Strix | Page 3

Svend Fleuron
gleichsam die Kissen ab und ihr vorhin so dicker, aufgeplusterter K?rper wird schlank und lang.
Pl?tzlich gleitet ein kleines, langgestrecktes, schlangengeschmeidiges Raubtier in kastanienbraunem Pelz lautlos durch das Eingangsloch ...
Da leuchtet es unten aus dem Zunderdunkel wie Zauberglut auf. Ein elektrischer Strom, aus Spannung und Erregung geschaffen, entz��ndet magische Funken in den brandgelben Lichtern der Eule, sie sperrt ihren m?chtigen Schlund auf und gibt pl?tzlich ein Furcht einfl??endes Fauchen von sich.
Das geschmeidige Raubtier f?hrt mit einem Satz zur��ck; in langen Spr��ngen jagt es kopf��ber am Stamm hinab und verschwindet in wilder Flucht.
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Der Marder Taa ist der blutd��rstigste R?uber des Waldes. Aber noch ist er so jung, da? er dergleichen Fehlgriffe begehen kann.
Er hatte gehofft, ein Eichh?rnchen in dem hohlen Stamm da oben zu treffen oder doch wenigstens einen kranken, alten H?her.
Jetzt macht er sich schleunigst unsichtbar, ganz verwirrt infolge des Irrtums.
Alle Bewohner des Waldes kennen ja den gro?en, braungefiederten Nachtvogel -- den fliegenden Wolf, mit dem menschlichen Gesicht und den geradeaus gerichteten Lichtern, die die Macht des Blickes besitzen.
Sie ist der Tyrann des Hochwalds, der seine Steuer von allen erheischt, von den Hirschk?lbern bis hinab zu den M?usen.
Sie scheuen sie, sie f��rchten sie ... Strix Bubo, die gro?e Horneule!

2. M?nnchen und Junge
Strix steht in ihren Kraftjahren, in den jubelvollen Tagen ihres gl��cklichen Alters.
Alles, wonach sie greift, f?ngt sie, und alles, was sie schl?gt, f?llt und stirbt; sie hat Wachstum in den Federposen, Griff in den F?ngen und einen ewig brennenden Hunger im Magen; sie ist riesenstark. Wenn sie nur einen Hasen anr��hrt, spritzt das Blut gleich aus den zur Ader gelassenen Pulsen; sie hat Lust zur Paarung und Freude an den Jungen, sie besitzt alles, was reizt.
Ihr Jagdgrund ist gro?! Sie wohnt hier in den Hochw?ldern, ganz am Ende der F?rde und kann bis zum n?chsten Nachbar jagen.
Es sind alte, pfadlose W?lder, voll von Dickicht und sauren Erlenmooren, umgest��rzte B?ume und herabgewehte Zweige liegen ��berall umher, und ��berall stehen zunderige, hohle B?ume und knarren. Unter der Gei?el eines gro?en Wildbestandes sind die W?lder aufgewachsen: Urwald-, Kronenhirsche und Rudel von Rehen hatten hier zu allen Zeiten ihren Stand und haben sich den Winter ��ber k��mmerlich im Holz durchge?st. Daher das viele verkr��ppelte Eichen- und Buchengestr��pp, daher die vielen verrenkten Eschen und Erlen, daher das urwald?hnliche Gewirr, das einem gro?en Uhu das Leben des Lebens wert machen kann.
Aber der L?rm der Menschen r��ckt Strix n?her und n?her. Es werden h?ufiger B?ume im Walde gef?llt, neue Menschenwege werden angelegt, kleine Steinhaufen und gro?e Steinhaufen, aus denen Rauch aufsteigt und in denen Menschen wohnen, tauchen in wachsender Zahl l?ngs des Waldsaumes auf. Schon mehrmals hat sie ihren Wohnbaum ?ndern und tiefer in den Wald hineinziehen m��ssen. Wo die B?ume am h?chsten sind, wo der Sturm am meisten zu nehmen findet, wo er die h?rtesten Wunden schlagen kann, so da? gro?e L?cher in das morsche Holz kommen -- da ist sie immer am besten gediehen.
Aber sie hat kaum ein halbes Jahr in ihrem neuen Versteck gewohnt, als auch schon der gro?e Naturzerst?rer mit S?ge und Axt dorthin gelangt ist. Sie ahnt ihn, lange bevor er sich auch wirklich hat blicken lassen, denn vor sich her treibt er eine Schar anderer Tiere, denen es so ergeht, wie der gro?en Horneule selbst.
Es sind Hirsche und Kahlwild, H��hnerhabichte und Wanderfalken, Edelmarder und Wildg?nse -- alle fliehen sie vor den Axthieben, vor Hundegel?ut und Sch��ssen und vor der scharfriechenden F?hrte des arbeitstollen Menschen! Die urspr��nglichen Bewohner des Waldes weichen dieser l?rmenden neuen Welt; sie ballen sich zusammen an den Stellen, wo sie noch Lebensbedingungen nach ihren Gewohnheiten und Bed��rfnissen finden -- in den ?den Landecken, in entlegenen Winkeln, zwischen Heide-, Moor- und Sumpfstrecken. Hier halten sie sich am Tage auf -- sie warten die Nacht ab!
Das m?chtige Lichtgez��cht, das mit dem Tage erwacht und die Unruhe, den L?rm, die Ver?nderung und die Umbildung der Erde und der Natur schafft, die die Tiere scheuen, zwingt sie, sich zu verbergen, so lange es rast! Aber des Nachts kehren sie zur��ck zu den alten St?tten, verbreiten sich auf schnellen Sohlen, auf schleichenden L?ufen ��ber das Reich, das einstmals das ihre war. Die Hirsche und das Kahlwild ?sen den Roggen der Ansiedler, die D?chse tummeln sich in den Saatfeldern, Marder und Fuchs stehlen Tauben und H��hner -- und Strix nimmt an Katzen und Ratten, was sie ergattern kann! In der Nacht geh?rt die Erde noch den Tieren!
Aber die Erde wird doch kleiner und kleiner. So dicht liegen bald die Steinh?hlen der Menschen um die Hochw?lder herum, da? stellenweise Tag und Nacht eine angsteinfl??ende Wolke ihres eigent��mlichen Geruches aufsteigt.
Eines sch?nen Abends merkt Strix, da? sie um der Nachbareule willen gern so weit jagen kann, wie sie Lust hat. Die Nachbareule l??t ihre Kampfstimme nicht mehr ert?nen, sie mu? wohl weiter weg bessere Jagdgr��nde gefunden haben!
Die Nachbareule ist fort -- der gro?e Moloch, das
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