Den Morgen hatte er noch das Brummelbeerlied durch die Zähne 
geflötet, als er nach der Stadt ritt, und jetzt? Jetzt lag er da und dachte 
an das Lied, das der rotbärtige dicke Kerl ihm in das Gesicht gebrüllt 
hatte, derselbe Kerl, dem er nachher den Heckenstößer gezeigt hatte. 
Wie ein unkluges Stück Vieh hatte er gebrüllt: 
Der Mansfeld kommt, der Mansfeld kommt, der Mansfeld ist schon da, 
truderiderallala, jetzt ist der Mansfeld da. 
 
Die Braunschweiger 
Am folgenden Tage aber, als der kleine Hermke auf seinen Knieen 
Hopphoppreiter machte, ihm die Ohren lang zog und lustig krähte, 
bekam er wieder helle Augen, doch als er nachher säete, wollte ihm das, 
was er im Kruge belebt hatte, nicht aus dem Sinne. 
»Das soll doch mit dem Deubel zugehen,« dachte er, »daß ich dem 
hergelaufenen Kerl das Pferd für nichts und wieder nichts lassen soll 
und obendrein noch einen ausgeben muß!« Er dachte lange über die 
Sache nach und weil er doch auf dem Ulenhofe zu tun hatte, besprach
er sich mit seinem Schwiegervater. 
»Tja,« sagte Ulenvater und spuckte in das Feuer, »tja, das ist eine 
dummerhaftige Sache. Du kannst den Schaden ja wohl bören, aber ein 
Pferd ist doch kein Hühnerei und reichlich gut zum Verschenken. 
Weißt du was? Ich habe sowieso in Celle zu tun, und da wollten die 
Völker ja hin, wie du sagst. Ich will mal sehen, was sich machen läßt. 
Ich komme mit den Herren vom Hofe ganz gut aus, seitdem sich unser 
Herzog damals hier auf der Jagd über das wilde Schweinelied halb 
ungesund gelacht hat. Vielleicht ist es gut, daß du mitfährst. Heute 
kann ich nicht, aber morgen.« 
Sie fuhren dann auch am andern Morgen los. Es war wieder ein schöner 
Tag; die Lerchen sangen über der Haide und im Bruche flötete der 
Kolüt. Die beiden Bauern aber sahen brummig vor sich hin und als sie 
vor sich drei Reiter zu Gesicht bekamen, faßte Harm die Zügel fester 
und Ulenvater legte die Pistole, die er mitgenommen hatte, neben sich 
in das Wagenstroh. Die Reiter aber ritten vorbei, indem sie ihnen nur 
eben dankten, als sie ihnen die Tageszeit boten. 
Es waren drei Kerle mit Gesichtern, wie sie der Teufel nicht besser 
haben kann; der eine konnte seine Augen gar nicht von dem Gespanne 
wegkriegen, und als Harm sich umdrehte, sah er, daß sie haltgemacht 
hatten und miteinander redeten. Aber dann setzten sie sich in Trab und 
ritten quer in die Haide hinein. 
Noch allerlei Volk begegnete ihnen; zuerst zwei Landstreicher, dann 
drei, dann Tatern, die mit ihrem Planwagen dahergezogen kamen, und 
in dem es von nackigten Kindern wimmelte. Eins davon, ein Mädchen, 
das wohl schon an die dreizehn Jahre alt war, aber so bloß war wie ein 
Fisch, sprang aus dem Wagen und ehe Harm es sich versah, saß es bei 
ihm auf dem Sattelpferd und bettelte ihn an und drei, vier andere 
machten sich bei Ulenvater im Wagen zu schaffen. 
»Das Takelzeug ist noch zäher als wie Hirschläuse,« meinte der 
Wulfsbauer, als sie die nackte Gesellschaft abgeschüttelt hatten, und er 
setzte hinzu: »Was für Völker jetzt im Lande herumstromen! Eine 
Schande ist es, daß da nichts getan wird! Gaudiebe und Vagelbunden
sind beinahe die Herren jetzt. Wenn das so beibleibt, kann es noch gut 
werden.« 
Indem er sich nach den Zigeunern umsah, wurde er gewahr, daß die 
drei Reiter umgedreht hatten und hinter ihnen herkamen. Das schien 
ihm verdächtig und deshalb ließ er die Pferde ordentlich laufen; so kam 
er früher vor der Stadt an, als die Reiter. 
Bei dem Tore sah es bunt aus; eine Menge fremden Kriegsvolkes lag 
dort, und als die Bauern den Wächter fragten, was das für eine 
Bewandtnis habe, hörten sie, daß das allerlei Gesindel war, daß der 
Halberstädter Bistumsverwalter Christian von Braunschweig gegen die 
Kaiserlichen angeworben hatte. Die Leute hielten sich ziemlich 
anständig, denn sie lagen unter den Kanonen der Stadt und eine 
Abteilung herzoglicher Kriegsknechte unter einem Hauptmann paßte 
auf, daß sie keinen Unfug anstellten. Aber Harm dachte sich, als er sie 
besah: »Die mehrsten sehen aus, als wenn sie mit einem Strick um den 
Hals weggelaufen sind.« 
In Celle spannten sie in der Wirtschaft zur goldenen Sonne aus, wo sie 
gut bekannt waren, und frühstückten mit vier Bauern aus dem Gau 
Flottwede. »Wir werden bald allerlei gewahr werden,« meinte der 
Wathlinger Burvogt; »die Wienhäuser Nönnekens haben sich schon 
dünne gemacht, denn sonst könnten sie wohl bald ihr Nonnenfleisch 
losgeworden sein. In Altencelle haben die Halunken von Kriegsleuten 
den Bauern mit Gewalt die Würste und Schinken genommen und sie 
obendrein mit Schlägen zugedeckt. Der Vollmeier Pieper in Burg liegt 
auf den Tod; er wollte es nicht leiden, daß sie sich an seinen Töchtern 
vergriffen, und da hat ihm ein Kerl mit dem Säbel über den Kopf 
geschlagen, daß der Brägen herauskam.« 
Er sah sich um und flüsterte dann: »Der    
    
		
	
	
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