schrecklichen Begebenheiten läßt mir keine Ruhe! Nichts kann 
mich ergötzen, nichts mich zerstreuen; immer sind diese Bilder, diese 
Sorgen vor mir. Nun wird der König sagen, dies sei'n die Folgen 
meiner Güte, meiner Nachsicht; und doch sagt mir mein Gewissen
jeden Augenblick, das Rätlichste, das Beste gethan zu haben. Sollte ich 
früher mit dem Sturme des Grimmes diese Flammen anfachen und 
umhertreiben? Ich hoffte sie zu umstellen, sie in sich selbst zu 
verschütten. Ja, was ich mir selbst sage, was ich wohl weiß, 
entschuldigt mich vor mir selbst; aber wie wird es mein Bruder 
aufnehmen? Denn, ist es zu leugnen? Der Übermut der fremden Lehrer 
hat sich täglich erhöht; sie haben unser Heiligtum gelästert, die 
stumpfen Sinne des Pöbels zerrüttet und den Schwindelgeist unter sie 
gebannt. Unreine Geister haben sich unter die Aufrührer gemischt, und 
schreckliche Thaten sind geschehen, die zu denken schauderhaft ist und 
die ich nun einzeln nach Hofe zu berichten habe, schnell und einzeln, 
damit mir der allgemeine Ruf nicht zuvorkomme, damit der König 
nicht denke, man wolle noch mehr verheimlichen. Ich sehe kein Mittel, 
weder strenges noch gelindes, dem Übel zu steuern. O was sind wir 
Großen auf der Woge der Menschheit? Wir glauben sie zu beherrschen, 
und sie treibt uns auf und nieder, hin und her. 
(Machiavell tritt auf.) 
Regentin. Sind die Briefe an den König aufgesetzt? 
Machiavell. In einer Stunde werdet Ihr sie unterschreiben können. 
Regentin. Habt Ihr den Bericht ausführlich genug gemacht? 
Machiavell. Ausführlich und umständlich, wie es der König liebt. Ich 
erzähle, wie zuerst um St. Omer die bilderstürmerische Wut sich zeigt. 
Wie eine rasende Menge, mit Stäben, Beilen, Hämmern, Leitern, 
Stricken versehen, von wenig Bewaffneten begleitet, erst Kapellen, 
Kirchen und Klöster anfallen, die Andächtigen verjagen, die 
verschlossenen Pforten aufbrechen, alles umkehren, die Altäre 
niederreißen, die Statuen der Heiligen zerschlagen, alle Gemälde 
verderben, alles, was sie nur Geweihtes, Geheiligtes antreffen, 
zerschmettern, zerreißen, zertreten. Wie sich der Haufe unterwegs 
vermehrt, die Einwohner von Ypern ihnen die Thore eröffnen. Wie sie 
den Dom mit unglaublicher Schnelle verwüsten, die Bibliothek des 
Bischofs verbrennen. Wie eine große Menge Volks, von gleichem 
Unsinn ergriffen, sich über Menin, Comines, Verwich, Lille verbreitet, 
nirgend Widerstand findet, und wie fast durch ganz Flandern in einem 
Augenblicke die ungeheure Verschwörung sich erklärt und ausgeführt 
ist. 
Regentin. Ach, wie ergreift mich aufs neue der Schmerz bei deiner
Wiederholung! Und die Furcht gesellt sich dazu, das Übel werde nur 
größer und größer werden. Sagt mir Eure Gedanken, Machiavell! 
Machiavell. Verzeihen Eure Hoheit, meine Gedanken sehen Grillen so 
ähnlich; und wenn Ihr auch immer mit meinen Diensten zufrieden wart, 
habt Ihr doch selten meinem Rat folgen mögen. Ihr sagtet oft im 
Scherze: "Du siehst zu weit, Machiavell! Du solltest 
Geschichtschreiber sein. Wer handelt, muß fürs Nächste sorgen." Und 
doch, habe ich diese Geschichte nicht voraus erzählt? Hab' ich nicht 
alles voraus gesehen? 
Regentin. Ich sehe auch viel voraus, ohne es ändern zu können. 
Machiavell. Ein Wort für tausend: Ihr unterdrückt die neue Lehre nicht! 
Laßt sie gelten, sondert sie von den Rechtgläubigen, gebt ihnen 
Kirchen, faßt sie in die bürgerliche Ordnung, schränkt sie ein; und so 
habt Ihr die Aufrührer auf einmal zur Ruhe gebracht. Jede andern 
Mittel sind vergeblich, und Ihr verheert das Land. 
Regentin. Hast du vergessen, mit welchem Abscheu mein Bruder selbst 
die Frage verwarf, ob man die neue Lehre dulden könne? Weißt du 
nicht, wie er mir in jedem Briefe die Erhaltung des wahren Glaubens 
aufs eifrigste empfiehlt? daß er Ruhe und Einigkeit auf Kosten der 
Religion nicht hergestellt wissen will? Hält er nicht selbst in den 
Provinzen Spione, die wir nicht kennen, um zu erfahren, wer sich zu 
der neuen Meinung hinüberneigt? Hat    
    
		
	
	
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