verstehen mich nicht, Herr Baumeister. 
Gründling. Genug! Morgen will ich mit Herrn von Flottwell selbst 
darüber sprechen. Glauben Sie aber nicht, Herr Kammerdiener, daß ich 
ein Mann bin, der nicht zu leben versteht. Sollten Sie sich für die Sache 
bei dem gnädgen Herrn glücklich verwenden, so werde ich mich sehr 
geehrt fühlen, wenn Sie ein Geschenk von hundert Dukaten nicht 
verschmähen wollen. 
Wolf. Sie verkennen mich. Eigennutz ist nicht meine Sache, ich
spreche nur zum Vorteil meines gnädgen Herrn! 
Gründling. Den werden Sie durch mich besser bezwecken, als wenn 
das Schloß von einem andern wohlfeiler und schlechter gebaut wird. 
Wolf. Nun gut. Ich will versuchen, was mein geringer Einfluß 
zugunsten eines so großen Künstlers vermag, und gelingt es mir, so 
werde ich Ihr Geschenk nur unter der Bedingung annehmen, daß Sie 
mir erlauben, es auf eine wohltätige Weise für andere zu verwenden. 
Gründling. Ganz nach Ihrem Belieben. (Beiseite.) Die Kunst mag mir 
diese Herabwürdigung verzeihen. (Laut.) Morgen erwarte ich einen 
günstigen Bescheid. (Will ab.) 
Wolf (blickt zum Fenster hinaus). Teufel! der andere. (Schnell.) Wollen 
Sie nicht so gefällig sein, sich über die Nebentreppe zu bemühen, weil 
die Bedienten auf der großen Möbel transportieren. Ich empfehle mich 
ergebenste (Läßt ihn durch eine Seitentür hinausgehen. Wolf allein.) 
Diese Zitrone gibt wenig Saft, jetzt wollen wir die andere pressen. 
 
Fünfter Auftritt 
Voriger. Baumeister Sockel. 
Sockel. Guten Morgen, Herr von Wolf! Sie haben mich rufen lassen, 
ich wäre schon gestern gekommen, aber ich hab ein Haus stützen 
müssen, was ich vor zwei Jahren erst gebaut hab. Verstanden? Ich sag 
Ihnens, man möcht jetzt lieber Holz hacken als Häuser bauen. Erstens 
brennen s' Ziegel, wenn man einen nur ein unbeschaffenes Wort gibt, 
so fallt er schon voneinander. Nachher wollen s' immer ein Million 
Zins einnehmen, lauter Zimmer, keine Mauern. Verstanden? Drum sind 
manche moderne Häuser auch so dünn, als wenn s' bloße Futteral über 
die alten wären. Hernach hat halt ein Baumeister vor Zeiten auf solide 
Einwohner rechnen können, aber jetzt zieht sich ja manchmal ein Volk 
hinein, das nichts als rauft und schlagt, Tisch und Stühl umwirft und 
das Unterste zu oberst kehrt. Ja wo soll denn da ein Haus die Geduld 
hernehmen, da wirds halt springgiftig, und endlich fallts vor Zorn
zusamm. Verstanden? 
Wolf. Das ist alles ganz recht, aber jetzt lassen Sie uns vernünftig 
reden. 
Sockel. Erlauben Sie, aber meine Reden sind ein wahrer Triumph der 
Vernunft. Verstanden? 
Wolf. Ich habe Ihnen die unangenehme Nachricht zu sagen, daß Sie 
den Bau des Schlosses nicht bekommen werden. 
Sockel. Hören Sie auf, oder ich stürz zusamm wie eine alte 
Gartenmauer. Das ist ja nach unserer Verabredung nicht möglich! 
Verstanden? 
Wolf. Der gnädge Herr will den Baumeister Gründling nehmen. 
(Ein Bedienter, der Flottwell das Frühstück gebracht hat, kommt 
zurück.) 
Sockel. Aber es war ja schon alles richtig. Ich hab Ihnen ja tausend G-- 
Wolf (rasch auf den Bedienten blickend). Nun ja, Sie haben mir da 
tausend Gründe gesagt, die-- 
Sockel. Nein, ich habe Ihnen versprochen-- 
Wolf. Ja (stampft unwillig mit dem Fuß), Sie haben versprochen, gute 
Materialien zu nehmen. Fritz, dort hat jemand geläutet. (Der Bediente 
geht in ein Kabinett ab.) Aber ich kann nicht dafür, daß ein anderer 
gekommen ist, der noch größere Versprechungen gemacht hat und das 
Schloß um zehntausend Gulden wohlfeiler baut. 
Sockel. Aber das ist ja ein elender Mensch, der gar nicht zu bauen 
versteht. Ein hergelaufener Maurerpolier, ein Pfuscher, und ich bin ein 
Mann auf dem Platz. Verstanden? 
Wolf. Es macht Ihnen sehr viel Ehre, daß Sie so über Ihren Kollegen 
schimpfen, aber das kann die Sache nur verschlimmern!
Sockel. Aber Sie bringen einem ja zur Verzweiflung. (Beiseite.) Ich 
kann den Bau nicht auslassen, er trägt mir zu viel ein. (Macht gegen das 
Publikum die Pantomime des Geldzählens.) Verstanden? (Laut.) 
Liebster Herr Kammerdiener, ich weiß, es hängt nur von Ihnen ab. Der 
gnädige Herr bekümmert sich nicht darum, er ist zu leichtsinnig. Ich 
geb Ihnen tausend Gulden Konventionsmünze. 
Wolf. Herr!--Was unterfangen Sie sich-- 
Sockel. Ich unterfange mich, Ihnen noch fünfhundert Gulden zu bieten. 
Wolf. Sie häufen ja Beleidigung auf Beleidigung-- 
Sockel. Freilich, ich bin der brutalste Kerl auf der Welt. Aber jetzt bin 
ich schon in meiner Grobheit drin, ich muß Ihnen noch fünfhundert 
Gulden antragen. 
Wolf. Halten Sie ein! Sie empören mich mit solchen unmoralischen 
Zumutungen! 
Sockel (beiseite). Ah, da möcht man sich selber köpfen. 
Wolf. Ich sehe ein, daß Ihre Ehre-- 
Sockel. Ah was Ehre! Es ist einem gerade keine Schande, wenn man 
ein Schloß baut, aber in Feuer lassen s' einem auch nicht vergolden 
deswegen. (Beiseite.) Nur das Geld ist verloren! 
Wolf. Man wird Sie auslachen! 
Sockel. Freilich, es hats die ganze Stadt erfahren. 
Wolf. Wie war das möglich? 
Sockel. Weil ichs meiner Frau gesagt hab. 
Wolf. Ja sind Sie denn verheiratet? 
Sockel. Leider! Verstanden?
Wolf (ängstlich). Haben vielleicht Kinder! 
Sockel. Jawohl. 
Wolf. Ach, das ist ja sehr traurig. Wie    
    
		
	
	
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