sucht im Gesträuche.) 
Esther. Ei, was kommt dich an? Das Kleinod-- 
Rahel. Glaubst du denn, ich sei so töricht Und verschleuderte das Gut? 
Sieh! ich hab's, halt's in der Hand, Häng es wieder in mein Ohr, Weiß 
und klein, zum Schmuck der Wange. 
Isaak (suchend). Weh! Verloren! 
Rahel. Vater, kommt nur! Seht, das Kleinod ist gefunden, 's war ja 
Spaß nur. 
Isaak Daß dich Gott--! So zu spaßen! Und nun komm! 
Rahel. Vater, jedes, nur nicht dies. Ich muß mal den König sehen, Und 
er mich, ja, ja, er mich. Wenn er kommt und wenn er fragt: Wer ist dort 
die schöne Jüdin? Sag, wie heißt du?--Rahel, Herr! Isaaks Rahel! 
sprech ich dann, Und er kneipt mich in die Backen. Heiße dann die 
schöne Rahel. Mag der Neid darob zerplatzen, Wenn sie's ärgert, 
kümmert's mich? 
Esther. Vater! 
Isaak. Wie? 
Esther. Dort naht der Haufen. 
Isaak. Herr des Lebens! Was geschieht mir? 's ist Rehabeam und sein 
Volk. Wirst du gehen? 
Rahel. Vater, hört doch! 
Isaak. Nun, so bleibe! Esther komm! Lassen wir allein die Törin. Mag 
der Unrein-Händ'ge kommen, Sie berühren, mag sie töten! Hat sie's 
selber doch gewollt. Esther komm! 
Rahel. Je, Vater, bleibt! 
Isaak. Immer zu! Komm, Esther, komm! (Er geht.) 
Rahel. Ich will nicht allein sein! Hört ihr? Bleibt!--Sie gehn--O weh 
mir, weh! Ich will nicht allein sein! Hört ihr? Ach, sie 
kommen.--Schwester! Vater! (Eilt ihnen nach.) 
(Der König, die Königin, Manrique de Lara und Gefolge kommen.) 
König (im Auftreten). Laßt näher nur das Volk! Es stört mich nicht; 
Denn wer mich einen König nennt, bezeichnet Als Höchsten unter 
vielen mich, und Menschen Sind so ein Teil von meinem eignen Selbst.
(Zur Königin gewendet.) Und du, kein mindrer Teil von meinem 
Wesen, Willkommen mir in dieser treuen Stadt, Willkommen in 
Toledos alten Mauern. Sieh rings um dich, und höher poch dein Herz, 
Denk nur, du stehst an meines Geistes Wiege: Hier ist kein Platz, kein 
Haus, kein Stein, kein Baum, Der Denkmal nicht von meiner Kindheit 
Lose. Als ich vor meines bösen Oheims Wüten, Des Königs von Leon, 
ein vaterloser, Der Mutter früher schon beraubten Knabe, Durch 
Feindes Land, es war mein eignes, floh, Und mich von Stadt zu Stadt 
Kastiliens Bürger Wie Hehler eines Diebstahls heimlich führten Weil 
Tod bedräute Wirt zugleich und Gast, Und übrall nun umstellt war 
meine Spur, Da brachten mich die Männer, Don Estevan Illan, den 
längst der Rasen birgt des kühlen Grabs, Und dieser Mann, Manrique 
Graf von Lara, Hierher, den Hauptsitz von der Feinde Macht Und 
bargen mich im Turm von Sankt Roman, Den du dort siehst hoch ob 
den Häusern ragen. Dort lag ich still, sie aber streuten aus Den Samen 
des Gerüchts ins Ohr der Bürger. Und als am Tage Himmelfahrt die 
Menge Versammelt war vor jenes Tempels Pforte Da führten sie mich 
auf des Turmes Erker Und zeigten mich dem Volk und schrien hinab: 
Hier mitten unter euch, hier euer König, Der Erbe alter Fürsten, ihres 
Rechts Und eurer Rechte williger Beschirmer. Ich war ein Kind und 
weinte, sagten sie. Noch aber hör ich ihn, den gellen Aufschrei, Ein 
einzig Wort aus tausend bärt'gen Kehlen, Und tausend Schwerter wie in 
einer Hand, Der Hand des Volks. Gott aber gab den Sieg, Die Leoneser 
flohn; und fort und fort. Ich selber Fahne mehr als Krieger noch 
Inmitten eines Heers, durchzog das Land Erfechtend mit des Mundes 
Lächeln Siege; Sie aber lehrten mich und pflegten mein, Und 
Muttermilch floß mir aus ihren Wunden. Deshalb, wenn andre Fürsten 
Väter heißen Des eignen Volks, nenn ich mich seinen Sohn, Denn was 
ich bin, verdank ich ihrer Treue. 
Manrique. Wenn alles, was Ihr seid, vieledler Herr, Nur unsres 
Beispiels, unsrer Worte Frucht, Dann nehmen wir den Dank und sind 
des froh, Wenn unsre Lehren, unsre Pflege sich In so viel Ruhm, in so 
viel Taten spiegeln, Dann ist der Dank so ein' als andre Pflicht. (Zur 
Königin.) Seht ihn nur an mit Eurem holden Blick; Denn so viel Kön'ge 
noch in Spanien waren, Vergleicht sich keiner ihm an hohem Sinn. Das 
Alter ist wohl tadelsüchtig sonst, Auch ich bin alt und tadle gern und 
viel, Und oft hab ich, im Rat mit meiner Meinung Besiegt von seinem
fürstlich hohen Wort, Geheim erbost--heißt das, auf kurze Zeit-- Bös 
Zeugnis aufgesucht gen meinen Herrn, Ihn eines Fehls, weiß Gott wie 
gerne, zeihend, Doch immer kehrt' ich tief beschämt zurück, Mir blieb 
der Neid, und er war fleckenlos. 
König. Ei, ei! Der Lehrer auch ein Schmeichler, Lara? Doch wollen wir 
nicht dies und das bestreiten. Bin ich nicht schlimm, so besser denn für 
Euch, Obgleich der Mensch, der wirklich ohne Fehler, Auch ohne 
Vorzug wäre, fürcht ich fast; Denn wie der Baum mit lichtentfernten 
Wurzeln Die etwa trübe Nahrung saugt tief aus dem Boden, So scheint 
der Stamm, der Weisheit wird genannt Und der dem Himmel eignet    
    
		
	
	
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