Kritik des Herzens

Wilhelm Busch
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Busch
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Title: Kritik des Herzens
Author: Wilhelm Busch
Release Date: August 25, 2007 [EBook #22391]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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HERZENS ***
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Kritik des Herzens
von
W i l h e l m B u s c h
Dreizehnte Auflage
München
Verlag von Fr. Bassermann
1914

Druck von Knorr & Hirth
Alle Rechte vorbehalten
Es wohnen die hohen Gedanken
In einem hohen Haus.
Ich klopfte,
doch immer hieß es:
Die Herrschaft fuhr eben aus!
Nun klopf ich ganz bescheiden
Bei kleineren Leuten an.
Ein
Stückel Brod, ein Groschen
Ernähren auch ihren Mann.
Sei ein braver Biedermann,
Fange tüchtig an zu loben!
Und du
wirst von uns sodann
Gerne mit empor gehoben.
Wie, du ziehst ein schiefes Maul?
Willst nicht, daß dich andre adeln?

Na, denn sei mir nur nicht faul
Und verlege dich auf's Tadeln.
Gelt, das ist ein Hochgenuß,
Schwebst du so mit Wohlgefallen
Als
ein selger Kritikus
Hocherhaben über Allen.
Es sitzt ein Vogel auf dem Leim,
Er flattert sehr und kann nicht heim.

Ein schwarzer Kater schleicht herzu,
Die Krallen scharf, die Augen
gluh.
Am Baum hinauf und immer höher
Kommt er dem armen
Vogel näher.
Der Vogel denkt: Weil das so ist
Und weil mich doch
der Kater frißt,
So will ich keine Zeit verlieren,
Will noch ein wenig
quinquiliren
Und lustig pfeifen wie zuvor.
Der Vogel, scheint mir,
hat Humor.
Ich kam in diese Welt herein,
Mich baß zu amüsiren,
Ich wollte
gern was Rechtes sein
Und mußte mich immer geniren.
Oft war ich
hoffnungsvoll und froh
Und später kam es doch nicht so.
Nun lauf ich manchen Donnerstag
Hienieden schon herummer,
Wie
ich mich drehn und wenden mag,
's ist immer der alte Kummer.

Bald klopft vor Schmerz und bald vor Lust
Das rothe Ding in meiner
Brust.

Der Hausknecht in dem »Weidenbusch«
Zu Frankfurt an dem Main,

Der war Poet, doch immer kurz,
Denn wenig fiel ihm ein.
Ja, sprach er, Freund, wir leben jetzt
In der Depeschenzeit,
Und
Schiller, käm er heut zurück,
Wär auch nicht mehr so breit.
Die Selbstkritik hat viel für sich.
Gesetzt den Fall, ich tadle mich;

So hab ich erstens den Gewinn,
Daß ich so hübsch bescheiden bin;

Zum zweiten denken sich die Leut,
Der Mann ist lauter Redlichkeit;

Auch schnapp ich drittens diesen Bissen
Vorweg den andern
Kritiküssen;
Und viertens hoff ich außerdem
Auf Widerspruch, der
mir genehm.
So kommt es denn zuletzt heraus,
Daß ich ein ganz
famoses Haus.
Es kam ein Lump mir in die Quer
Und hielt den alten Felbel her.

Obschon er noch gesund und stark,
Warf ich ihm dennoch eine Mark

Recht freundlich in den Hut hinein.
Der Kerl schien Philosoph zu
sein.
Er sprach mit ernstem Bocksgesicht:
Mein Herr, Sie sehn, ich
danke nicht.
Das Danken bin ich nicht gewohnt.
Ich nehme an, Sie
sind gescheidt
Und fühlen sich genug belohnt
Durch Ihre Eitelkeit.
Die Rose sprach zum Mägdelein
Ich muß dir ewig dankbar sein,

Daß du mich an den Busen drückst
Und mich mit deiner Huld
beglückst.
Das Mädchen sprach: O, Röslein mein,
Bild dir nur nicht zu viel
drauf ein,
Daß du mir Aug und Herz entzückst.
Ich liebe dich, weil
du mich schmückst.
Man wünschte sich herzlich gute Nacht;
Die Tante war schrecklich
müde;
Bald sind die Lichter ausgemacht,
Und alles ist Ruh und
Friede.
Im ganzen Haus sind nur noch zween,
Die keine Ruhe finden,
Das
ist der gute Vetter Eugen
Mit seiner Base Lucinden.

Sie wachten zusammen bis in der Früh,
Sie herzten sich und küßten.

Des Morgens beim Frühstück thaten sie,
Als ob sie von Nichts was
wüßten.
Mein Freund, an einem Sonntag Morgen,
Thät sich ein hübsches
Röss'lein borgen.
Mit frischem Hemd und frischem Muthe,
In
blanken Stiefeln, blankem Hute,
Die Haltung stramm und stramm die
Hose,
Am Busen eine junge Rose,
So reitet er durch die Alleeen,

Wie ein Adonis anzusehen.
Die Reiter machen viel Vergnügen,
Wenn sie ihr stolzes Roß
bestiegen.
Nun kommt da unter sanftem Knarren
Ein milchbeladner Eselskarren.

Das Röss'lein, welches sehr erschrocken,
Fängt an zu trappeln und
zu bocken,
Und, hopp, das war ein Satz ein weiter!
Dort rennt das
Roß, hier liegt der Reiter,
Entfernt von seinem hohen Sitze,
Platt
auf dem Bauche in der Pfütze.
Die Reiter machen viel Vergnügen,
Besonders, wenn sie drunten
liegen.
Du fragtest mich früher nach mancherlei.
Ich sagte dir Alles frank
und frei.
Du fragtest, wann ich zu reisen gedächte,
Welch ein
Geschäft ich machen möchte.
Ich sagte dir offen: dann und dann;

Und gab dir meine Pläne an.
Oft hat die Reise mir nicht gepaßt;

Dann nanntest du mich 'n Quirlequast.
Oft ging's mit dem Geschäfte
krumm;
Dann wußtest du längst, es wäre dumm.
Oft kamst du mir
auch mit List zuvor;
Dann schien ich mir selber ein rechter Thor.

Nun hab ich, weil mich dieses gequält,
Mir einen hübschen Ausweg
erwählt.
Ich rede, wenn ich reden soll,
Und lüge dir die Jacke voll.
Kennt der Kerl denn keine Gnade?
Soll er
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