Von Tripolis nach Alexandrien - 1. Band | Page 2

Gerhard Rohlfs
sich nun einmal nicht aufhalten, und die V?lker, welche nicht mit fort wollen, werden absorbirt oder vernichtet werden. So sehen wir denn auch unaufhaltsam den Islam seinem Ende entgegen gehen, sowohl Araber als T��rken k?nnen sich gegen das Christenthum nicht halten; ohne dass diesen V?lkern ein Zwang angethan wird, gehen sie ihrem Untergange entgegen. Und selbst in der christlichen Religion sehen wir bei den V?lkern, welche durch die Religion gefesselt sind, ein geistiges Verkommen, einen R��ckschritt; der Franzose sieht und constatirt mit Bangen keine Zunahme der Bev?lkerung, und in Spanien, in Italien, wie sieht es da aus!
Dem Islam gegen��ber ist aber selbst die katholische Religion Fortschritt, deshalb wird auch das mohammedanische Element ��ber kurz oder lang dem Christenthum in Algerien unterliegen, so sehr sich die franz?sische Regierung auch M��he giebt, die Araber zu civilisiren, zu pflegen, zu beg��nstigen und auf Kosten der Europ?er zu bevorzugen.
Wir fanden in Marseille alles in bester Ordnung, und wie immer die liebensw��rdigste und zuvorkommendste Aufnahme bei unserm deutschen Consul, Hrn. Schnell.
Wie wenig ��brigens sonst von den Marseillern auf deutsche Sitte und Sprache gegeben wird, geht daraus hervor, dass nicht ein einziges deutsches Journal im ersten Club der Stadt, dem Cercle des Phoc��ens, vorhanden war, von den englischen war nur die Times vorhanden. Die eigentlichen Marseiller sind eben nur Kr?mer, keine Kaufleute; der Grosshandel ist einzig in den H?nden eingewanderter Franzosen oder Schweizer.
Aber grossartig ist die Stadt und hat in Hrn. Maupas, dem vorletzten Pr?fecten, einen wahren Haussmann[1] gehabt. Die Pr?fectur, die neue B?rse, das kaiserliche Palais, das bisch?fliche Schloss, ohne viele andere Geb?ude zu nennen, sind alle Prachtbauten, und die neuen Stadttheile, die Faubourgs mit den beiden grossartigen H?fen Port Napol��on und Joliette machen Marseille zu einer der gl?nzendsten St?dte des Mittelmeeres.
Und auch die Umgebung hat merkw��rdige Ver?nderungen erlitten. Fr��her von kahlen Kalkfelsen bordirt, welche die Meeresufer pittoresk, aber nicht sch?n machten, hat man durch sorgf?ltige Bew?sserungen und Auftragen von Humus gr��ne, mit Pinien und anderen B?umen geschm��ckte H��gel geschaffen, und der Prado von Marseille ist einer der sch?nsten der Welt. Wer nach Marseille kommt, vers?ume ja nicht, nach der sogenannten Reserve zu gehen, auf dem Wege nach Toulon l?ngs dem Meere gelegen; eine Restauration, im grossartigsten Verh?ltnisse aufgef��hrt, von der aus man die prachtvollste Aussicht auf Stadt, Meer und die vorliegenden Inseln hat.
Doch alle diese Einzelheiten sind in den Reiseb��chern zu finden, und ich f��r meinen Theil hatte Marseille schon so oft gesehen, vom Anfange seines neuen Daseins an (da wo die pr?chtigen H?user unterhalb des bisch?flichen Palais sich hinziehen, hatte ich vor Jahren gebadet), dass ich gar keine Lust versp��rte, den Aufenthalt unn?thig zu verl?ngern.
Es war mir deshalb sehr erw��nscht, dass Consul Schnell sich bereitwilligst erbot, meine s?mmtlichen Kisten nach Malta spediren zu wollen; auf diese Art wurde es m?glich, dass ich gleich am folgenden Tage Passage an Bord des nach Tunis fahrenden Dampfers nehmen konnte, um so auf diesem Umwege Malta zu erreichen. Der directe Dampfer sollte erst am 27. November und mit ihm mein Gep?ck abgehen, wir gingen Nachmittags desselben Monats am 20. an Bord. Unser Schiff, Cayd genannt, war kein der Messagerie geh?render Dampfer, sondern ein von dieser Gesellschaft gemiethetes Boot, welches der Compagnie der Navigation mixte zugeh?rte. Klein und mangelhaft eingerichtet, war das Schiff bis Philippeville mit Passagieren aller Classen ��berf��llt, und selbst die erste Classe hatte ein knotiges Aussehen. Mit Ausnahme eines Engl?nders, der wie ich nach Tunis wollte und ein sehr gebildeter und feiner Gentleman war, bestand die ganze Zahl der Passagiere aus Franzosen. Die zweite Classe war theils mit franz?sischen Officieren, theils mit Kaufleuten besetzt; das Verdeck war ��berf��llt mit Soldaten aller in Algerien ��blichen Truppen, mit leichten Frauenzimmern, welche das Mutterland einer Colonie sandte, und einigen arabischen Pilgern, welche von Mekka kamen.
Gl��cklicherweise dauerte die Fahrt nicht lange Zeit, und das Wetter war andauernd g��nstig; schon am Sonntag Morgens, den 22. Novbr., waren die Berge Afrika's in Sicht, und um 2 Uhr lagen wir vor Stora, dem kleinen Hafenorte von Philippeville. Stora ist f��r Philippeville derselbe Platz, der Mers el Kebir f��r Oran ist, auch die topographische Lage ist fast dieselbe. Aber sowohl an Wichtigkeit im Verkehr als an Sch?nheit ��bertreffen die beiden Orte der Provinz Oran um ein bedeutendes die der Provinz Constantine. Die Ausschiffung ging rasch von Statten, da Barken genug vorhanden waren, und die Araber doch unter franz?sischer Herrschaft schon ein gutes Theil jener Zudringlichkeit und Unversch?mtheit verloren haben, welche sie da ausgezeichnet, wo sie unter eigener oder t��rkischer Herrschaft stehen. Aber nun, wo unser Schiff ruhig auf den glatten Wellen lag, merkte ich, dass es noch eine ber��hmte und gl?nzende Sch?nheit beherbergt hatte, die Marquise von G..., eine der ersten Sch?nheiten am Hofe Napoleons III. und Ehrendame seiner kaiserl. Gemahlin. Diejenigen, welche mit dem Hofe Napoleons vertraut sind, werden leicht errathen k?nnen, wer diese hervorragende Sch?nheit ist, welche hier von ihrem Gemahl,
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