so hören Sie denn auch meinen Schwur, Sie 
Vorsteher der würdigen Schneckenzunft. (In diesem Augenblick 
kommt hinter Wurzel ein kleiner Satyr mit Pferdefüßen, auf einer 
abgebrochenen Säule sitzend, aus der Versenkung. Er hat eine 
schwarze Tafel und schreibt Wurzels Schwur darauf.) Nicht eh darf 
diese Verbindung vollzogen werden, bis aus dem Blut, das wie 
geschmolznes Eisen glüht, ein Himbeergefrornes wird--bis diese 
kräftgen Zwillingsbrüder, meine Fäust, so kraftlos sind, daß ich nicht 
einmal einen Kapauner mehr transchieren kann-- bis dieses 
kienrußschwarze Haupt sich in einen Gletscher verwandelt--kurz, bis 
ich so ausschau, daß ich auf den Aschenmarkt hinaus ghör!--Dann 
fragen Sie sich wieder an, mein lieber Schneckensensal, dann halt ich 
Ihren Fischer mein Wort. 
Ajaxerle (rasch). Schlage Sie ein, es gilt! (Hält die Hand hin.) 
Wurzel (schlägt ein). So wahr ich auf der Welt bin, und jetzt--(stark) 
Punktum! 
Satyr (mit kräftiger Schadenfreude). Satis! (Er hat bei den Worten 
Wurzels: "So wahr ich auf der Welt bin" geendet. Schlägt bei dem 
Wort: "Satis" mit der flachen Hand auf die Tafel, macht dann schnell 
eine drohende Bewegung hinter Wurzel und versinkt wieder.) 
Ajaxerle. So, und jetzt lebe Sie wohl, Sie Herr von Wurzle. Vergesse 
Sie nicht auf Ihren Schwur, malträtiere Sie nur das arme Mädle da, 
verachte Sie den ehrlichen Bauernstand, halte Sie sich an Ihre 
Saufbrüderle. Aber weh Ihnen, wenn Sie den Schneckenhändler aus 
den Reich wieder einmal zu Gesicht kriege werde. Verstehe Sie mich? 
Weh Ihne! das merke Sie sich wohl, Sie Hasenfuß. (Läuft ab.) 
Wurzel (ergreift im Zorn einen Stuhl und eilt ihm nach). Wart, du 
schwäbische Krautstauden! (Ab.) 
 
Zehnter Auftritt 
Karl. Ajaxerle. Vorige.
Karl (im Bauernkleide, stürzt auf Lottchen zu). Lottchen, liebes, gutes 
Lottchen! Sprech ich dich endlich einmal! 
Lottchen (ihre Freude zurückhaltend). Karl! ach mein lieber, lieber 
Karl! 
Karl. Wie? so lange sind wir getrennt, und du empfängst mich so kalt, 
so herzlos? 
Lottchen. Aber Karl, dieser Herr-- 
Karl. Ah, was liegt uns an den Herrn, das scheint gar eine ehrliche Haut 
zu sein. Nicht wahr, lieber Freund, Sie nehmens nicht übel? 
Ajaxerle (als schwäbischer Handelsmann, trägt einen Kaput mit 
zinnernen Knöpfen, dreieckigten Hut). Ah freilich, genieren Sie sich 
nicht, deswegen sind wir ja da. 
Karl. Ja, wenn ich mein Lottchen sehe, da vergesse ich auf die ganze 
Welt. (Umarmt sie.) Ach Lottchen, was wird aus uns werden? Ich hätte 
mich noch nicht heraufgetraut, wenn du mich nicht durch diesen Herrn 
hättest rufen lassen. 
Lottchen. Durch diesen Herrn? 
Karl. Jawohl, dieser Herr kam heute zu mir auf den Markt und sagte, du 
hättest ihn geschickt, mich zu dir zu führen, wenn dein Vater ausgeht. 
Lottchen. Aber Karl, was ist denn das, ich kenne ja diesen Herrn gar 
nicht? 
Karl. Wie? 
Ajaxerle. Ja, wissen Sie, warum Sie mich nicht kennt? Sie hat mich 
noch nie gsehen. 
Karl. Herr, wie können Sie sich unterstehn, mit uns Spaß zu machen? 
Ajaxerle. Ich will mir aber ein Spaß machen, ich will euch glücklich
machen. Ihr Tausendsappermenter! Schlagts ein, verlaßt euch auf mich, 
ich bin ein ehrlichs Büble. Ich darf euch noch nicht sagen, was ich bin, 
aber unter uns gesagt ich bin was. Erstens bin ich ein Schwabe, und 
dann bin ich noch was, und wenn binne zwei Tagen nicht Hochzeit 
wird, so könnts mir was antun. Verlaßts euch nur auf mich, ich werd 
den Bauer schon herumkriegen und sagt er nein so ist bis heute abend 
doch die ganze Pastete in Ordnung. (Zu Karl.) Gehen Sie nur getrost 
nach Haus und warte Sie auf mich in Ihrer Hütte. 
Lottchen (springt vor Freude). Ists möglich? Ach Karl, wir wollen ihm 
vertrauen-- 
Wurzel (von innen). Aufdecken lassen! 
Lottchen. Himmel! Der Vater kömmt zurück! Ach, wenn er dich sieht, 
so ist alles verloren. 
Karl. Leb wohl, ich entspringe. (Will abgehen.) 
Lottchen. Du läufst ihm ja entgegen. Ich will sehen, ob er nach dem 
Garten geht, dann schnell hinab, sonst sind wir verloren. (Eilt schnell 
ab.) 
Ajaxerle (ihr nachrufend). Fürchte Sie sich nicht! Bleibe Sie da! 
Karl. Verdammte Geschichte, der Alte kommt herauf. 
Ajaxerle. Das macht nichts, er wird uns nicht beiße. Aber weil ich das 
Ding gar fein anstelle will, so schlupfe Sie derweile in den Kasten 
hinein. 
Karl (probiert am Kasten). Er ist verschlossen! 
Ajaxerle. Warte Sie, er wird gleich offen sein! Ich hab ja mein 
Werkzeugle bei mir. (Er zieht schnell einen Zauberkreis, ein kleines 
Buch und ein kurzes Stäbchen aus der Tasche, stellt sich in den Kreis 
und schnattert die Worte.) Pitschill! Putschill! Frisill! sauf! Kästerle! 
Kasterle! tu dich doch auf! (Schlägt mit dem Stab auf das Buch. Der
Kasten springt auf und verwandelt sich dadurch in eine transparente 
Laube mit einem Rasensitz. Karl springt erstaunt hinein, die Flügel 
schließen sich, und der Kasten steht wieder wie vor da. Ajaxerle steckt 
seine Zauberrequisiten ein.) 
Lottchen (stürzt herein). Es ist umsonst, er folgt mir auf dem Fuß! Wo 
ist Karl? 
Ajaxerle (deutet auf den Kasten).    
    
		
	
	
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