Nach Amerika! Erster Band

Friedrich Gerstäcker
Nach Amerika! Erster Band

The Project Gutenberg EBook of Nach Amerika! Erster Band by
Friedrich Gerstäcker

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Title: Nach Amerika! Erster Band
Author: Friedrich Gerstäcker
Release Date: May 2006 [Ebook #18475]
Language: German
Character set encoding: ISO 8859-1
***START OF THE PROJECT GUTENBERG EBOOK NACH
AMERIKA! ERSTER BAND***

Nach Amerika! Ein Volksbuch
Erster Band von Friedrich Gerstäcker. Illustrirt von Theodor Hosemann.
Leipzig, Hermann Costenoble, Verlagsbuchhandlung Berlin, Rudolph
Gaertner, Amelang'sche Sort-Buchhandlung

1855

[image]

NACH AMERIKA!
Wie man ein Bild, aus einem Werk heraus, vorn auf den Umschlag
bringt, den Beschauer dadurch gewissermaßen in den Charakter des
Ganzen einzuweihen, so will auch ich hier den Anfang des einen
Capitels, aus der Mitte des Bandes heraus, zum Vorwort wählen, den
Leser gleich von vorn herein mit dem bekannt zu machen, was ich ihm
biete.
»Nach Amerika!« -- Leser, erinnerst Du Dich noch der Märchen in
»Tausend und eine Nacht«, wo das kleine Wörtchen »Sesam« dem, der
es weiß, die Thore zu ungezählten Schätzen öffnet? hast Du von den
Zaubersprüchen gehört, die vor alten Zeiten weise Männer gekannt,
Geister heraufzurufen aus ihrem Grab, und die geheimen Wunder des
Weltalls sich dienstbar zu machen? -- Mit dem ersten Klang der
einfachen Sylbe schlugen, wie sich die Sage seit Jahrhunderten im
Munde des Volkes erhalten, Blitz und Donner zusammen, die Erde
bebte, und das kecke, tollkühne Menschenkind das sie gesprochen,
bebte zurück vor der furchtbaren Gewalt die es heraufbeschworen.
Die Zeiten sind vorüber; die Geister, die damals dem
Menschengeschlecht gehorcht, gehorchen ihm nicht mehr, oder wir
haben auch vielleicht das rechte Wort vergeben sie zu rufen -- aber ein
anderes dafür gefunden das, kaum minder stark, mit einem Schlage das
Kind aus den Armen der Eltern, den Gatten von der Gattin, das Herz
aus allen seinen Verhältnissen und Banden, ja aus der eigenen Heimath
Boden reißt, in dem es bis dahin mit seinen stärksten, innigsten Fasern
treulich festgehalten.
»Nach Amerika,« leicht und keck ruft es der Tollkopf trotzig der ersten
schweren, traurigen Stunde entgegen, die seine Kraft prüfen sollte,

seinen Muth stählen -- »nach Amerika,« flüstert der Verzweifelte der
hier am Rand des Verderbens dem Abgrund langsam aber sicher
entgegen gerissen wurde -- »nach Amerika,« sagt still und entschlossen
der Arme, der mit männlicher Kraft, und doch immer und immer
wieder vergebens gegen die Macht der Verhältnisse angekämpft, der
um sein »tägliches Brod« mit blutigem Schweiß gebeten -- und es nicht
erhalten, der keine Hülfe für sich und die Seinen hier im Vaterlande
sieht, und doch nicht betteln will, nicht stehlen kann -- »nach Amerika«
lacht der Verbrecher nach glücklich verübtem Raub, frohlockend der
fernen Küste entgegen jubelnd, die ihm Sicherheit bringt vor dem Arm
des beleidigten Rechts -- »nach Amerika,« jubelt der Idealist, der
wirklichen Welt zürnend, weil sie eben wirklich ist, und über dem
Ocean drüben ein Bild erhoffend, das dem in seinem eigenen tollen
Hirn erzeugten, gleicht -- »nach Amerika« und mit dem einen Wort
liegt hinter ihnen, abgeschlossen, ihr ganzes früheres Leben, Wirken,
Schaffen -- liegen die Bande die Blut oder Freundschaft hier geknüpft,
liegen die Hoffnungen die sie für hier gehegt, die Sorgen die sie
gedrückt -- »nach Amerika!«
So gährt und keimt der Saame um uns her -- hier noch als leiser, kaum
verstandener Wunsch im Herzen ruhend, dort ausgebrochen zu voller
Kraft und Wirklichkeit, mit der reifen Frucht seiner gepackten Kisten
und Kasten. Der Bauer draußen hinter seinem Pflug, den der nahe
Grenzrain, der ihn zu wenden und immer wieder zu wenden zwingt
noch nie so schwer geärgert, und der im Geist schon die langen geraden
Furchen zieht, weit über dem Meer drüben, in dem fetten, herrlichen
Land; -- der Handwerker in seiner Werkstatt, dem sich Meister nach
Meister in die Nachbarschaft setzt, mit Neuerungen und großen,
marktschreierischen Firmen, die wenigen Kunden die ihm bis dahin
noch geblieben in seine Thür zu locken; der Künstler in seinem Atelier,
oder seiner Studirstube, der über einer freieren Entwickelung brütet,
und von einem Lande schwärmt wo Nahrungssorgen ihm nicht Geist
und Hände binden; -- der Kaufmann hinter seinem Pult, der Nachts,
allein und heimlich, die Bilanz in seinen Büchern zieht, und, das
sorgenschwere Haupt in die Hand gestützt, von einem neuen, andern
Leben, von lustig bewimpelten Schiffen, von reich gefüllten
Waarenhäusern träumt; in Tausenden von ihnen drängt's und treibt's

und quält's, und wenn sie auch noch vielleicht Jahre lang nach außen
die alte frühere Ruhe wahren, in ihren Herzen glüht und glimmt der
Funke fort -- ein stiller aber ein gefährlicher Brand. Jeder Bericht über
das ferne Land wird gelesen und überdacht, neue Arzenei, neues Gift
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