Militär, 
der Fürst, die Regierung würden uns schön zusammenarbeiten. 
Breme. Gerade umgekehrt. Das ist's eben, worauf ich fuße. Der Fürst 
ist unterrichtet, wie sehr das Volk bedruckt sei. Er hat sich über die 
Unbilligkeit des Adels, über die Langweiligkeit der Prozesse, über die 
Schikane der Gerichtshalter und Advokaten oft genug deutlich und 
stark erklärt, so dass man voraussetzen kann: Er wird nicht zurück, 
wenn man sich Recht verschafft, da er es selbst zu tun gehindert ist. 
Peter. Sollte das gewiss sein? 
Albert. Es wird im ganzen Lande davon gesprochen. 
Peter. Da wäre noch allenfalls was zu wagen. 
Breme. Wie ihr zu Werke gehen müsst, wie vor allen Dingen der
abscheuliche Gerichtshalter beiseite muss, und auf wen noch mehr 
genau zu sehen ist, das sollt ihr alles noch vor Abend erfahren. Bereitet 
eure Sachen vor, regt eure Leute an und seid mir um Sechse beim 
Herrenbrunnen. Dass Jakob nicht kommt, macht ihn verdächtig; ja, es 
ist besser, dass er nicht gekommen ist. Gebt auf ihn acht, dass er uns 
wenigstens nicht schade; an dem Vorteil, den wir uns erwerben, wird er 
schon teilnehmen wollen. Es wird Tag; lebt wohl und bedenkt nur, dass, 
was geschehen soll, schon geschehen ist. Die Gräfin kommt eben erst 
von Paris zurück, wo sie das alles gesehn und gehört hat, was wir mit 
so vieler Verwunderung lesen; vielleicht bringt sie schon selbst mildere 
Gesinnungen mit, wenn sie gelernt hat, was Menschen, die zu sehr 
gedruckt werden, endlich für ihre Rechte tun können und müssen. 
Martin. Lebt wohl, Gevatter, lebt wohl! Punkt Sechse bin ich am 
Herrenbrunnen. 
Albert. Ihr seid ein tüchtiger Mann! Lebt wohl. 
Peter. Ich will Euch recht loben, wenn's gut abläuft. 
Martin. Wir wissen nicht, wie wir's Euch danken sollen. 
Breme (mit Würde). Ihr habt Gelegenheit genug, mich zu verbinden. 
Das kleine Kapital zum Exempel von zweihundert Talern, das ich der 
Kirche schuldig bin, erlasst ihr mir ja wohl. 
Martin. Das soll uns nicht reuen. 
Albert. Unsere Gemeine ist wohlhabend und wird auch gern was für 
Euch tun. 
Breme. Das wird sich finden. Das schöne Fleck, das Gemeindegut war 
und das der Gerichtshalter zum Garten einzäunen und umarbeiten 
lassen, das nehmt ihr wieder in Besitz und überlasst mir's. 
Albert. Das wollen wir nicht ansehen, das ist schon verschmerzt. 
Peter. Wir wollen auch nicht zurückbleiben. 
Breme. Ihr habt selbst einen hübschen Sohn und schönes Gut; dem 
könnt' ich meine Tochter geben. Ich bin nicht stolz, glaubt mir, ich bin 
nicht stolz. Ich will Euch gern meinen Schwäher heißen. 
Peter. Das Mamsellchen ist hübsch genug; nur ist sie schon zu vornehm 
erzogen. 
Breme. Nicht vornehm, aber gescheit. Sie wird sich in jeden Stand zu 
finden wissen. Doch darüber lässt sich noch vieles reden. Lebt jetzt 
wohl, meine Freunde, lebt wohl! 
Alle. So lebt denn wohl!
Zweiter Aufzug 
 
Erster Auftritt (Vorzimmer der Gräfin. Sowohl im Fond als an den 
Seiten hängen adlige Familienbilder in mannigfaltigen geistlichen und 
weltlichen Kostümen.) 
Der Amtmann tritt herein, und indem er sich umsieht, ob niemand da 
ist, kommt Luise von der andern Seite. 
Amtmann. Guten Morgen, Demoiselle! Sind Ihro Exzellenz zu 
sprechen? Kann ich meine untertänigste Devotion zu Füßen legen? 
Luise. Verziehen Sie einigen Augenblick, Herr Amtmann. Die Frau 
Gräfin wird gleich herauskommen. Die Beschwerlichkeiten der Reise 
und das Schrecken bei der Ankunft haben einige Ruhe nötig gemacht. 
Amtmann. Ich bedaure von ganzem Herzen! Nach einer so langen 
Abwesenheit, nach einer so beschwerlichen Reise ihren einzig 
geliebten Sohn in einem so schrecklichen Zustande zu finden! Ich muss 
gestehen, es schaudert mich, wenn ich nur daran denke. Ihro Exzellenz 
waren wohl sehr alteriert? 
Luise. Sie können sich leicht vorstellen, was eine zärtliche sorgsame 
Mutter empfinden musste, als sie ausstieg, ins Haus trat und da die 
Verwirrung fand, nach ihrem Sohne fragte und aus ihrem Stocken und 
Stottern leicht schließen konnte, dass ihm ein Unglück begegnet sei. 
Amtmann. Ich bedaure von Herzen. Was finden Sie an? 
Luise. Wir mussten nur geschwind alles erzählen, damit sie nicht etwas 
Schlimmeres besorgte; wir mussten sie zu dem Kinde führen, das mit 
verbundenem Kopf und blutigen Kleidern dalag. Wir hatten nur für 
Umschläge gesorgt und ihn nicht ausziehen können. 
Amtmann. Es muss ein schrecklicher Anblick gewesen sein. 
Luise. Sie blickte hin, tat einen lauten Schrei und fiel mir ohnmächtig 
in die Arme. Sie war untröstlich, als sie wieder zu sich kam, und wir 
hatten alle Mühe, sie zu überführen, dass das Kind sich nur eine starke 
Beule gefallen, dass es aus der Nase blutet, und dass keine Gefahr sei. 
Amtmann. Ich möchte' es mit dem Hofmeister nicht teilen, der das gute 
Kind so vernachlässigt. 
Luise. Ich wunderte mich über die Gelassenheit der Gräfin, besonders 
da er den Vorfall leichter behandelte, als es ihm in dem Augenblick 
geziemte.
Amtmann. Sie ist gar zu gnädig, gar zu nachsichtig. 
Luise. Aber sie kennt ihre Leute und merkt sich alles. Sie weiß, wer ihr    
    
		
	
	
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