Die Ahnfrau

Franz Grillparzer
Die Ahnfrau

The Project Gutenberg EBook of Die Ahnfrau, by Franz Grillparzer
#15 in our series by Franz Grillparzer
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Title: Die Ahnfrau
Author: Franz Grillparzer
Release Date: October, 2005 [EBook #9181] [Yes, we are more than
one year ahead of schedule] [This file was first posted on September 12,
2003]
Edition: 10

Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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AHNFRAU ***

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Die Ahnfrau
Franz Grillparzer
Trauerspiel in fünf Akten (1817)

Personen:
Graf Zdenko von Borotin Berta, seine Tochter Jaromir Boleslav
Günther, Kastellan Ein Hauptmann Ein Soldat Mehrere Soldaten und
Diener Die Ahnfrau des Hauses Borotin

Erster Aufzug
Gotische Halle. Im Hintergrunde zwei Türen. An beiden Seitenwänden,
links und rechts, ebenfalls eine Türe. An einer Kulisse des Vorgrundes
hängt ein verrosteter Dolch in seiner Scheide. Später Winterabend.
Licht auf dem Tische.
Graf Borotin. Berta.
Der Graf (am Tische sitzend und auf einen Brief hinstarrend, den er in
beiden Händen hält). Nun Wohlan, was muß geschehe! Fallen seh ich
Zweig' auf Zweige, Kaum noch hält der morsche Stamm. Noch ein
Schlag, so fällt auch dieser Und im Staube liegt die Eiche, Die die

reichen Segensäste Weit gebreitet rings umher. Die Jahrhunderte
gesehen Werden, wachsen und vergehen, Wird vergehen so wie sie;
Keine Spur wird übrigbleiben; Was die Väter auch getan, Wie
gerungen, wie gestrebt, Kaum daß fünfzig Jahr' verfließen Wird kein
Enkel mehr es wissen Daß ein Borotin gelebt!
Berta (am Fenster). Eine grause Nacht, mein Vater! Kalt und dunkel
wie das Grab. Losgerißne Winde wimmern Durch die Luft, gleich
Nachtgespenstern; Schnee soweit das Auge trägt, Auf den Hügeln, auf
den Bergen, Auf den Bäumen, auf den Feldern, Wie ein Toter liegt die
Erde In des Winters Leichentuch; Und der Himmel, sternelos, Starrt
aus leeren Augenhöhlen In das ungeheure Grab Schwarz herab!
Graf. Wie sich doch die Stunden dehnen! Was ist wohl die Glocke,
Berta?
Berta (vom Fenster zurückkommend, und sich, dem Vater gegenüber,
zur Arbeit setzend). Sieben Uhr hat's kaum geschlagen.
Graf. Sieben? Und schon dunkle Nacht! Ach, das Jahr ist alt geworden,
Kürzer werden seine Tage, Starrend stocken seine Pulse Und es wankt
dem Grabe zu.
Berta. Ei, kommt doch der holde Mai, Wo das Feld sich kleidet neu,
Wo die Lüfte sanfter wehen Und die Blumen auferstehen!
Graf. Wohl wird sich das Jahr erneuen, Diese Felder werden grünen,
Diese Bäche werden fließen, Und die Blume, die jetzt welket, Wird
vom langen Schlaf erwachen Und das Kinderhaupt erheben Von dem
weißen, weichen Kissen, Öffnen ihre klaren Augen Freundlich lächelnd
wie zuvor. Jeder Baum, der jetzt im Sturme Seine nackten, dürren
Arme Hilfeflehend streckt zum Himmel, Wird mit neuem Grün sich
kleiden. Alles was nur lebt und webt In dem Hause der Natur, Weit
umher, in Wald und Flur, Wird sich frischen Lebens freuen, Wird im
Lenze sich erneuen: Nie erneut sich Borotin!
Berta. Ihr seid traurig, lieber Vater!
Graf. Glücklich, glücklich nenn ich den, Dem des Daseins letzte Stunde
Schlägt in seiner Kinder Mitte. Solches Scheiden heißt nicht Sterben;
Denn er lebt im Angedenken, Lebt in seines Wirkens Früchten, Lebt in
seiner Kinder Taten, Lebt in seiner Enkel Mund. O es ist so schön,
beim Scheiden Seines Wirkens ausgestreuten Samen Lieben Händen zu
vertraun, Die der Pflanze sorglich warten, Und die späte Frucht
genießen; Im Genusse doppelt fühlend Den Genuß und das Geschenk.

O es ist so süß, so labend, Das was uns die Väter gaben Seinen Kindern
hinzugeben Und sich selbst zu überleben!
Berta. Über diesen bösen Brief! Ihr wart erst so heiter, Vater, Schienet
seiner Euch zu freuen, Und nun, da Ihr ihn gelesen, Seid mit eins Ihr
umgestimmt.
Graf. Ach, es ist nicht dieses Schreiben, Seinen Inhalt konnt' ich
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