Die Menschen der Ehe

John Henry Mackay

Die Menschen der Ehe, by John Henry Mackay

The Project Gutenberg eBook, Die Menschen der Ehe, by John Henry Mackay
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Title: Die Menschen der Ehe
Author: John Henry Mackay
Release Date: January 15, 2005 [eBook #14700]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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E-text prepared by Hubert Kennedy

DIE MENSCHEN DER EHE
Schilderungen aus der kleinen Stadt
von
JOHN HENRY MACKAY

Ich lache nicht ��ber sie, weil sie so sind, wie sie sind; ich lache ��ber sie, weil sie sich einbilden, ihr Leben sei ein Muster und ein Beispiel, und da? es wert sei, zu leben, wie sie leben.
John Henry Mackay

I.
Der Dunst der brennenden Kohle erf��llte die Luft weithin. Aus tausend Schloten qualmte der Rauch, gelb, schwarz, grau und wei?, empor, und all' diese dicken Wolken l?sten sich unmerklich auf in die ungeheure Dunstwelle welche unabl?ssig auf Meilen hin das Flu?tal in seiner ganzen Breite beschattete.
Ueber der kleinen Stadt lag sie wie ein d��nner Schleier. Zuweilen l��ftete diesen Schleier ein frischerer Windhauch, der von S��den das Tal heraufzog. Aber es dauerte nicht lange und er war wieder herniedergefallen auf die reizlosen Z��ge, die er wie in Mitleid verh��llte.
Eigentlich waren es zwei St?dte, die hier zusammenlagen. Aber nur der Flu?, ein tr?ger, gelber Flu?, trennte sie, und zwei Br��cken verbanden sie: eine alte massive aus Stein, mit m?chtigen Pfeilern und Quadern, die noch alles lautlos ertragen hatte, was ��ber sie hinweggezogen war, und eine neue aus modernem Eisen, welche ?chzte und bebte, wenn die gro?en Lastwagen ��ber sie hin fuhren, und gr??liche Massen Staub unter den schweren R?dern hervorhustete.
Der Fremde, der auf den H?hen des Tales hinwandernd die roten und schwarzen Giebel zu seinen F��?en sah, glaubte nicht anders, als sie geh?rten alle zu dem Bezirke einer Stadt. Aber die, welche unter diesen Giebeln wohnten, waren anderer Meinung. Und auf sie kam es doch an.
Seit undenklichen Zeiten lagen die Schwesterst?dte einander in den Haaren. Die kleinen Reibereien endeten nie; die letzten Wahrzeichen der gro?en entscheidenden Schlachten aber waren die leeren Augenh?hlen der Gaslaternen auf der "alten" Br��cke--: unter den Steinw��rfen der den Alten nachzwitschernden, nein, nachheulenden Jugend beider St?dte waren sie dahingesunken, unter W��rfen, die ihre edleren Ziele leider verfehlt hatten.
In Dialogen von gleich klassischer K��rze und Sch?nheit endeten diese K?mpfe:
"Wart' nur, ich sahns abber meinem Vatter!" der eine.
"Und ich sahns meiner Mutter, die packt dei Mutter!" der andere.
"Aber mei Vatter is st?rker wie dei Vatter."
"O du D��rmel, kumm nure nit doh?r . . ."

II.
Die Gesellschaft der Stadt setzte sich leicht erkennbar aus drei Grundelementen zusammen: aus Gro?h?ndlern, Beamten und aus Milit?r.
Seit sehr langen Jahren sa?en die Ersteren hier fest. Sie waren der Urstamm des B��rgertums. So lange hatten sie fast nur untereinander geheiratet, da? sie gewisserma?en eine gro?e Familie geworden waren, welche sich in ererbten Anschauungen und Br?uchen so lange wie irgend m?glich fortzubewegen suchte und unter sich mit einem harten Anklang an den Dialekt der Gegend sprach.
Million zu Million h?ufend hatten sie hier eine moderne Zwingburg des Kapitals errichtet, gegen die anzuk?mpfen eine Unm?glichkeit schien. Noch nie war es versucht worden.
So hatten sie--die unumschr?nkten Herrscher dieser Stadt--ihr lange den Stempel aufgedr��ckt; den Stempel eines souver?nen, starren, fortschrittfeindlichen Willens.
Das waren die "Alldahiesigen!" . . .
Dann hatte der Staat gro?e Betriebe errichtet, und eine unz?hlige Schar von Beamten jeder Art war hier zusammengestr?mt, aus allen Teilen des Reiches, neue Sprachen, neue Sitten, neue Kochrezepte mit sich f��hrend. Neues Leben kam mit ihnen nicht. Machtlos zu irgend einer Initiative hatten sie sich willenlos einzuschmiegen als R?der in das Werk der gro?en Maschine Staat, welche sie verbrauchte. Aber die Luft begann zu schwirren von neuen Titeln, vom Morgengang zum B��ro bis zum letzten--immer sehr sp?ten--Abendschoppen im "M��nchener Kindl", und die Eingesessenen zogen sich m��rrisch mehr und mehr zur��ck unter die dicke Haut ihrer sicheren Privilegien . . .
Waren sie zehn Jahre hier gewesen, alle diese Fremden, ohne nach einer anderen Stadt weiterversetzt zu sein, so wurden sie zu "Hiesigen". Bis dahin blieben sie, was sie waren--: die "Hergeloffenen".
Unweit der Grenze lag die Stadt. Seit dem gr??lichen Kriege mit dem "Erbfeind" war unabl?ssig Milit?r ��ber Milit?r hergezogen, bis zwei Regimenter hier festlagen. Ueberall an den sich erweiternden Grenzen der Stadt entstanden wei?get��nchte Baracken von Holz und gro?e, rote, viereckige Ziegelhaufen von abscheulicher H??lichkeit, hinter deren Umfassungsmauern die rohen Fl��che brutaler Unteroffiziere und die stampfenden Schritte schwerer und keuchender Menschenmassen hervort?nten, und die bis dahin so friedlichen Stra?en der St?dte erzitterten unter dem Klirren rasselnder Schlepps?bel.
Furchtbarer aber noch waren die Verheerungen, welche diese neue Macht in den Herzen der Gro?b��rgert?chter der Stadt anrichtete, und murrend nur sahen die V?ter, wutschnaubend aber die betrogenen Vettern der gro?en
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