entschwindenden Sinne erfrischte und stärkte. Indessen war Somadatta 
auf seine Geliebte zugeeilt, die mit einem leisen Ruf aufgesprungen 
war. 
Nun faßte ich mich denn auch so weit, daß ich mich der 
Unvergleichlichen nähern konnte, die, anscheinend überrascht durch 
die Ankunft eines Fremden, sich erhoben hatte und unschlüssig schien, 
ob sie bleiben oder gehen sollte, während sich ihr Auge, wie das der 
erschreckten jungen Antilope, wiederholt mit Seitenblicken aus dem
äußersten Augenwinkel auf mich richtete, wobei sie wie eine vom 
leisen Winde geschaukelte Ranke bebte. Ich aber stand da in beständig 
wachsender Verwirrung, mit gesträubten Wangenhaaren und weit 
aufgeblühten Augen und konnte nur mühsam einige Worte von dem 
unverhofften Glück, sie hier zu treffen, hervorstammeln. Als sie aber 
meine große Zaghaftigkeit bemerkte, schien sie selber ruhiger zu 
werden. Sie setzte sich wieder auf die Bank und lud mich mit einer 
lässigen Bewegung ihrer Lotushand ein, neben ihr Platz zu nehmen, 
während sie mit einer Stimme, die sehr leicht und gar lieblich zitterte, 
mir versicherte, sie sei sehr glücklich über diese Gelegenheit, mir zu 
danken, weil ich ihr den Ball mit solcher Geschicklichkeit 
zurückgeworfen hätte, daß keine Störung im Spiel entstanden sei; denn 
wäre das geschehen, so würde ihr ganzes Verdienst dahin gewesen sein, 
und die von ihr ungeschickt verehrte Göttin hätte ihr gezürnt oder ihr 
wenigstens kein Glück geschenkt. Darauf antwortete ich, sie habe mir 
nicht zu danken, da ich höchstens das wieder gut gemacht hätte, was 
ich selber verfehlt; und als sie nicht verstand, wie ich das meinte, wagte 
ich sie daran zu erinnern, wie unsere Blicke sich begegnet hatten und 
sie darob verwirrt den Ball schief traf, so daß er ihr davonflog. Sie aber 
errötete heftig und wollte das durchaus nicht zugeben--was hätte sie 
denn auch dabei verwirren können? 
"Ich denke," antwortete ich, "daß meine weit aufgeblühten Augen 
gleichsam einen solchen Duft von Bewunderung haben entströmen 
lassen, daß du dadurch einen Augenblick betäubt wurdest und mit der 
Hand daneben schlugst." 
"Ei, was sprichst du mir da von Bewunderung," antwortete sie, "du bist 
ja gewohnt, in deiner Heimat noch viel geschicktere Spielerinnen zu 
sehen." 
Aus dieser Äußerung entnahm ich mit Genugtuung, daß man sich über 
mich unterhalten hatte, und daß meine an Somadatta gerichteten Worte 
ihr getreulich mitgeteilt worden waren. Doch wurde mir auch heiß und 
kalt bei dem Gedanken, daß ich ja fast geringschätzig über sie 
gesprochen hatte, und ich beeilte mich, ihr zu versichern, daß daran 
kein wahres Wort gewesen wäre, und daß ich nur so gesprochen hätte,
um nicht mein süßes Geheimnis dem Freunde preiszugeben. Das wollte 
sie aber nicht glauben, oder tat wenigstens so; und darüber vergaß ich 
dann glücklich meine ganze Schüchternheit, geriet in großen Eifer, um 
sie zu überzeugen, und erzählte ihr, wie bei ihrem Anblick der 
Liebesgott seine Blumenpfeile auf mich hatte regnen lassen. Ich sei 
überzeugt, daß sie in einem früheren Leben meine Frau gewesen sei, 
denn woher käme wohl sonst eine so plötzliche und unwiderstehliche 
Liebe? Wenn dem aber so sei, dann müsse doch auch sie in mir ihren 
ehemaligen Gemahl erkannt haben, und es müsse auch bei ihr eine 
solche Liebe entstanden sein. 
Mit solchen dreisten Worten drang ich ungestüm auf sie ein, bis sie 
endlich ihre glühende, tränenperlende Wange an meiner Brust verbarg 
und mir in kaum hörbaren Worten gestand, daß es ihr ebenso gegangen 
sei wie mir, und daß sie gewiß gestorben wäre, wenn ihre 
Milchschwester ihr nicht noch rechtzeitig das Bild gebracht hätte. 
Dann küßten und herzten wir uns unzählige Male und meinten vor 
Wonne vergehen zu müssen, bis plötzlich der Gedanke an meine 
unmittelbar bevorstehende Abreise wie ein schwarzer Schatten über 
meine Fröhlichkeit fiel und mir einen tiefen Seufzer erpreßte. 
Erschrocken fragte Vasitthi, warum ich also seufzte. Als ich ihr aber 
dann den Grund nannte, sank sie wie ohnmächtig auf die Bank zurück, 
und brach in einen unerschöpflichen Tränenstrom und in 
herzzerreißendes Schluchzen aus. Vergeblich waren meine Versuche, 
die innig Geliebte zu trösten. Umsonst versicherte ich ihr, daß ich, 
sobald die Regenzeit vorüber sei, zurückkehren und sie dann 
nimmermehr verlassen wolle, wenn ich mich auch als Tagelöhner in 
Kosambi verdingen müsse.--In den Wind gesprochen waren alle 
Beteuerungen, daß meine Verzweiflung bei der Trennung nicht 
geringer sei als die ihre, und daß nur die harte, unerbittliche 
Notwendigkeit mich so bald von ihr wegrisse. Kaum daß sie unter 
Schluchzen ein paar Worte hervorbringen konnte, um zu fragen, warum 
es denn so notwendig sei, schon morgen, nachdem wir uns eben erst 
gefunden hätten, abzureisen--und als ich ihr dies dann sehr genau und 
umständlich erklärte, schien sie keine Silbe davon zu hören oder zu
verstehen. O, sie sähe schon, daß ich mich danach sehne, nach meiner 
Vaterstadt zurückzukommen, wo es noch viel schönere Mädchen als sie 
gäbe, die auch viel besser Ball spielen könnten, wie ich es ja selber 
gesagt hätte! 
Ich mochte sagen, beteuern und beschwören was ich wollte--sie blieb 
dabei, und    
    
		
	
	
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