ich auch tun." 
Und gleich fing sie an, eine Menge toter Spinnen und Fliegen in ihr 
Nest zu tragen. 
"Aber wozu soll das?" fragte endlich ihre Mutter. 
"Wozu? Das ist Vorrat für den bösen Winter, liebe Mutter. Sammle 
doch auch! Die Ameisen haben mich diese Vorsicht gelehrt" 
"Laß nur die Ameisen!" versetzte die Mutter. "Uns Schwalben hat die 
Natur ein schöneres Los bereitet. Wenn der reiche Sommer sich wendet, 
dann ziehen wir fort von hier." 
 
Jupiter und das Schaf 
Ein Schafweibchen lebte in einer spärlich bewachsenen Gebirgsgegend. 
Es mußte viel von anderen Tieren erleiden und war ständig auf der 
Flucht vor Feinden. Ein Adler kreiste oft über diesem Gebiet, und das 
Schafweibchen war gezwungen, immer wieder ihr kleines Schäfchen zu 
verstecken. Auch mußte es achtgeben, daß der Wolf es nicht entdeckte, 
denn dieser strolchte auf dem dichtbebuschten Nachbarhügel herum. 
Außerdem war es wirklich ein Wunder, daß der Bär aus der waldigen 
Schlucht unter ihm es und sein Kind mit seinen riesigen Pranken noch 
nicht erwischt hatte. 
An einem Sonntag beschloß das Schaf, zum Himmelsgott zu wandern 
und ihn um Hilfe zu bitten. Demütig trat es vor Jupiter und schilderte 
ihm sein Leid. "Ich sehe wohl, mein frommes Geschöpf, daß ich dich 
allzu schutzlos geschaffen habe", sprach der Gott freundlich, "darum 
will ich dir auch helfen. Aber du mußt selber wählen, was für eine 
Waffe ich dir zu deiner Verteidigung geben soll. Willst du vielleicht, 
daß ich dein Gebiß mit scharfen Fang- und Reißzähnen ausrüste und
deine Füße mit spitzen Krallen bewaffne?" 
Das Schaf schauderte. "O nein, gütiger Vater, ich möchte mit den 
wilden, mörderischen Raubtieren nichts gemein haben." 
"Soll ich deinen Mund mit Giftwerkzeugen wappnen?" Das Schaf wich 
bei dieser Vorstellung einen Schritt zurück. "Bitte nicht, gnädiger 
Herrscher, die Giftnattern werden ja überall so sehr gehaßt." 
"Nun, was willst du dann haben?" fragte Jupiter geduldig. "Ich könnte 
Hörner auf deine Stirn pflanzen, würde dir das gefallen?" 
"Auch das bitte nicht", wehrte das Schaf schüchtern ab, "mit meinem 
Gehörn könnte ich so streitsüchtig oder gewalttätig werden wie ein 
Bock." 
"Mein liebes Schaf", belehrte Jupiter sein sanftmütiges Geschöpf, 
"wenn du willst, daß andere dir keinen Schaden zufügen, so mußt du 
gezwungenerweise selber schaden können." 
"Muß ich das?" seufzte das Schaf und wurde nachdenklich. Nach einer 
Weile sagte es: "Gütiger Vater, laß mich doch lieber so sein, wie ich 
bin. Ich fürchte, daß ich die Waffen nicht nur zur Verteidigung 
gebrauchen würde, sondern daß mit der Kraft und den Waffen zugleich 
auch die Lust zum Angriff erwacht." 
Jupiter warf einen liebevollen Blick auf das Schaf, und es trabte in das 
Gebirge zurück. Von dieser Stunde an klagte das Schaf nie mehr über 
sein Schicksal. 
 
Merops 
"Ich muß dich doch etwas fragen", sprach ein junger Adler zu einem 
tiefsinnigen grundgelehrten Uhu. "Man sagt, es gäbe einen Vogel mit 
Namen Merops, der, wenn er in die Luft steige, mit dem Schwanze 
voraus, den Kopf gegen die Erde gekehrt, fliege. Ist das wahr?" 
"Ei nicht doch!" antwortete der Uhu; "das ist eine alberne Erdichtung 
des Menschen. Er mag selbst ein solcher Merops sein, weil er nur gar 
zu gern den Himmel erfliegen möchte, ohne die Erde auch nur einen 
Augenblick aus dem Gesichte zu verlieren." 
 
Minerva 
Laß sie doch, Freund! laß sie, die kleinen hämischen Neider deines 
wachsenden Ruhmes! Warum will dein Witz ihre der Vergessenheit
bestimmte Namen verewigen? 
In dem unsinnigen Kriege, welchen die Riesen wider die Götter führten, 
stellten die Riesen der Minerva einen schrecklichen Drachen entgegen. 
Minerva aber ergriff den Drachen und schleuderte ihn mit gewaltiger 
Hand an das Firmament. Da glänzt er noch, und was so oft großer 
Taten Belohnung war, ward des Drachens beneidenswürdige Strafe. 
 
Zeus und das Pferd 
"Vater der Tiere und Menschen", so sprach das Pferd und nahte sich 
dem Throne des Zeus, "man will, ich sei eines der schönsten Geschöpfe, 
womit du die Welt geziert, und meine Eigenliebe heißt es mich glauben. 
Aber sollte gleichwohl nicht noch verschiedenes an mit zu bessern 
sein?" "Und was meinst du denn, das an dir zu bessern sei? Rede, ich 
nehme Lehre an", sprach der gute Gott und lächelte. 
"Vielleicht", sprach das Pferd weiter, "würde ich flüchtiger sein, wenn 
meine Beine höher und schmächtiger wären; ein langer Schwanenhals 
würde mich nicht verstellen; eine breitere Brust wurde meine Stärke 
vermehren; und da du mich doch einmal bestimmt hast, deinen 
Liebling, den Menschen, zu tragen, so könnte mir ja wohl der Sattel 
anerschaffen sein, den mir der wohltätige Reiter auflegt." 
"Gut", versetzte Zeus, "gedulde dich einen Augenblick!" Zeus, mit 
ernstem Gesichte, sprach das Wort der Schöpfung. Da quoll Leben in 
den Staub, da verband sich organisierter Stoff; und plötzlich stand vor 
dem Throne--das häßliche Kamel. 
Das Pferd sah, schauderte und zitterte vor entsetzendem Abscheu. 
"Hier sind höhere und mächtigere Beine", sprach Zeus; "hier ist ein 
langer Schwanenhals; hier ist eine breite Brust;    
    
		
	
	
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