so still und stumm,
Und ist so blaß wie
Kreide.
Der Hans und die Grete sind Bräutgam und Braut,
Und blitzen im
Hochzeitgeschmeide.
Der arme Peter die Nägel kaut
Und geht im
Werkeltagskleide.
Der Peter spricht leise vor sich her,
Und schaut betrübet auf beide:
Ach! wenn ich nicht gar zu vernünftig wär,
Ich täte mir was zuleide.
2
"In meiner Brust, da sitzt ein Weh,
Das will die Brust zersprengen;
Und wo ich steh und wo ich geh,
Will's mich von hinnen drängen."
"Es treibt mich nach der Liebsten Näh,
Als könnts die Grete heilen;
Doch wenn ich der ins Auge seh,
Muß ich von hinnen eilen."
"Ich steig hinauf des Berges Höh,
Dort ist man doch alleine;
Und
wenn ich still dort oben steh,
Dann steh ich still und weine."
3
Der arme Peter wankt vorbei,
Gar langsam, leichenblaß und scheu.
Es bleiben fast, wenn sie ihn sehn,
Die Leute auf der Straße stehn.
Die Madchen flüstern sich ins Ohr:
"Der stieg wohl aus dem Grab
hervor."
Ach nein, ihr lieben Jungfräulein,
Der legt sich erst ins
Grab hinein.
Er hat verloren seinen Schatz,
Drum ist das Grab der beste Platz,
Wo er am besten liegen mag
Und schlafen bis zum Jüngsten Tag.
V
Lied des Gefangenen
Als meine Großmutter die Lise behext,
Da wollten die Leut sie
verbrennen.
Schon hatte der Amtmann viel Tinte verkleckst,
Doch
wollte sie nicht bekennen.
Und als man sie in den Kessel schob,
Da schrie sie Mord und Wehe;
Und als sich der schwarze Qualm erhob,
Da flog sie als Rab in die
Höhe.
Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein!
O komm mich im
Turme besuchen!
Komm, fliege geschwind durchs Gitter herein,
Und bringe mir Käse und Kuchen.
Mein schwarzes, gefiedertes Großmütterlein!
O möchtest du nur
sorgen,
Daß die Muhme nicht auspickt die Augen mein,
Wenn ich
luftig schwebe morgen.
VI
Die Grenadiere
Nach Frankreich zogen zwei Grenadier,
Die waren in Rußland
gefangen.
Und als sie kamen ins deutsche Quartier,
Sie ließen die
Köpfe hangen.
Da hörten sie beide die traurige Mär:
Daß Frankreich verloren
gegangen,
Besiegt und zerschlagen das große Heer --
Und der
Kaiser, der Kaiser gefangen.
Da weinten zusammen die Grenadier
Wohl ob der kläglichen Kunde.
Der eine sprach: Wie weh wird mir,
Wie brennt meine alte Wunde!
Der andre sprach: Das Lied ist aus,
Auch ich möcht mit dir sterben,
Doch hab ich Weib und Kind zu Haus,
Die ohne mich verderben.
Was schert mich Weib, was schert mich Kind,
Ich trage weit beßres
Verlangen;
Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind --
Mein
Kaiser, mein Kaiser gefangen!
Gewahr mir, Bruder, eine Bitt:
Wenn ich jetzt sterben werde,
So
nimm meine Leiche nach Frankreich mit,
Begrab mich in Frankreichs
Erde.
Das Ehrenkreuz am roten Band
Sollst du aufs Herz mir legen;
Die
Flinte gib mir in die Hand,
Und gürt mir um den Degen.
So will ich liegen und horchen still,
Wie eine Schildwach, im Grabe,
Bis einst ich höre Kanonengebrüll
Und wiehernder Rosse Getrabe.
Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
Viel Schwerter klirren
und blitzen;
Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab
Den
Kaiser, den Kaiser zu schützen.
VII
Die Botschaft
Mein Knecht! steh auf und sattle schnell,
Und wirf dich auf dein Roß,
Und jage rasch durch Wald und Feld
Nach König Dunkans Schloß.
Dort schleiche in den Stall, und wart,
Bis dich der Stallbub schaut.
Den forsch mir aus: Sprich, welche ist
Von Dunkans Töchtern Braut?
Und spricht der Bub: "Die Braune ist's",
So bring mir schnell die Mär.
Doch spricht der Bub: "Die Blonde ist's",
So eilt das nicht so sehr.
Dann geh zum Meister Seiler hin,
Und kauf mir einen Strick,
Und
reite langsam, sprich kein Wort,
Und bring mir den zurück.
VIII
Die Heimführung
Ich geh nicht allein, mein feines Lieb,
Du mußt mit mir wandern
Nach der lieben, alten, schaurigen Klause,
In dem trüben, kalten,
traurigen Hause,
Wo meine Mutter am Eingang kaurt
Und auf des
Sohnes Heimkehr laurt.
"Laß ab von mir, du finstrer Mann!
Wer hat dich gerufen?
Dein
Odem glüht, deine Hand ist Eis,
Dein Auge sprüht, deine Wang ist
weiß; --
Ich aber will mich lustig freun
An Rosenduft und
Sonnenschein."
Laß duften die Rosen, laß scheinen die Sonn,
Mein süßes Liebchen!
Wirf um den weiten, weißwallenden Schleier,
Und greif in die
Saiten der schallenden Leier,
Und singe ein Hochzeitlied dabei;
Der
Nachtwind pfeift die Melodei.
IX
Don Ramiro
"Donna Clara! Donna Clara!
Heißgeliebte langer Jahre!
Hast
beschlossen mein Verderben,
Und beschlossen ohn Erbarmen.
"Donna Clara! Donna Clara!
Ist doch süß die Lebensgabe!
Aber
unten ist es grausig,
In dem dunkeln, kalten Grabe.
"Donna Clara! Freu dich, morgen
Wird Fernando, am Altare,
Dich
als Ehgemahl begrüßen --
Wirst du mich zur Hochzeit laden?"
""Don Ramiro! Don Ramiro!
Deine Worte treffen bitter,
Bittrer als
der Spruch der Sterne,
Die da spotten meines Willens.
""Don Ramiro! Don Ramiro!
Rüttle ab den dumpfen Trübsinn;
Mädchen gibt es viel auf Erden,
Aber uns hat Gott geschieden.
""Don Ramiro, der du mutig
So viel Mohren überwunden,
Überwinde nun dich selber --
Komm auf meine Hochzeit morgen.""
"Donna Clara! Donna Clara!
Ja, ich schwör es, ja, ich komme!
Will
mit dir den Reihen tanzen; --
Gute Nacht, ich komme morgen."
""Gute Nacht!"" -- Das Fenster klirrte.
Seufzend stand Ramiro unten,
Stand noch lange wie versteinert;
Endlich schwand er fort im
Dunkeln. --
Endlich auch, nach langem Ringen,
Muß die Nacht dem Tage
weichen;
Wie ein bunter Blumengarten
Liegt Toledo ausgebreitet.
Prachtgebäude und Paläste
Schimmern hell im Glanz der Sonne;
Und der Kirchen hohe Kuppeln
Leuchten stattlich,

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