Der Bär

Anton Tschechow
Der Bär, by Anton Tschechow

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Title: Der Bär Groteske in einem Aufzug
Author: Anton Tschechow
Translator: Luise Flachs-Fokschaneanu
Release Date: September 2, 2007 [EBook #22494]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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Produced by Norbert H. Langkau, Jana Srna and the Online Distributed
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[Anmerkungen zur Transkription:
Im Original fett gesetzter Text ist mit = gekennzeichnet. Im Original
gesperrt gesetzter Text ist mit + gekennzeichnet. Im Original in

Antiqua gesetzter Text ist mit gekennzeichnet.]

Der Bär
+Groteske in einem Aufzug+
Von
+Anton Tschechow+
Bühneneinrichtung mit Dekorationsplan
+Aus dem Russischen übertragen+
von
Luise Flachs-Fokschaneanu
+Verlag von Philipp Reclam jun. Leipzig+

+Den Bühnen gegenüber als Manuskript gedruckt.+
Übersetzungsrecht für alle anderen Sprachen vorbehalten.
Für sämtliche Bühnen im ausschließlichen Debit der Verlags-Firma
A. +Entsch+, Berlin NW. 7. erschienen, und ist von dort aus allein das
Recht der Aufführung zu erwerben.
+Luise Flachs-Fokschaneanu.+
Stücke von Anton Tschechow in der Universal-Bibliothek:
Nr. 4264. Die drei Schwestern. Nr. 4919. Die Möwe.
+Druck von Philipp Reclam jun. Leipzig+

Der Bär
Groteske in einem Aufzug

Personen.
=Helene Iwánowna Pópow=, eine junge Witwe, Gutsbesitzerin.
=Grigórji Stepánowitsch Smirnow=, Gutsbesitzer.
=Luká=, Diener bei Frau Popow.
Ein Gärtner. Ein Kutscher. Mehrere Arbeiter.
+Ort der Handlung+: Das Gut der Frau Popow.
+Zeit+: Die Gegenwart.
Die Bühne stellt ein elegant eingerichtetes Empfangszimmer dar.
Rechts und links vom Schauspieler.
Frau Popow wird vom Dichter als eine junge Witwe mit Grübchen in
den Wangen bezeichnet; Smirnow als ein Mann in den mittleren
Jahren.
+Vorkommende Namen+: Nikolai Michailowitsch, Riblów,
Kortschágin, Wlássow, Welikán, Tamára, Pelagéja, Simión, Grúsdew,
Iroschéwitsch, Kúrzin, Masútow, Dáscha.
w am Schlusse eines Namens ist wie f zu sprechen.
Die deutsche Uraufführung fand am 11. Oktober 1900 an der Berliner
Sezessionsbühne statt.
[Illustration: Empfangszimmer im Hause der Frau Popow nach dem

vorstehenden Dekorationsplan.]

Erster Auftritt.
=Frau Popow.= =Luka.=
=Frau Popow= (in tiefer Trauer, sitzt auf dem Sofa rechts, blickt
unverwandt eine Photographie an).
=Luka.= Es ist nicht recht, gnädige Frau... Sie richten sich zugrunde.
Die Magd und die Köchin sind Beeren suchen gegangen, alles, was
atmet, freut sich des Daseins, selbst die Katze versteht sich auf ihr
Vergnügen -- schleicht im Hof umher und fängt Vögel; bloß Sie
hocken den ganzen Tag im Zimmer, gerade wie in einem Kloster und
haben so gar keine Freude... Ja, wahrhaftig, wenn man genau
nachrechnet, haben Sie ein Jahr lang das Haus nicht verlassen.
=Frau Popow.= Und ich werde es auch niemals verlassen... Wozu?
Mein Leben ist abgeschlossen... Er liegt im Grabe, ich habe mich
zwischen diesen vier Mauern begraben... Wir sind beide gestorben.
=Luka.= Da hat man es! Es ist nicht zum Anhören, wirklich wahr!
Nikolai Michailowitsch ist gestorben, so war es Gottes Wille, Gott geb'
ihm die ewige Ruh'... Sie haben sich gegrämt, nun ist's genug, es ist
Zeit, aufzuhören. Man kann nicht ewig weinen und Trauerkleider
tragen. Auch mir ist vor Jahren meine Alte gestorben... Ich habe mich
gegrämt, einen Monat lang habe ich geweint, und dann war's genug.
Kann man denn ewig Klagelieder singen? Das war ja die Alte auch
nicht wert. (Er seufzt.) Sie haben alle Nachbarn vergessen... Sie fahren
nicht aus und wollen auch niemand empfangen. Wir leben, verzeihen
Sie, wie die Spinnen, das liebe Tageslicht sehen wir nicht. Die Livree
ist von den Mäusen zerfressen... Und wenn es noch keine guten
Menschen gäbe, aber der ganze Umkreis ist voll von Herrschaften... In
Riblow steht das Regiment, Offiziere -- einfach Konfekt, man kann
sich nicht satt sehen! Und im Lager ist an jedem Freitag Ball, und jeden
Tag spielt die Militärmusik... Ach, meine liebe, gnädige Frau! So jung

und so schön wie Sie sind, Milch und Blut, wenn Sie doch nur Ihrem
Vergnügen leben wollten ... die Schönheit ist nicht für immer gegeben!
Wenn so zehn Jährchen vorbei sind, dann werden Sie gern paradieren
wollen, um die Herren Offiziere daran zu bekommen, aber da wird es
zu spät sein.
=Frau Popow= (entschieden). Ich bitte dich, mir nie mehr davon zu
sprechen. Du weißt, daß mein Leben seit dem Tode Nikolai
Michailowitschs für mich jeden Wert verloren hat... Du glaubst, ich
lebe, aber es scheint dir bloß... Ich habe am Grabe gelobt, diese
Trauerkleider nicht abzulegen und fern von der Welt zu leben... Hörst
du? Möge seine abgeschiedene Seele sehen, wie ich ihn liebe... Ja, ich
weiß, es ist für dich kein Geheimnis -- er war oft ungerecht gegen mich,
grausam und ... er war mir nicht treu, aber ich werde treu sein bis zum
Grabe
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