der heimlichen Anhänger des Königthums, deren man trotz 
aller Gewaltmaßregeln nicht Herr werden konnte. Man mußte das Volk 
zur »Tugend« erziehen, zur Vaterlandsliebe, zur Opferwilligkeit, zur 
Arbeitsamkeit, zur Enthaltsamkeit. Wenn das geschah und Alle 
»tugendhaft« waren, so konnte der glückliche Zustand nicht fehlen. Die 
bürgerliche Welt ist am Ende des 19. Jahrhunderts den großen 
Begründern ihrer Herrlichkeit am Ende des 18. Jahrhunderts noch nicht 
um Vieles in der Erkenntniß der gesellschaftlichen 
Entwicklungsgesetze voraus gekommen, sie dreht sich noch immer in
demselben Ideengang und sie wird darin stecken bleiben. Darüber 
hinauszugehen wäre ihr Tod. 
Nach Fourier besteht also kein wesentlicher Zusammenhang zwischen 
dem politischen und sozialen Zustand der Gesellschaft, der erstere ist 
willkürlich, wie auch der letztere mehr oder weniger willkürlich ist. Er 
hat zwar mit großem Scharfsinn verschiedene Stufen der menschlichen 
Entwicklung gekennzeichnet, die er als Edenismus, oder Zustand des 
primitiven Glücks, als Zustand der Wildheit, des Patriarchats oder der 
Halbbarbarei, der Barbarei und der Zivilisation charakterisirt; aber es 
unterliegt nach ihm keinem Zweifel, daß die Zivilisation, die er mit den 
Griechen beginnen läßt, schon längst in den nächst höheren Zustand der 
Entwicklung, den des Garantismus übergegangen wäre, wenn der 
richtige Mann sich fand, der den Ausgang aus der Zivilisation 
entdeckte. Dieser Mann fehlte bisher. Newton war durch die 
Entdeckung der Gesetze der Attraktion der Weltkörper hart an dem 
rechten Weg vorbeigestreift, aber er hatte das Bewegungsgesetz nur für 
die materielle Welt gefunden. Diese Entdeckung war also, so wichtig 
sie auch sein mochte, für das Glück der Menschheit die minder 
werthvolle. Die Gesetze der sozialen Attraktion zu entdecken und 
darauf die universelle Einheit des gesammten Weltalls, die 
Beziehungen zwischen den verschiedenen Naturreichen und dem 
Menschen, zwischen dem Menschen, der Entwicklung des Erdballs und 
des ganzen Planeten- und Weltsystems, und namentlich auch seine 
wahren Beziehungen zu dem Weltenschöpfer zu entdecken, dessen 
ermangelte Newton. Diese Gesetze zu entdecken und damit die wahre 
Bestimmung des Menschen, die Wege zu seinem Glück, das blieb ihm, 
Fourier, vorbehalten. Er hat das Mittel entdeckt, das die Menschheit 
aus Noth, Elend, Unterdrückung, Verkümmerung, Langeweile erlöst, 
den Menschen mit Gott und dem All in Harmonie setzt. Dieses Mittel 
ist die Entdeckung der Gesetze der Attraktion der menschlichen Triebe, 
angewandt auf alle menschlichen Arbeiten und Beschäftigungen, und 
ihre Bethätigung in der Assoziation durch die Bildung der Serien 
(Reihen) und Gruppen von Harmonisirenden. 
Daß er, Fourier, dieses Mittel für das Glück der Menschheit entdeckte, 
ist nach ihm reiner Zufall. Es hätte jeder Andere vor ihm und
namentlich die Philosophen, die sich seit mehr als 2500 Jahren 
bemühten, das Welträthsel zu lösen und das menschliche Glück zu 
suchen, es auch entdecken können. Sie haben aber immer nur damit 
sich begnügt, das Bestehende zu loben und haben jede Neuerung, wenn 
sie ihren Lehren gefährlich oder bedenklich schien, bekämpft und 
verfolgt. Darum sind auch die 400.000 Bände, die sie ihm zufolge im 
Laufe der Zeiten in den Bibliotheken, vollgepfropft mit ihren Theorien, 
aufgestapelt haben, von sehr zweifelhaftem Werth. Um so heftiger 
bekämpfen sie aber jede Neuerung, die, wie die seine, alle diese Werke 
über den Haufen wirft und sie nahezu werthlos macht. Diese 
Philosophen, unter welchen er, wie er wiederholt hervorhebt, die 
Moralisten, die Metaphysiker, die Politiker und die Oekonomisten 
ausschließlich verstanden wissen will, weil sie ihm als Vertreter der 
unsicheren Wissenschaften (»sciences incertaines«) gelten, haben sich 
deshalb auch gegen ihn verschworen, seine Lehren nicht zur Geltung 
kommen zu lassen; sie treten ihm überall in den Weg und suchen die 
Besprechung, selbst die bloße Erwähnung seiner Schriften zu 
hintertreiben. Gegen sie richtet sich daher sein ganz besonderer Zorn, 
und er überschüttet sie mit seinem Witz, seiner Satyre und seinem Haß. 
Daß, einmal ganz abgesehen von der Frage der Ausführbarkeit seines 
Systems, seine Theorien, wie sich zeigen wird, im letzten Grunde 
darauf hinaus laufen, die bestehende Gesellschaft aufzuheben, und daß 
also das Klasseninteresse der Besitzenden und Herrschenden diese 
zwingt, seinen Ideen naturgemäß feindlich zu sein, sieht er trotz des 
außerordentlichen Scharfsinns, der ihm bei der Entwicklung seiner 
Ideen eigen ist, nicht ein. Er giebt sich allerdings die größte Mühe, die 
verschiedenen Klassen und Interessen auszusöhnen. Nicht nur sollen 
alle Regierungen, ohne Rücksicht auf das ihnen zu Grunde liegende 
politische System, bestehen bleiben, er läßt sogar noch eine große Zahl 
neuer Staaten und Reiche in den bis jetzt von den Wilden und Barbaren 
bewohnten Ländern und Erdtheilen sich bilden, wenn erst der ganze 
Erdball sein System angenommen haben wird, was nach Gründung der 
ersten Versuchsphalanx -- die Phalanx ist die Genossenschaft, in der 
sich sein System vollzieht[1] -- nur wenige Jahre dauern wird. Denn die 
Vortheile, die sein phalansteres System der Menschheit bietet, sind so 
in die Augen springende, so zur Nachahmung hinreißende, daß,
nachdem die Neugierigen von allen Enden des Erdballs sich von den 
großartigen Vortheilen und Annehmlichkeiten dieses Systems durch 
den Besuch der Versuchsphalanx überzeugten, sie die größte Eile 
haben werden, desselben Glückes theilhaftig zu werden.    
    
		
	
	
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