alles, und wenn Du nichts mehr und nichts weniger 
geworden wärst, als das leibhafte Kontrefey Deines Eltervaters-- 
Major. Potz hundert! wenn er Major wird, und ein braver Kerl wie ich, 
und dem König so redlich dient als ich! 
Geh. Rath. Ganz gut, aber nach funfzig Jahren haben wir vielleicht 
einen andern König und eine andre Art ihm zu dienen. Aber ich seh
schon, ich kann mich mit Dir in die Sachen nicht einlassen, ich müste 
zu weit ausholen und würde doch nichts ausrichten. Du siehst immer 
nur der graden Linie nach, die Deine Frau Dir mit Kreide über den 
Schnabel zieht. 
Major. Was willst Du damit sagen, Berg? Ich bitt Dich, misch Dich 
nicht in meine Hausangelegenheiten, so wie ich mich nicht in die 
Deinigen.--Aber sieh doch! da läuft ja eben Dein gnädiger Junker mit 
zwey Hollunken aus der Schule heraus.--Vortrefliche Erziehung, Herr 
Philosophus! Das wird einmal was rechts geben! Wer sollt' es in aller 
Welt glauben, daß der Gassenbengel der einzige Sohn Sr. Excellenz des 
königlichen geheimen Raths-- 
Geh. Rath. Laß ihn nur.--Seine lustigen Spielgesellen werden ihn 
minder verderben als ein galonirter Müßiggänger, unterstützt von einer 
eiteln Patronin. 
Major. Du nimmst Dir Freyheiten heraus.--Adieu. 
Geh. Rath. Ich bedaure Dich. 
Dritte Scene. 
Der Majorin Zimmer. Frau Majorin. (auf einem Kanapee) Läuffer. (in 
sehr demüthiger Stellung neben ihr sitzend) Leopold. (steht) 
Majorin. Ich habe mit Ihrem Herrn Vater gesprochen und von den 
dreihundert Dukaten stehenden Gehalts sind wir bis auf hundert und 
funfzig einig worden. Dafür verlang' ich aber auch Herr--Wie heissen 
Sie?--Herr Läuffer, daß Sie Sich in Kleidern sauber halten, und unserm 
Hause keine Schande machen. Ich weiß, daß Sie Geschmack haben; ich 
habe schon von Ihnen gehört, als Sie noch in Leipzig waren. Sie wissen, 
daß man heut zu Tage auf nichts in der Welt so sehr sieht, als ob ein 
Mensch sich zu führen wisse. 
Läuffer. Ich hoff', Euer Gnaden werden mit mir zufrieden seyn. 
Wenigstens hab' ich in Leipzig keinen Ball ausgelassen, und wohl über 
die funfzehn Tanzmeister in meinem Leben gehabt.
Majorin. So? lassen Sie doch sehen. (Läuffer steht auf) Nicht furchtsam, 
Herr...Läuffer! nicht furchtsam! Mein Sohn ist buschscheu genug; 
wenn der einen blöden Hofmeister bekommt, so ists aus mit ihm. 
Versuchen Sie doch einmal, mir ein Kompliment aus der Menuet zu 
machen; zur Probe nur, damit ich doch sehe.--Nun, nun, das geht schon 
an! Mein Sohn braucht vor der Hand keinen Tanzmeister! Auch einen 
Pas, wenn's Ihnen beliebt.--Es wird schon gehen; das wird sich alles 
geben, wenn Sie einmal einer unsrer Assembleen werden beigewohnt 
haben. Sind Sie musikalisch? 
Läuffer. Ich spiele die Geige, und das Klavier zur Noth. 
Majorin. Desto besser: wenn wir aufs Land gehn und Fräulein 
Milchzahn besuchen uns einmal; ich habe bisher ihnen immer was 
vorsingen müssen, wenn die guten Kinder Lust bekamen zu tanzen: 
aber besser ist besser. 
Läuffer. Euer Gnaden setzen mich ausser mich: wo wär ein Virtuos auf 
der Welt, der auf seinem Instrument Euer Gnaden Stimme zu erreichen 
hoffen dürfte. 
Majorin. Ha ha ha! Sie haben mich ja noch nicht gehört. ... Warten Sie; 
ist Ihnen die Menuet bekannt? (singt) 
Läuffer. O... o... verzeihen Sie dem Entzücken, dem Enthusiasmus, der 
mich hinreißt. (küßt ihr die Hand.) 
Majorin. Und ich bin doch enrhumirt dazu; ich muß heut krähen wie 
ein Rabe. Vous parlez françois, sans doute? 
Läuffer. Un peu, Madame 
Majorin. Avez Vous deja fait Vôtre tour de France? 
Läuffer. Non Madame. ... Oui Madame. 
Majorin. Vous devez donc savoir, qu'en France, on ne baise pas les 
mains, mon cher. ...
Bedienter. (tritt herein) Der Graf Wermuth ... 
Graf Wermuth. (tritt herein) 
Graf. (nach einigen stummen Komplimenten setzt sich zur Majorin aufs 
Kanapee. Läuffer bleibt verlegen stehen) Haben Euer Gnaden den 
neuen Tanzmeister schon gesehn, der aus Dresden angekommen? Er ist 
ein Marchese aus Florenz, und heißt ... Aufrichtig: ich habe nur zwey 
auf meinen Reisen angetroffen, die ihm vorzuziehen waren. 
Majorin. Das gesteh' ich, nur zwey! In der That, Sie machen mich 
neugierig; ich weiß, welchen verzärtelten Geschmack der Graf 
Wermuth hat. 
Läuffer. Pintinello ... nicht wahr? ich hab' ihn in Leipzig auf dem 
Theater tanzen sehen; er tanzt nicht sonderlich ... 
Graf. Er tanzt--on ne peut pas mieux.--Wie ich Ihnen sage, gnädige 
Frau, in Petersburg hab' ich einen Beluzzi gesehn, der ihm vorzuziehen 
war: aber dieser hat eine Leichtigkeit in seinen Füssen, so etwas freyes, 
göttlichnachläßiges in seiner Stellung, in seinen Armen, in seinen 
Wendungen-- 
Läuffer. Auf dem Kochischen Theater ward er ausgepfiffen, als er sich 
das letztemal sehen ließ. 
Majorin. Merk Er sich, mein Freund! daß Domestiken in 
Gesellschaften von Standespersonen nicht mitreden. Geh Er auf Sein 
Zimmer. Wer hat Ihn gefragt? (Läuffer tritt einige Schritte zurück) 
Graf. Vermuthlich der Hofmeister, den Sie dem jungen Herrn 
bestimmt? ... 
Majorin. Er kommt ganz frisch von der hohen Schule.--Geh' Er nur! Er 
hört ja, daß man von Ihm spricht; desto weniger    
    
		
	
	
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