Komik und Humor | Page 2

Theodor Lipps
des tragischen Genusses.--Weitere ?sthetische Wirkungen des Konfliktes.--?sthetische Bedeutung des B?sen.
XVI. Kapitel. Das Wesen des Humors. Lazarus' Theorie.--Naivit?t und Humor.--Humor und "psychische Stauung".
XVII. Kapitel. Arten des Humors. Die Daseinsweisen des Humors.--Humor der Darstellung.--Stufen des Humors.--Unterarten des Humors.--Die humoristische Darstellung und der Witz.
XVIII. Kapitel. Der objektive Humor. Unentzweiter Humor.--Satirischer Humor.--Ironischer Humor.

I. ABSCHNITT. THEORIEN DER KOMIK.
Die Psychologie der Komik kann ihre Aufgabe auf doppeltem Wege zu l?sen versuchen. Komisch heissen Gegenst?nde, Vorg?nge, Aussagen, Handlungen, weil sie ein eigenartiges Gef��hl, n?mlich eben das Gef��hl der Komik in uns erwecken. Das Wort "komisch" will, allgemein gesagt, zun?chst nicht wie das Wort "blau" eine Eigenschaft bezeichnen, die an einem Gegenst?nde angetroffen wird, sondern die Wirkung angeben, die der Gegenstand auf unser Gem��t aus��bt. Freilich muss dieser Wirkung irgendwelche Beschaffenheit des Gegenstandes zu Grunde liegen. Insofern dies der Fall ist, heisst dann auch die Beschaffenheit selbst oder der Tr?ger derselben komisch.
Darnach scheint der naturgem?sseste Weg zur Bestimmung des Wesens der Komik, dass man erst jene Wirkung feststellt, also das Gef��hl der Komik in seiner Eigent��mlichkeit zu begreifen sucht, um dann zuzusehen, welche Besonderheiten der Gegenst?nde diese Wirkung nach psychologischen Gesetzen ergehen k?nnen, bezw. wie sie dieselbe ergeben k?nnen.
Daran m��sste sich nat��rlich die Probe auf das Exempel anschliessen, d. h. es m��sste festgestellt werden, inwiefern die thats?chlich gegebenen Arten des Komischen diese Besonderheiten an sich tragen.
Andererseits hindert doch nichts, auch in anderer Weise die Untersuchung zu beginnen. Das Gef��hl der Komik ist ein so eigenartiges, dass wir im gegebenen Falle kaum zweifeln k?nnen, ob wir einen Gegenstand, ein Verhalten, ein Ereignis, eine Geb?rde, Rede, Handlung unter die komischen zu rechnen haben. Darauf beruht die M?glichkeit, zun?chst von diesen _Gegenst?nden_ auszugehen. Wir fassen dieselben ins Auge, analysieren sie, vergleichen die verschiedenartigen F?lle, variieren die Bedingungen, und gelangen so zu den Momenten, auf denen die Wirkung beruhen muss. Auch hier ist dann eine Probe erforderlich. Wir m��ssen uns ��berzeugen, ob diese Momente auch nach allgemeinen psychologischen Gesetzen die komische Wirkung hervorbringen k?nnen, bezw. wiefern sie dazu f?hig sind. Darin ist dann die Analyse des Gef��hls der Komik schon eingeschlossen.
Diese beiden Wege unterscheiden sich nicht hinsichtlich dessen, was zu leisten ist, sondern lediglich hinsichtlich des Ausgangspunktes. Offenbar hat aber der zweite Weg insofern einen Vorzug, als man dabei von vornherein in den Gegenst?nden der Komik einen sicheren Halt hat. Im ��brigen wird individuelle Neigung und Bef?higung die Wahl des Wegs bestimmen, oder zum Mindesten dar��ber entscheiden, ob die eine oder die andere Weise der Untersuchung vorherrscht.

I. KAPITEL. THEORIE DES GEF��HLSWETTSTREITES.
HECKERS THEORIE. KOMIK, LUST UND UNLUST.
Achten wir auf die Geschichte der Psychologie und ?sthetik des Komischen in unseren Tagen, so sehen wir den ersten jener beiden Wege am entschiedensten eingeschlagen von Hecker in seiner "Physiologie und Psychologie des Lachens und des Komischen", Berlin 1873. Dagegen tritt die andere Weise deutlicher hervor bei _Kr?pelin_, dem Verfasser des Aufsatzes "Zur Psychologie der Komik" im zweiten Bande von Wundts "Philosophischen Studien". Hiermit habe ich zugleich diejenigen Arbeiten bezeichnet, die bisher--abgesehen von den Aufs?tzen, als deren Umarbeitung und Erweiterung diese Schrift sich darstellt--, mit der Psychologie der Komik am eingehendsten sich befasst haben.
Wie leicht der Versuch, das Gef��hl der Komik in seiner Eigenart zu begreifen, ohne dass man von vornherein an den Gegenst?nden der Komik einen festen Halt sucht, in die Irre f��hren kann, zeigt Hecker deutlich. Er meint das Gef��hl der Komik zu analysieren. Statt dessen dekretiert er es.
F��r Hecker ist das Gef��hl der Komik ein "beschleunigter Wettstreit der Gef��hle" d. h. ein "schnelles Hin- und Herschwanken zwischen Lust und Unlust". "Von einem Punkte aus sehen wir pl?tzlich und gleichzeitig zwei verschiedene unvereinbare Gef��hlsqualit?ten (Lust und Unlust) in uns erzeugt werden." Dass sie von einem Punkte aus und darum gleichzeitig erzeugt werden und doch unvereinbar sind, dies bedingt nach Hecker den Wettstreit. In diesem Wettstreit w��rde die schw?chere der beiden Qualit?ten unterdr��ckt werden, wenn eine erhebliche Verschiedenheit der Gef��hle hinsichtlich ihrer St?rke best?nde. Eine solche besteht aber nach Hecker nicht. Die kontr?ren Gef��hle sind von "ann?hernd gleicher St?rke". Daraus ergiebt sich die Notwendigkeit des Hin- und Hergehens. Dasselbe wird zum schnellen Hin- und Hergehen, zum beschleunigten Wettstreit in diesem Sinne, wegen der Pl?tzlichkeit der Wirkung. Das Gef��hl der Lust, das urspr��nglich dem der Unlust nur die Wage hielt, erscheint in diesem pl?tzlich erzeugten Wettstreit durch Kontrast gehoben, so dass in der schliesslichen Gesamtwirkung die Lust ��berwiegt.
Den Inhalt dieser Erkl?rung sucht Hecker zu st��tzen, indem er auf das Ph?nomen des Glanzes verweist. Wenn dem einen Auge eine schwarze, dem andern an derselben Stelle des gemeinsamen Sehfeldes eine weisse Fl?che dargeboten wird, so ergiebt sich unter Umst?nden das Gesamtbild einer gl?nzenden schw?rzlichen Fl?che. Die beiden monokularen Bilder k?nnen, so wie sie sind, nicht an derselben Raumstelle gleichzeitig gesehen werden. Sie k?nnen wegen der Selbst?ndigkeit, welche sie besitzen, auch nicht einfach zu einem Mittleren, also zum Bilde einer grauen Fl?che verschmelzen. Sind keine Bedingungen vorhanden, welche das eine
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