verkauft, zu üben. 
Betroffen über die Betrügereien und Schwindeleien, habe er Käufer, die 
betrogen werden sollten, bei Seite genommen und ihnen den Betrug 
entdeckt. Einer von diesen sei unanständig genug gewesen, ihn zu 
verrathen, was ihm eine Tracht Prügel einbrachte, und im Tone des 
Vorwurfs hätten seine Eltern erklärt: der Junge wird nie für den Handel 
taugen. In der That, er habe eine tiefe Abneigung gegen ihn empfunden, 
und, sieben Jahre alt, habe er einen Eid gegen den Handel geschworen, 
wie ihn ähnlich Hannibal, neun Jahre alt, gegen Rom schwur: »Ich 
schwöre ewigen Haß dem Handel.« 
Fourier's Haß gegen Ungerechtigkeit veranlaßte, daß er schon als 
Knabe sich stets der schwachen unter seinen Gespielen gegen die 
stärkeren annahm, und obgleich er mehr schwächlich als robust war, 
fürchteten ihn die stärkeren und älteren seiner Gespielen. Dabei war er 
ein harter Kopf, aber ein vortrefflicher Kamerad und voll Zuneigung. 
Auch lernte er mit außerordentlicher Leichtigkeit und gewann 
mehrfach die ersten Preise, namentlich in lateinischer Poesie. Aelter 
geworden, wollte er nach Paris, um dort namentlich Logik und Physik 
zu studiren, aber ein Freund der Mutter, der um Rath gefragt wurde, 
rieth ab, ihn den Gefahren der Großstadt auszusetzen, auch seien die 
erwähnten Wissenschaften einem Kaufmann nicht vonnöthen; er setzte 
allerdings hinzu, er glaube, daß ihr Sohn am Handel keinen Geschmack 
habe und rieth, ihn nicht wider seinen Willen zu zwingen. Das Letztere 
geschah aber dennoch. Fourier sollte zunächst nach Lyon zu einem 
Bankier kommen, aber an dessen Thüre desertirte er, erklärend, daß er 
niemals Kaufmann werden wolle. Darauf kam er nach Rouen, wo er ein 
zweites Mal auskniff. Schließlich beugte er sich unter das Joch und trat 
in Lyon in die Lehre, und so habe er, wie er selbst sagt, die schönsten 
Jahre seines Lebens in den Werkstätten der Lüge zugebracht, überall 
und stets die Wahrsagung hörend: »Ein rechtschaffener junger Mann, 
aber er taugt nicht für den Handel.« 
Besondere Neigung besaß Fourier für die Geographie, und so 
verwandte er sein Taschengeld hauptsächlich für die Anschaffung von 
Karten und Atlanten; nächstdem liebte er außerordentlich die
Blumenzucht und kultivirte solche in vielen Arten und Abarten; ferner 
hatte er großen Hang zur Musik und lernte mehrere Instrumente, und 
zwar ohne Lehrer, spielen. 
Ein hübscher Zug ist aus seinen Schuljahren bekannt geworden. 
Obgleich er kein starker Esser war, nahm er täglich ein tüchtiges Stück 
Brot mit kaltem Fleisch belegt, zur Schule mit. Als er sich eines Tages 
auf einer kleinen Reise befand, stellt sich ein armer Knabe im Laden 
ein, und frug, ob der kleine Herr krank sei. Als man dies verneinte und 
ihm mittheilte, er sei verreist, brach der Kleine in Weinen aus. Nach der 
Ursache befragt, antwortete er: daß er nunmehr sein Frühstück verloren 
habe, das ihm der junge Herr täglich gebracht habe. Er wurde getröstet 
und wurde ihm für Ersatz gesorgt. 
Fourier machte, bevor er sich dem Wunsche seiner Mutter, Kaufmann 
zu werden, fügte, noch einen Versuch, in die Militair-Ingenieurschule 
zu Mézieres aufgenommen zu werden, aber wegen seiner bürgerlichen 
Abkunft wurde er zurückgewiesen, worüber er sich in späteren Jahren 
selbst beglückwünschte, weil er sonst von seinen Studien über den 
sozialen Mechanismus würde abgezogen worden sein. So entscheidet 
das spätere Schicksal der Menschen meist der Zufall, und da spricht 
man beständig von den persönlichen Verdiensten. Wie viel bedeutende 
Männer hatten, als sie eine gewünschte Laufbahn verfehlten, eine 
Ahnung, daß gerade in diesem Verfehlen die erste Ursache zu ihrer 
künftigen Berühmtheit lag? -- 
Nachdem Fourier seine Lehrzeit in Lyon absolvirt hatte, kam er, 1790 
auf einer Reise nach Rouen begriffen, um dort eine Stellung als 
Reisender anzunehmen, ein Posten, der zu jener Zeit ein ganz 
besonderes Vertrauen voraussetzte, zum ersten Mal auf einige Zeit 
nach Paris, das ihm sehr gefiel. Mit Hülfe der Zuschüsse, die er aus 
seinem Vermögen besaß, besuchte er allmälig die meisten Städte 
Frankreichs, bereiste Deutschland, Holland und Belgien, überall 
sorgfältig beobachtend und studirend. Von den Deutschen empfing er 
eine sehr günstige Meinung, er nannte sie das unterrichtetste und 
vernünftigste Volk. Besonders imponirten ihm die vielen deutschen 
Städte, die Sitze von Kunstanstalten, Universitäten und höheren
Bildungsanstalten waren -- die gute Seite und Wirkung der deutschen 
Kleinstaaterei. Er beklagte später tief, daß für Frankreich Alles in Paris 
konzentrirt wäre, und in Folge dessen alle übrigen Städte Frankreichs 
langweilige, monotone und versimpelte Orte seien, in denen jeder 
höhere geistige Flug fehle. Auf allen diesen Reisen studirte Fourier das 
Klima der verschiedenen Gegenden, ihre Bodenbeschaffenheit, die 
Gewerbe, die Bauart der Städte und Straßen und nicht zuletzt den 
Charakter der Bewohner. Es gab in keiner größeren Stadt, die er 
besucht hatte, ein hervorragendes Gebäude, dessen Architektur und 
Dimensionen er nicht genau kannte. Nur für die Sprachen hatte er 
wenig Sinn, daher auch sein Verlangen in seinem Hauptwerk, das 
schon im Titel seine Auffassung ausdrückt. »Theorie der universellen 
Einheit«, daß die Vielsprachigkeit eine der schlimmsten Fehler des 
Menschengeschlechts sei, und die    
    
		
	
	
	Continue reading on your phone by scaning this QR Code
 
	 	
	
	
	    Tip: The current page has been bookmarked automatically. If you wish to continue reading later, just open the 
Dertz Homepage, and click on the 'continue reading' link at the bottom of the page.
	    
	    
