Effi Briest | Page 3

Theodor Fontane
gilt die Wette, wir sind hier noch in diesem Jahre zu Polterabend und Hochzeit.'?
?Und was sagtest du da??
?'Wohl m?glich', sagte ich, 'wohl m?glich; Hulda ist die ?lteste und kann sich jeden Tag verheiraten.' Aber er wollte davon nichts wissen und sagte: 'Nein, bei einer anderen jungen Dame, die geradeso br��nett ist, wie Fr?ulein Hulda blond ist.' Und dabei sah er mich ganz ernsthaft an... Aber ich komme vom Hundertsten aufs Tausendste und vergesse die Geschichte.?
?Ja, du brichst immer wieder ab; am Ende willst du nicht.? ?Oh, ich will schon, aber freilich, ich breche immer wieder ab, weil es alles ein bi?chen sonderbar ist, ja beinah romantisch.?
?Aber du sagtest doch, er sei Landrat.?
?Allerdings, Landrat. Und er hei?t Geert von Innstetten, Baron von Innstetten.?
Alle drei lachten.
?Warum lacht ihr?? sagte Effi pikiert. ?Was soll das hei?en??
?Ach, Effi, wir wollen dich ja nicht beleidigen und auch den Baron nicht. Innstetten, sagtest du? Und Geert? So hei?t doch hier kein Mensch. Freilich, die adeligen Namen haben oft so was Komisches.?
?Ja, meine Liebe, das haben sie. Daf��r sind es eben Adelige. Die d��rfen sich das g?nnen, und je weiter zur��ck, ich meine der Zeit nach, desto mehr d��rfen sie sich's g?nnen. Aber davon versteht ihr nichts, was ihr mir nicht ��belnehmen d��rft. Wir bleiben doch gute Freunde. Geert von Innstetten also und Baron. Er ist geradeso alt wie Mama, auf den Tag.?
?Und wie alt ist denn eigentlich deine Mama?? ?Achtunddrei?ig.?
?Ein sch?nes Alter.?
?Ist es auch, namentlich wenn man noch so aussieht wie die Mama. Sie ist doch eigentlich eine sch?ne Frau, findet ihr nicht auch? Und wie sie alles so weg hat, immer so sicher und dabei so fein und nie unpassend wie Papa. Wenn ich ein junger Leutnant w?re, so w��rd ich mich in die Mama verlieben.?
?Aber Effi, wie kannst du nur so was sagen?, sagte Hulda. ?Das ist ja gegen das vierte Gebot.?
?Unsinn. Wie kann das gegen das vierte Gebot sein? Ich glaube, Mama w��rde sich freuen, wenn sie w��?te, da? ich so was gesagt habe.?
?Kann schon sein?, unterbrach hierauf Hertha. ?Aber nun endlich die Geschichte.?
?Nun, gib dich zufrieden, ich fange schon an ... Also Baron Innstetten! Als er noch keine zwanzig war, stand er dr��ben bei den Rathenowern und verkehrte viel auf den G��tern hier herum, und am liebsten war er in Schwantikow dr��ben bei meinem Gro?vater Belling. Nat��rlich war es nicht des Gro?vaters wegen, da? er so oft dr��ben war, und wenn die Mama davon erz?hlt, so kann jeder leicht sehen, um wen es eigentlich war. Und ich glaube, es war auch gegenseitig.? ?Und wie kam es nachher??
?Nun, es kam, wie's kommen mu?te, wie's immer kommt. Er war ja noch viel zu jung, und als mein Papa sich einfand, der schon Ritterschaftsrat war und Hohen-Cremmen hatte, da war kein langes Besinnen mehr, und sie nahm ihn und wurde Frau von Briest ... Und das andere, was sonst noch kam, nun, das wi?t ihr ... das andere bin ich.?
?Ja, das andere bist du, Effi?, sagte Bertha. ?Gott sei Dank; wir h?tten dich nicht, wenn es anders gekommen w?re. Und nun sage, was tat Innstetten, was wurde aus ihm? Das Leben hat er sich nicht genommen, sonst k?nntet ihr ihn heute nicht erwarten.?
?Nein, das Leben hat er sich nicht genommen. Aber ein bi?chen war es doch so was.?
?Hat er einen Versuch gemacht??
?Auch das nicht. Aber er mochte doch nicht l?nger hier in der N?he bleiben, und das ganze Soldatenleben ��berhaupt mu? ihm damals wie verleidet gewesen sein. Es war ja auch Friedenszeit. Kurz und gut, er nahm den Abschied und fing an, Juristerei zu studieren, wie Papa sagt, mit einem 'wahren Biereifer'; nur als der Siebziger Krieg kam, trat er wieder ein, aber bei den Perlebergern statt bei seinem alten Regiment, und hat auch das Kreuz. Nat��rlich, denn er ist sehr schneidig. Und gleich nach dem Kriege sa? er wieder bei seinen Akten, und es hei?t, Bismarck halte gro?e St��cke von ihm und auch der Kaiser, und so kam es denn, da? er Landrat wurde, Landrat im Kessiner Kreise.?
?Was ist Kessin? Ich kenne hier kein Kessin.?
?Nein, hier in unserer Gegend liegt es nicht; es liegt eine h��bsche Strecke von hier fort in Pommern, in Hinterpommern sogar, was aber nichts sagen will, weil es ein Badeort ist (alles da herum ist Badeort), und die Ferienreise, die Baron Innstetten jetzt macht, ist eigentlich eine Vetternreise oder doch etwas ?hnliches. Er will hier alte Freundschaft und Verwandtschaft wiedersehen.?
?Hat er denn hier Verwandte??
?Ja und nein, wie man's nehmen will. Innstettens gibt es hier nicht, gibt es, glaub ich, ��berhaupt nicht mehr. Aber er hat hier entfernte Vettern von der Mutter Seite her, und vor allem hat er wohl Schwantikow und das Bellingsche Haus wiedersehen wollen, an das ihn so viele Erinnerungen kn��pfen. Da war er denn vorgestern dr��ben, und heute will er hier in Hohen-Cremmen sein.?
?Und was sagt dein
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