Die Prinzessin Girnara

Jakob Wasserman
Die Prinzessin Girnara

The Project Gutenberg EBook of Die Prinzessin Girnara, by Jakob
Wassermann This eBook is for the use of anyone anywhere at no cost
and with almost no restrictions whatsoever. You may copy it, give it
away or re-use it under the terms of the Project Gutenberg License
included with this eBook or online at www.gutenberg.net
Title: Die Prinzessin Girnara Weltspiel und Legende
Author: Jakob Wassermann
Release Date: May 31, 2005 [EBook #15952]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
*** START OF THIS PROJECT GUTENBERG EBOOK DIE
PRINZESSIN GIRNARA ***

Produced by Markus Brenner and DP Proofreaders Europe,
http://dp.rastko.net.

DIE PRINZESSIN GIRNARA
WELTSPIEL UND LEGENDE
VON
JAKOB WASSERMANN
1919 ED. STRACHE VERLAG WIEN -- PRAG -- LEIPZIG
Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung, sind dem Autor
vorbehalten. Das Werk, in vorliegender Fassung, ist nicht als
Bühnendichtung gedacht und daher auch nicht aufführbar.
GEDRUCKT BEI ED. STRACHE, WARNSDORF.
* * * * *

PERSONEN:
DER KÖNIG DIE PRINZESSIN GIRNARA PRINZ SIHO DER
ERSTE RITTER DER ZWEITE RITTER DER WÜRDENTRÄGER
DER HÖFLING SCHÖNE DAME FRÄULEIN DER PILGER
HAUSMEIER DER MAGIER ERSTER DIENER ZWEITER DIENER
STIMME DES SÄNGERS STIMME DES TORWARTS DIE ALTE
DIENERIN DIE JUNGE DIENERIN DIE SCHWARZE SKLAVIN
DER FREUND DER DÄMON ALS HUND DER DÄMON ALS
FLEDERMAUS DER DÄMON MIT DEM SPIEGEL
GEISTERSTIMME DER SIEGREICH-VOLLENDETE
* * * * *

WELTSPIEL
Saal. Hinten Säulenhalle. Vorn, nicht sichtbar, Galerie. Gedeckte Tafel.
STIMME DES PILGERS: Gib Kunde von dir, Lebendige in der
Finsternis!
HAUSMEIER: Ihr könnt die Lichter jetzt anzünden!
ERSTER DIENER: Schon kommen die Spielleute: Fiedel, Flöte,
Trommel und der Sänger.
ZWEITER DIENER: Der Wein ist in die Krüge gegossen.
ERSTER DIENER: Der Koch läßt melden, er tue die Fische in die
Pfanne.
HAUSMEIER: Daß ihr leise auftretet und die Augen niederschlagt.
DER ERSTE RITTER: Niemand hat die Prinzessin Girnara je gesehen.
DER ZWEITE RITTER: Man weiß nicht mehr von ihr als ihren
Namen.
HAUSMEIER: Daß ihr behutsam die Schüsseln haltet und die Brühe
nicht verschüttet!
HÖFLING: Im Schloß der sieben Türme, am Gestade des Geiersees hat
sie geweilt von Geburt an.
WÜRDENTRÄGER: Der König in seiner Weisheit hat sie der Welt
entzogen.
EIN FRÄULEIN: Sprecht, warum ist es geschehen?
WÜRDENTRÄGER: Die Weisheit des Königs hat es beschlossen.
DER ERSTE RITTER: Niemand kennt den Grund.
SCHÖNE DAME: Hat sie die Sonne je erblickt, hat sie Blumen
gepflückt im Garten?

DER ZWEITE RITTER: Sie hat nie die Sonne geschaut, nie Blumen
im Garten gepflückt.
SCHÖNE DAME: Und die heimliche Hochzeit mit dem fremden
Edelmann, warum dies?
FRÄULEIN: Warum die heimliche, hastige Hochzeit mit dem
Unbekannten, der kein Land beherrscht?
WÜRDENTRÄGER: Die Weisheit des Königs hat es beschlossen.
SCHÖNE DAME: Er hatte kein Feierkleid, kein Pferd und keine
Diener.
HÖFLING: Er war arm wie einer der Geringsten, doch mutig in der
Schlacht.
HAUSMEIER: Daß die Spielleute nicht lärmend ihre Instrumente
stimmen!
ERSTER DIENER: Sie harren auf das Zeichen zum Beginn.
DER ERSTE RITTER: Wo ist der Eidam des Königs? Empfängt er die
Geladenen nicht?
SCHÖNE DAME: Empfängt er nicht seine Gäste, wie es der Brauch?
HAUSMEIER: Daß sich die Trommel bescheiden aufführt!
FRÄULEIN: Wird die Prinzessin an seiner Seite erscheinen?
HÖFLING: Er geht traurig umher und meidet die Blicke der Menschen.
HAUSMEIER: Daß die Pastetchen warm auf die Tafel kommen!
STIMME DES PILGERS: Gib Kunde von dir, Lebendige in der
Finsternis!
WÜRDENTRÄGER: Wer ist es, der so schreit?
HAUSMEIER: Schafft ihn fort, den Schreier!
ERSTER DIENER: Ein frommer Pilger, hat Speise begehrt.
STIMME DES PILGERS: Nimm an die Lehre, Wahnbeladene, in
deiner Brunnentiefe!
HAUSMEIER: Schafft ihn fort, den Schreier, sag' ich!
DER ZWEITE RITTER: Noch immer ist der Eidam des Königs nicht
unter seinen Gästen.
DER ERSTE RITTER: Dort naht er, sieht aus wie einer, der
schuldbewußt ist.
DER ZWEITE RITTER: Wie einer, den Verhängnis bedrückt.
HÖFLING: Wie einer, der nichts von Freude weiß.
SCHÖNE DAME: Ohne die Prinzessin ist er gekommen.
FRÄULEIN: Sieht aus wie einer, der unrechtes Gut verbirgt.

HAUSMEIER: Die Spielleute sollen anfangen zu spielen!
SCHÖNE DAME: Er führt die Gattin nicht zum Feste.
FRÄULEIN: Die Herrin wohnt im Hause und tritt nicht hervor?
HÖFLING: Niemand darf ihren Gemächern nahen.
ERSTER RITTER: Es ist verboten, dem obersten Gewölbe zu nahen.
WÜRDENTRÄGER: Wir grüßen den Eidam des Königs!
ERSTER UND ZWEITER RITTER: Prinz Siho, wir grüßen dich!
DER SÄNGER: Willkommen, Fremdling, der unser geworden ist!
HAUSMEIER: Der Vollendete segne deine Schritte!
SIHO: Euch alle grüß' ich von Herzen!
WÜRDENTRÄGER: Das frohe Mahl wartet deiner.
HAUSMEIER: Leckerbissen aller vier Jahreszeiten.
SCHÖNE DAME: Traulich spielen die Spielleute.
FRÄULEIN: Die Fiedel schluchzt wie die Nachtigall im Mangohag.
SIHO: Laßt uns zu Tische gehen.
DER FREUND: Hör' mich an, bevor du dich zu ihnen setzest.
DER ERSTE RITTER: Schwermut verdunkelt seine Stirn.
SIHO: Sag' es in wenigen Worten.
DER ERSTE RITTER: Er hat die Prinzessin nicht zum Feste geführt.
DER ZWEITE RITTER:
Continue reading on your phone by scaning this QR Code

 / 10
Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.