die mich so glücklich machte, 
auf immer entreißt. Also die Prinzessin selber arbeitet dran, daß ich 
fortkomme, daß ich nach England gehen, und sie in den Armen einer
andern auf ewig vergessen soll. 
LORD. Sie hat mich in ganz Turin aufsuchen lassen, da sie unter der 
Liste der Durchreisenden meinen Namen gefunden. Sie muß von 
meiner Ankunft unterrichtet gewesen sein. 
ROBERT. Das ist viel Sorgfalt für mein Glück, für meine 
Heilung.--Ich bin freilich ein großer Tor--Aber wenn Sie sie gesehen 
hätten, Lord Hot,--und mit meinen Augen--das erstemal, als ich sie auf 
der Maskerade sah--wie sie so da stand in ihrer ganzen Jugend, und 
alles um sie lachte, und gaukelte, und glänzte, die roten Bänder an 
ihrem Kopfschmucke von ihren Wangen die Röte stahlen, die 
Diamanten aus ihren Augen das Feuer bettelten, und alles um sie her 
verlosch, und man, wie bei einer göttlichen Erscheinung für die ganze 
Natur, die Sinne verlor, und nur sie und ihre Reize aus der weit 
verschwundenen Schöpfung übrig behielt. Und was für ein Herz diese 
Schönheit bedeckt. Jedermann in Turin kennt sie, jedermann spricht 
von ihr mit Bewunderung und Liebe. Es ist ein Engel, Lord Hot! ich 
weiß Züge von ihr, die kalte Weltweise haben schaudernd 
gemacht.--Mein Vater, ich kann noch nicht mit nach England. Ich 
werde heilen, ich muß heilen, aber ich muß mich erst noch erholen, eh 
ich so stark bin, es selber zu wollen. 
LORD. (faßt ihn an der Hand.) Komm! so bald du vernünftig wirst, 
wirst du glücklich sein, und mich und uns alle glücklich machen, am 
meisten aber die, die du anbetest. 
ROBERT. (legt beide Arme über einander, den Himmel lang ansehend.) 
Ich glücklich? (zuckt die Achseln, und geht mit Lord Hot ab.) 
 
Dritter Akt 
Erste Szene 
(Robert in einem Domino ganz ermüdet nach Hause kommend, und 
sich in Lehnstuhl werfend. Es ist Mitternacht, mehr gegen die 
Morgenstunde.) 
ROBERT. Sie wollen mich durch Mummereien und Vergnügen durch 
Raserei wieder zu meinem Verstand bringen. Sie haben recht gehabt, 
sie haben mich wenigstens so weit gebracht, daß ich durch eine 
verstellte Gleichgültigkeit ihr Argusauge betrügen, und ihren bittern 
Spöttereien über die schönste Torheit meines Lebens ausweichen kann. 
Ha, unter allen Foltern des Lebens, auf die der Scharfsinn der
Menschen gesonnen haben kann, kenn ich keine größere, als zu lieben 
und ausgelacht zuwerden. Und die Marmorherzen machen ihrem 
Gewissen diese Peinigung ihrer Nebenmenschen so leicht, weil sie 
ihnen so wenig Mühe kostet, weil sie ihrem Stolz und eingebildeten 
Weisheit so sehr schmeichelt, weil sie die schlechteste Erdensöhne mit 
so geringen Kosten über den würdigsten Göttersohn hinaus setzt. Ha! 
sie sollen diese Freude nicht mehr haben.--Mich auslachen!--mich 
dünkt, ein Teil von dem Hohn fällt auch auf den Gegenstand zurück, 
den ich anbete--(springt auf) und das ist ärger, als wenn Himmel und 
Erde zusammen fielen, und die Götter ein Spiel der Säue 
würden--Ruhig, Robert! da kommen sie. (wirft sich wieder in den 
Lehnstuhl und scheint zu schlummern.) 
(Lord Hot und Lord Hamilton kommen. Sie habens gesehen, und 
lächeln einander zu.) 
LORD HOT. Es läßt sich doch zur Besserung mit ihm an. 
LORD HAMILTON. Wenn nur ein Mittel wäre, ihm den Geschmack 
an Wollust und Behäglichkeit beizubringen; er hat sie noch nie gekostet; 
und wenn das so fortstürmt in seiner Seele, kann er sie auch nie kosten 
lernen. 
LORD HOT. Wenn ich ihn nur in England hätte! 
LORD HAMILTON. Hier! Hier! Die italienische Augen haben eine 
große Beredsamkeit, besonders für ein britisches Herz. 
ROBERT. (zwischen den Zähnen.) Der Verräter! 
LORD HOT. Es tut mir leid, daß ich ihm keine mitgegeben, als er von 
Hause ging. 
LORD HAMILTON. Ich kenne hier eine, die einen Antonius von 
Padua verführt haben würde. Augen, so jugendlich schmachtend, als 
Venus zum erstenmal aufschlug, da sie aus dem Meerschaum sich 
loswand, und die Götter brünstig vom Himmel zog. Es ist ein so 
vollkommenes Meisterstück der Natur, daß alle Pinsel unserer Maler an 
ihr verzweifelt sind. Ihre Arme, ihr Busen, ihr Wuchs, ihre 
Stellungen--Ach wenn sie sich einladend zurück lehnt, und tausend 
zärtliche Regungen den Schnee ihres Busen aufzuarbeiten 
anfangen-ROBERT. (wirft ihm seine Uhr an den Kopf.) 
Nichtswürdiger! 
LORD HOT. (läuft ganz erhitzt auf ihn zu, als ob er ihn schlagen 
wollte.) Nichtswürdiger du selber! Du verdienst, daß man dich in das
tiefste Loch unter der Erde steckte. 
LORD HAMILTON. (der sich erholt hat, faßt Lord Hot an.) Geduld, 
Lord Hot! ich bitte dich. Geduld, Mann! Es wird sich alles von selber 
geben. Ich billige diese Hitze an Roberten, er hat sie von dir. Du hättest 
es nicht besser gemacht, wenn du in seinen Jahren wärst--Es wird sich 
legen, ich versichere dich. Ich hoffe noch die Zeit zu erleben, da Robert 
über sich lachen wird. 
ROBERT. (kniend.) Götter! (beißt sich in die Hände.) 
LORD HAMILTON. Wir wollen ihn seinem Nachdenken überlassen, 
er ist kein Kind mehr. (führt Lord Hot ab.) 
ROBERT. Das mein' ich, daß    
    
		
	
	
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