Ein Heiratsantrag | Page 2

Anton Tschechow
Lebens... Ich habe einen Herzfehler, best?ndiges Herzklopfen, ich bin empfindlich und gerate immer in furchtbare Aufregung. Sofort zittern mir die Lippen und auf der rechten Schl?fe zuckt der Puls... Aber das Allerschrecklichste ist der Schlaf. Kaum habe ich mich ins Bett gelegt und beginne einzuschlummern, da zerrt und zupft pl?tzlich etwas an der linken Seite! und just in der Schulter und im Kopf h?mmert etwas... Ich springe wie ein Verr��ckter auf, gehe eine Weile umher, dann lege ich mich wieder, aber kaum bin ich ein wenig eingeschlafen, habe ich wieder einen Krampf an der Seite! Und so geht es an die zwanzig Mal...
=Natalia Stepanowna= (kommt von rechts).

Dritter Auftritt.
=Natalia Stepanowna.= =Lomow.=
=Natalia Stepanowna.= Ach so! Das sind Sie, und Papa sagt: geh', ein H?ndler ist gekommen, Ware kaufen. Guten Tag, Iwan Wassiljitsch.
=Lomow.= Guten Tag, geehrte Natalia Stepanowna!
=Natalia Stepanowna.= Entschuldigen Sie, ich habe die Sch��rze an und bin im Hauskleid... Wir reinigen Schoten zum Trocknen. Warum sind Sie so lange nicht bei uns gewesen? Setzen Sie sich... (Sie setzen sich.) Wollen Sie etwas zum Fr��hst��ck nehmen?
=Lomow.= Nein, ich danke Ihnen, ich habe schon gegessen.
=Natalia Stepanowna.= Rauchen Sie ... da sind Z��ndh?lzer... Das Wetter ist herrlich und gestern hat es so stark geregnet, da? die Arbeiter den ganzen Tag nichts tun konnten. Wie viel Schober haben Sie geschnitten? Denken Sie sich nur, ich bin sehr habgierig und habe die ganze Wiese abm?hen lassen und jetzt ?rgere ich mich dar��ber, ich f��rchte, mein Heu verfault mir. Es w?re besser gewesen, ich h?tte gewartet. Ja, was ist denn das? Mir scheint gar, Sie sind im Frack? Das Allerneueste! Gehen Sie am Ende auf einen Ball? Nebenbei bemerkt, Sie sind etwas h��bscher geworden... Wahrhaftig ... warum sind Sie so herausgeputzt?
=Lomow= (aufgeregt). Sehen Sie, geehrte Natalia Stepanowna... Es handelt sich darum, da? ich mich entschlossen habe, Sie zu bitten, mich anzuh?ren... Nat��rlich werden Sie sich wundern und sogar b?se sein, aber ich... (Beiseite.) Wie schrecklich kalt es ist!
=Natalia Stepanowna=. Um was handelt es sich? (Pause.) Nun?
=Lomow.= Ich werde mir M��he geben, mich kurz zu fassen. Verehrte Natalia Stepanowna, es ist Ihnen bekannt, da? ich schon lange, seit meiner Kindheit, die Ehre habe, Ihre Familie zu kennen. Meine selige Tante und ihr Gemahl, von denen ich, wie Sie wissen, das Grundst��ck geerbt, hatten stets die gr??te Achtung vor Ihrem Vater und Ihrer seligen Frau Mutter. Das Geschlecht der Lomows und das Geschlecht der Tschubukows standen seit jeher in den freundschaftlichsten, sozusagen verwandtschaftlichen Beziehungen zueinander, ��berdies grenzt, wie Sie zu wissen belieben, mein Grundst��ck eng an das Ihrige. Wenn Sie sich g��tigst erinnern wollen, sto?en meine Ochsenwiesen hart an Ihren Birkenwald.
=Natalia Stepanowna.= Entschuldigen Sie, ich mu? Sie unterbrechen. -- Sie sagen ?+meine+ Ochsenwiesen? ... ja, sind das denn auch die Ihrigen?
=Lomow.= Ja, sie geh?ren mir...
=Natalia Stepanowna.= So? So etwas! Die Ochsenwiesen geh?ren uns und nicht Ihnen!
=Lomow.= Nein -- +mir+, verehrte Natalia Stepanowna!
=Natalia Stepanowna.= Das ist f��r mich etwas ganz Neues! Wie geh?ren sie denn Ihnen?
=Lomow.= Was -- wie? Ich rede von jenen Ochsenwiesen, die zwischen Ihrem Birkenwald und der Ziegelerde eingekeilt liegen.
=Natalia Stepanowna.= Nun ja, eben diese ... geh?ren uns...
=Lomow.= Nein, Sie irren sich, verehrte Natalia Stepanowna, sie geh?ren mir.
=Natalia Stepanowna.= Erinnern Sie sich nur genau, Iwan Wassiljitsch! Ist es schon lange her, da? Sie dieselben erworben haben?
=Lomow.= Wie lange? Soweit ich mich an mich selbst erinnern kann, geh?rten sie immer uns.
=Natalia Stepanowna.= Nun, dem ist also nicht so. Sie entschuldigen schon!
=Lomow.= Das geht aus den Papieren hervor, verehrte Natalia Stepanowna. Die Ochsenwiesen wurden mir schon einmal -- das ist wahr -- streitig gemacht, jetzt aber ist es allen bekannt, da? sie mir geh?ren. Da gibt es nichts zu streiten. H?ren Sie gef?lligst: Die Gro?mutter meiner Tante hat diese Wiesen f��r eine unbestimmte Zeit zur unentgeltlichen Benutzung den Bauern des Gro?vaters Ihres geehrten Vaters dagegen zur Verf��gung gestellt, da? f��r die Gro?mutter die Ziegel gebrannt werden. Die Bauern des Gro?vaters Ihres geehrten Vaters benutzten die Wiesen ungef?hr vierzig Jahre unentgeltlich und gew?hnten sich daran, dieselben als ihr Eigentum anzusehen, sp?ter aber, als der Ukas kam...
=Natalia Stepanowna.= Es ist gar nicht so, wie Sie erz?hlen? Auch mein Gro?vater und Urgro?vater waren davon ��berzeugt, da? ihre Grundst��cke sich bis zu den S��mpfen erstreckten -- das hei?t also, die Ochsenwiesen geh?rten uns. Was gibt es da zu streiten? Ich begreife gar nicht... Es ist wirklich ?rgerlich.
=Lomow.= Ich werde Ihnen die Dokumente zeigen, Natalia Stepanowna.
=Natalia Stepanowna.= Nein, Sie scherzen ganz einfach oder Sie ziehen mich auf... Eine sch?ne Bescherung! Wir besitzen den Grund seit nahezu dreihundert Jahren und pl?tzlich macht man uns die Mitteilung, da? er nicht uns geh?rt! Iwan Wassiljitsch, verzeihen Sie, aber ich traue meinen Ohren nicht... F��r mich haben diese Wiesen einen geringen Wert. Es sind im ganzen f��nf Desjatin und sie haben den Wert von ein paar hundert Rubel, etwa 300 Rubel, aber mich emp?rt die Ungerechtigkeit. Sagen Sie, was
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