kaum zu 
unterscheidenden Zug gewahr. Östreichische, grau gekleidete Soldaten, 
mit grauen Faschinen auf den Rücken, zogen stillschweigend dahin, 
kaum daß von Zeit zu Zeit der Klang aneinander schlagender Schaufeln 
und Hacken irgend eine nahe Bewegung andeutete. Wunderbarer und 
gespensterhafter läßt sich kaum eine Erscheinung denken, die sich halb 
gesehen immer wiederholte, ohne deutlicher gesehen zu werden. Wir 
blieben auf dem Flecke halten, bis daß sie vorüber waren, denn von da 
aus konnten wir wenigstens nach der Stelle hinsehen, wo sie im 
Finstern wirken und arbeiten sollten. Da dergleichen Unternehmungen 
immer in Gefahr sind, dem Feind verraten zu werden, so konnte man 
erwarten, daß von den Wällen aus auf diese Gegend, und wenn auch 
nur auf gut Glück, gefeuert werden würde. Allein in dieser Erwartung 
blieb man nicht lange, denn gerade an der Stelle, wo die Tranchee 
angefangen werden sollte, ging auf einmal Kleingewehrfeuer los, allen 
unbegreiflich. Sollten die Franzosen sich herausgeschlichen, bis an 
oder gar über unsere Vorposten herangewagt haben? Wir begriffen es 
nicht. Das Feuern hörte auf, und alles versank in die allertiefste Stille. 
Erst den andern Morgen wurden wir aufgeklärt, daß unsere Vorposten 
selbst auf die still heranziehende Kolonne wie auf eine feindliche 
gefeuert hatten; diese stutzte, verwirrte sich, jeder warf seine Faschine 
weg, Schaufeln und Hacken wurden allenfalls gerettet; die Franzosen, 
auf den Wällen aufmerksam gemacht, waren auf ihrer Hut, man kam 
unverrichteter Sache zurück, die sämtliche Belagerungsarmee war in 
Bestürzung. 
Den 17. Juni. Die Franzosen errichten eine Batterie an der Chaussee. 
Nachts entsetzlicher Regen und Sturm. 
Den 18. Juni. Als man die neulich mißglückte Eröffnung der Tranchee 
unter den Sachverständigen besprach, wollte sich finden, daß man viel 
zu weit von der Festung mit der Anlage geblieben sei; man beschloß
daher sogleich, die dritte Parallele näher zu rücken und dadurch aus 
jenem Unfall entschiedenen Vorteil zu ziehen. Man unternahm es, und 
es ging glücklich vonstatten. 
Den 24. Juni. Franzosen und Klubisten, wie man wohl bemerken 
konnte, daß es Ernst werde, veranstalteten, dem zunehmenden Mangel 
an Lebensmitteln Einhalt zu tun, eine unbarmherzige Exportation 
gegen Kastel, von Greisen und Kranken, Frauen und Kindern, die 
ebenso grausam wieder zurückgewiesen wurden. Die Not wehr- und 
hülfloser, zwischen innere und äußere Feinde gequetschter Menschen 
ging über alle Begriffe. 
Man versäumte nicht, den östreichischen Zapfenstreich zu hören, 
welcher alle andere der ganzen alliierten Armee übertraf. 
Den 25. Juni nachmittag entstand ein heftiges, allen unbegreifliches 
Kanonieren am Ende unsers linken Flügels; zuletzt klärte sich's auf, das 
Feuern sei auf dem Rhein, wo die holländische Flotte vor Ihro Majestät 
dem Könige manövriere; Höchstdieselben waren deshalb nach Elfeld 
gegangen. 
Den 27. Juni. Anfang des Bombardements, wodurch die Dechanei 
sogleich angezündet war. 
Nachts glückte den Unsern der Sturm auf Weißenau und die Schanze 
oberhalb der Kartause, freilich unerläßliche Punkte, den rechten Flügel 
der zweiten Parallele zu sichern. 
Den 28. Juni nachts. Fortgesetztes Bombardement gegen den Dom; 
Turm und Dach brennen ab und viele Häuser umher. Nach Mitternacht 
die Jesuitenkirche. 
Wir sahen auf der Schanze vor Marienborn diesem schrecklichen 
Schauspiele zu; es war die sternenhellste Nacht, die Bomben schienen 
mit den Himmelslichtern zu wetteifern, und es waren wirklich 
Augenblicke, wo man beide nicht unterscheiden konnte. Neu war uns 
das Steigen und Fallen der Feuerkugeln; denn wenn sie erst mit einem 
flachen Zirkelbogen das Firmament zu erreichen drohten, so knickten
sie in einer gewissen Höhe parabolisch zusammen, und die 
aufsteigende Lohe verkündigte bald, daß sie ihr Ziel zu erreichen 
gewußt. 
Herr Gore und Rat Krause behandelten den Vorfall künstlerisch und 
machten so viele Brandstudien, daß ihnen später gelang, ein 
durchscheinendes Nachtstück zu verfertigen, welches noch vorhanden 
ist und, wohl erleuchtet, mehr als irgend eine Wortbeschreibung die 
Vorstellung einer unselig glühenden Hauptstadt des Vaterlandes zu 
überliefern imstande sein möchte. 
Und wie deutete nicht ein solcher Anblick auf die traurigste Lage, 
indem wir, uns zu retten, uns einigermaßen wieder herzustellen, zu 
solchen Mitteln greifen mußten! 
Den 29. Juni. Schon längst war von einer schwimmenden Batterie die 
Rede gewesen, welche, bei Ginsheim gebaut, auf den Mainkopf und die 
zunächst liegenden Inseln und Auen wirken und sie besetzen sollte. 
Man sprach so viel davon, daß sie endlich vergessen ward. Auf meinem 
gewöhnlichen Nachmittagsritte nach unserer Schanze über Weißenau 
war ich kaum dorthin gelangt, als ich auf dem Fluß eine große 
Bewegung bemerkte: französische Kähne ruderten emsig nach den 
Inseln, und die östreichische Batterie, angelegt, um den Fluß bis 
dorthin zu bestreichen, feuerte unausgesetzt in Prellschüssen auf dem 
Wasser, -- für mich ein ganz neues Schauspiel. Wie die Kugel zum 
erstenmal auf das bewegliche Element aufschlug, entsprang eine starke, 
sich viele Fuß in die Höhe bäumende Springwelle; diese war noch nicht 
zusammengestürzt, als schon eine zweite in die Höhe getrieben wurde, 
kräftig wie die erste, nur nicht von gleicher Höhe, und so folgte die 
dritte, vierte, immer ferner abnehmend, bis sie zuletzt gegen die Kähne 
gelangte, flächer fortwirkte und den Fahrzeugen zufällig gefährlich 
ward. 
An diesem    
    
		
	
	
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