Fräulein Julie

August Strindberg
Fräulein Julie, by August
Strindberg

The Project Gutenberg EBook of Fräulein Julie, by August Strindberg
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Title: Fräulein Julie Naturalistisches Trauerspiel
Author: August Strindberg
Translator: Ernst Brausewetter
Release Date: August 4, 2007 [EBook #22235]
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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JULIE ***

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Fräulein Julie

Naturalistisches Trauerspiel von August Strindberg
Aus dem Schwedischen von E. Brausewetter
Autorisierte deutsche Ausgabe

Leipzig Druck und Verlag von Philipp Reclam jun.

Alle Rechte vorbehalten.
Den Bühnen und Vereinen gegenüber als Manuskript gedruckt.
Das Aufführungsrecht ist von der Firma Kühling & Güttner Berlin W.
56, Markgrafenstraße 53, zu erwerben.
Von Strindberg erschien in der Universal-Bibliothek:
Nr. 2489. Der Vater. Trauerspiel in drei Aufzügen. Nr. 4103. Gläubiger.
Tragikomödie in einem Aufzug. Nr. 5126. Kameraden. Komödie in
zwei Aufzügen. Nr. 5514. Meister Olaf. Schauspiel in fünf Aufzügen.

Vorwort.
Das Theater ist mir schon lange, gleichwie die Kunst überhaupt, wie
eine "Biblia pauperum" erschienen, eine Bibel in Bildern für diejenigen,
welche nicht Gedrucktes oder Geschriebenes lesen können, und der
Theaterschriftsteller wie ein Laienpriester, welcher die Gedanken der
Zeit in populärer Form kolportiert, so populär, daß die Mittelklasse,
welche hauptsächlich das Theater füllt, ohne viel Kopfzerbrechen
fassen kann, worum es sich handelt. Das Theater ist daher immer eine
Volksschule für die Jugend, die Halbgebildeten und die Frauen
gewesen, welche noch das Vermögen zurückbehalten haben, sich selbst
zu täuschen und sich täuschen lassen, das heißt die Illusion zu
bekommen, vom Verfasser die Suggestion zu empfangen. Es ist mir

daher in unserer Zeit, da das rudimentäre, unvollständige Denken,
welches sich durch die Phantasie vollzieht, sich zur Reflexion, zur
Untersuchung und Prüfung zu entwickeln scheint, so vorgekommen, als
wenn das Theater, gleichwie die Religion, auf dem Wege wäre, sich
gleich einer aussterbenden Form hinzubetten, zu deren Genuß uns die
erforderlichen Voraussetzungen fehlen. Für diese Annahme spricht die
durchgehende Theaterkrisis, welche jetzt in ganz Europa herrscht, und
nicht zum wenigsten der Umstand, daß in den Kulturländern, welche
die größten Denker der Gegenwart hervorbringen, nämlich England
und Deutschland, die Dramatik tot ist, gleichwie größtenteils die
andern schönen Künste.
In andern Ländern wieder hat man geglaubt sich ein neues Drama
schaffen zu können, indem man die alten Formen mit dem Gehalt der
neueren Zeit erfüllte; aber teils haben die neuen Gedanken noch nicht
Zeit gehabt, populär zu werden, sodaß das Publikum den Verstand
besäße zu erfassen, worum es sich handelt, teils haben
Parteistreitigkeiten die Gemüter erregt, sodaß ein rein objektiver Genuß
nicht hat eintreten können, da man sich hier in seinem Innersten
widersprochen sah und dort eine applaudierende oder zischende
Majorität ihren Druck so öffentlich ausübte, als es in einem Theatersaal
möglich ist, teils hat man nicht die neue Form für den neuen Gehalt
gefunden, sodaß der neue Wein die alten Flaschen gesprengt hat.
In dem vorliegenden Drama habe ich nicht versucht etwas Neues zu
bringen -- denn das kann man nicht -- sondern nur die Form gemäß den
Forderungen zu modernisieren, welche, nach meiner Meinung, die
neuen Menschen unserer Zeit an diese Kunst stellen sollten. Und zu
diesem Zwecke habe ich gewählt oder mich ergreifen lassen von einem
Motiv, von welchem man sagen kann, es liegt außerhalb der
Parteikämpfe des Tages, da ja das Problem vom socialen Steigen oder
Fallen, von Höherem und Niedrigerem, Besserem oder Schlechterem,
Mann oder Weib, von bleibendem Interesse ist, gewesen ist und sein
wird. Als ich dieses Motiv aus dem Leben nahm, so, wie ich es vor
einer Reihe von Jahren erzählen hörte, als das Ereignis einen starken
Eindruck auf mich machte, fand ich, daß es sich für ein Trauerspiel
eigne, denn noch macht es einen traurigen Eindruck: ein unter

glücklichen Verhältnissen lebendes Individuum untergehen zu sehen,
um wieviel mehr also ein Geschlecht aussterben zu sehen. Aber es wird
vielleicht eine Zeit kommen, da wir uns so entwickeln, so aufgeklärt
werden, daß wir gleichgültig diesem jetzt rohen, cynischen und
herzlosen Schauspiel, welches das Leben darbietet, zusehen werden, da
wir diese niedrigeren und unzuverlässigen Gedankenmaschinen, welche
Gefühle genannt werden, abgelegt haben, weil sie überflüssig und
schädlich werden, sobald unsere Urteilskraft ausgewachsen ist. Dieses,
daß die Heldin Mitleid erweckt, beruht nur auf unserer Schwäche, da
wir dem Gefühle der Furcht nicht widerstehen können, dasselbe
Schicksal könnte auch uns treffen. Ein sehr gefühlvoller Zuschauer
wird vielleicht jedoch nicht durch dieses Mitleid befriedigt sein, und
der Zukunftsmensch wird vielleicht einige positive Vorschläge, dem
Übel abzuhelfen, eine Art Programm mit andern Worten, fordern. Aber
erstens giebt es kein absolutes Übel, denn daß ein Geschlecht untergeht,
ist
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