Der junge Gelehrte

Gotthold Ephraim Lessing

Der junge Gelehrte, by Gotthold Ephraim Lessing

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Title: Der junge Gelehrte
Author: Gotthold Ephraim Lessing
Release Date: November, 2005 [EBook #9369] [This file was first posted on September 25, 2003]
Edition: 10
Language: German
Character set encoding: ISO-8859-1
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E-text prepared by Delphine Lettau and Mike Pullen

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Der junge Gelehrte
Ein Lustspiel in drei Aufz��gen
Gotthold Ephraim Lessing
Verfertigt im Jahre 1747

Personen:
Chrysander, ein alter Kaufmann Damis, der junge Gelehrte, Chrysanders Sohn Valer Juliane Anton, Bedienter des Damis Lisette
Der Schauplatz ist die Studierstube des Damis.

Erster Aufzug

Erster Auftritt
Damis (am Tische unter B��chern). Anton.
Damis. Die Post also ist noch nicht da?
Anton. Nein.
Damis. Noch nicht? Hast du auch nach der rechten gefragt? Die Post von Berlin--
Anton. Nun ja doch; die Post von Berlin; sie ist noch nicht da! Wenn sie aber nicht bald k?mmt, so habe ich mir die Beine abgelaufen. Tun Sie doch, als ob sie Ihnen, wer wei? was, mitbringen w��rde! Und ich wette, wenn's hoch k?mmt, so ist es eine neue Scharteke oder eine Zeitung oder sonst ein Wisch.--
Damis. Nein, mein guter Anton; dasmal m?chte es etwas mehr sein. Ah! wann du es w��?test--
Anton. Will ich's denn wissen? Es w��rde mir weiter doch nichts helfen, als da? ich einmal wieder ��ber Sie lachen k?nnte. Das ist mir gewi? etwas Seltnes?--Haben Sie mich sonst noch wohin zu schicken? Ich habe ohnedem auf dem Ratskeller eine kleine Verrichtung; vielleicht ist's ein Gang? Nu?
Damis (erz��rnt). Nein, Schurke!
Anton. Da haben wir's! Er hat alles gelesen, nur kein Komplimentierbuch.--Aber besinnen Sie sich. Etwa in den Buchladen?
Damis. Nein, Schurke!
Anton. Ich mu? das Schurke so oft h?ren, da? ich endlich selbst glauben werde, es sei mein Taufname.--Aber zum Buchbinder?
Damis. Schweig, oder--
Anton. Oder zum Buchdrucker? Zu diesen dreien, Gott sei Dank! wei? ich mich, wie das F?rbepferd um die Rolle.
Damis. Sieht denn der Schlingel nicht, da? ich lese? Will er mich noch l?nger st?ren?
Anton (beiseite). St! Er ist im Ernste b?se geworden. Lenk ein, Anton.--Aber, sagen Sie mir nur, was lesen Sie denn da f��r ein Buch? Potz Stern, was das f��r Zeug ist! Das verstehen Sie? Solche Krakelf��?e, solche f��rchterliche Zickzacke, die kann ein Mensch lesen? Wann das nicht wenigstens Fausts H?llenzwang ist--Ach, man wei? es ja wohl, wie's den Leuten geht, die alles lernen wollen. Endlich verf��hrt sie der b?se Geist, da? sie auch hexen lernen.--
Damis (nimmt sein muntres Wesen wieder an). Du guter Anton! Das ist ein Buch in hebr?ischer Sprache.--Des Ben Maimon Jad chasaka.
Anton. Ja doch; wer's nur glauben wollte! Was Hebr?isch ist, wei? ich endlich auch. Ist es nicht mit der Grundsprache, mit der Textsprache, mit der heiligen Sprache einerlei? Die warf unser Pfarr, als ich noch in die Schule ging, mehr als einmal von der Kanzel. Aber so ein Buch, wahrhaftig! hatte er nicht; ich habe alle seine B��cher beguckt; ich mu?te sie ihm einmal von einem Boden auf den andern r?umen helfen.
Damis. Ha! ha! ha! das kann wohl sein. Es ist Wunders genug, wenn ein Geistlicher auf dem Lande nur den Namen davon wei?. Zwar, im Vertrauen, mein lieber Anton, die Geistlichen ��berhaupt sind schlechte Helden in der Gelehrsamkeit.
Anton. Nu, nu, bei allen trifft das wohl nicht ein. Der Magister in meinem Dorfe wenigstens geh?rt unter die Ausnahme. Versichert! der Schulmeister selber hat mir es mehr als einmal gesagt, da? er ein sehr gelehrter Mann w?re. Und dem Schulmeister mu? ich das glauben; denn wie mir der
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