Zuchthausgeschichten von einem ehemaligen Züchtling

Joseph M. Hägele
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Zuchthausgeschichten von einem ehemaligen?by Joseph M. H?gele

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Title: Zuchthausgeschichten von einem ehemaligen Züchtling Erster Theil
Author: Joseph M. H?gele
Commentator: Alban Stolz
Release Date: July 13, 2005 [EBook #16278]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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Zuchthausgeschichten
von
einem ehemaligen Züchtling
* * * * *
Mit einem Vorwort
von
#DR. ALBAN STOLZ#
Professor an der Universit?t zu Freiburg.
* * * * *
#ERSTER THEIL#
* * * * *
Münster, 1853.
#VORWORT#
Ich bin gebeten worden, dem Verfasser dieser Zuchthausgeschichten einen Verleger zu verschaffen; der Verleger wünschte dazu ein Vorwort von mir. Ich gebe es gern; ich hoffe dadurch nicht nur dem jungen Manne, den Gott durch Verirrung und Unglück hindurch zum wahren Glück, zum überzeugungsfesten Christenthum geführt hat, nützlich zu sein, sondern auch den Lesern, welche etwa durch meinen bekanntern Namen veranla?t werden dieses Buch zur Hand zu nehmen.
Man hat viel Geschrei gemacht mit den Schwarzw?lder Geschichten von Auerbach. Es w?re nicht nothwendig gewesen. Auerbach ist kein Schwarzw?lder, er ist ein Jude. Ein Jude wird n?mlich niemals ein Schwarzw?lder, selbst wenn seine Vorfahren gleich nach der Zerst?rung Jerusalems an den Feldberg oder nach Todtnau gezogen und sich niedergelassen h?tten. Eben de?halb mag Auerbach immerhin ?u?ere Vorkommnisse auf dem Schwarzwald beschreiben; wenn er aber von dem Denken und Fühlen des Schwarzw?lders reden will, so mu? er dieses aus seiner Phantasie nehmen, welche aber keine Schwarzw?lder Natur, sondern die eines jüdischen Literaten hat. Man hat, so will es mir scheinen, Auerbach besonders da viel gepriesen und gelesen, wo man blos unterhaltende Lektüre wollte und das t?gliche Futter, die Romanenliebeleien im Schwarzw?lder Bauernrock neu und pikant fand; auch mag mancher Posaunenbl?ser des Literaturmarktes den Meister Auerbach de?halb gepriesen haben, weil er das Verdienst hat kein Christ zu sein.
Die Zuchthausgeschichten, welche hier vorliegen, halte ich für besser als Auerbachs Dorfgeschichten. Der Stoff ist wahr, und die kr?ftige Durchführung kommt aus einem Schwarzw?lder Naturell und aus einer Seele, die selbst Schweres durchgemacht hat; es ist aber überhaupt eine viel interessantere und nützlichere Lektüre für einen geistiggesunden Menschen die Darstellung, wie Gottes Wege und die Wege des Menschen, wie gro?e Sünde und gro?es Unglück in einandergreifen, als was ein Literat lustig zusammenphantasirt hat. Ich hoffe, da? die Leser sich nicht sto?en werden an manchen Derbheiten; der Verfasser konnte nicht Alle umgehen, wenn er lebensgetreu schildern sollte; und es scheint mir eigentlich nur eine sittliche Kr?nklichkeit, wenn man alsbald Aergerni? nehmen zu müssen glaubt, wo Wort und That des rohern verkommnern Menschen unverhüllt mitgetheilt werden.
Nicht minder beachtenswerth ist diese Schrift aber auch bezüglich des stets noch unentschiedenen Streites, ob Zellengef?ngni? oder gemeinsame Haft in Zuchth?usern den Vorzug verdienen. In dieser Frage wird es wohl keinen competentern Schiedsrichter geben, als den, der nicht aus Büchern und kopfloser Sentimentalit?t spricht, sondern selbst die Sache durchgelebt hat, wie der Verfasser dieser Zuchthausgeschichten. Ich habe au?er dem, was mein Klient aus eigener Erfahrung darthut, auch noch ein anderes Tagbuch eines gebildeten Zellengefangenen gelesen, der seine nach der Entlassung erprobte Bekehrung gleichfalls der Einzelhaft zuschreibt. Nun reducirt sich zuletzt der Streit darauf: Die Einzelhaft ist drückender und führt zuweilen selbst zur Verrücktheit; hingegen kann bei der Einzelhaft viel regelm??iger auf Bekehrung gerechnet werden, als bei gemeinsamer Haft, ja diese ist in der Regel der Anla? zu gründlicherer sittlicher Verwüstung, so da? wer mit einem Teufel ins Zuchthaus k?mmt, oft mit sieben hinausgeht. Ein Christ, der dieses wei?, kann nicht in Zweifel sein, was vorzuziehen ist. Wenn man die Eierschalen gelehrter Bücher abgestreift hat und auf eigenen Fü?en geht, so wird man letztlich nicht dafür halten, da? um eine m?gliche Geistesst?rung zu vermeiden lieber der Verbrecher im Morast schlechter Kameradschaft belassen werden müsse. Alle Formen des Wahnsinns sind Krankheiten der Grenzorgane zwischen Geist und Leib; sie binden allerdings den Geist und suspendiren denselben in seiner bestimmungsgem??en Entwicklung, wie solches auch im Schlaf oder schlimmer in der Betrunkenheit geschieht. Der Wahnsinn ist daher nur ein langer Traum, eine moralische Pause, daher ein unendlich geringeres Unglück, christlich aufgefa?t, als ein bewu?tes Leben in der Sünde. Hingegen ist die einzige Krankheit des Geistes selbst Irrthum und Sünde; Erl?sung davon kommt oft vor in der Einzelhaft, in der gemeinsamen hingegen h?ufiger Verschlimmerung. Wer de?halb, weil in seltenen F?llen Wahnsinn in der Zelle ausbricht, der verderblichen Verbrecher-Kameradschaft den Vorzug gibt, der zeichnet sich selbst damit: er ist ein Mensch, welchem zugestanden oder unbewu?t das sinnliche weltliche Wohlsein mehr gilt, als die h?chste Bestimmung
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