Das kleine Dummerle | Page 2

Agnes Sapper
Waschseil hielten, so da? die frisch gewaschene W?sche auf den Hof gefallen sei und die Hausfrau alles noch einmal habe waschen müssen.
?So etwas habt ihr getan, Kinder?? rief Vater Pf?ffling und wandte sich nach den Angeschuldigten um; aber merkwürdigerweise standen blo? noch die M?dchen da, die Knaben hatten sich einer nach dem andern beim Erscheinen des Hausherrn hinausgedrückt. Doch nicht alle, Frieder, der kleine Dicke, stand noch beim Vater.
?Glauben Sie nicht, da? ich solche Unarten unbestraft lasse,? sagte Herr Pf?ffling zum Hausherrn. ?Sie dürfen ja nur klagen, dann werden die Jungen bestraft. Kommt nur gleich her, ihr Schlingel,? rief der Vater und fa?te den Kleinen, der ihm zun?chst stand. ?Wo sind denn aber die andern, sie waren doch eben noch da? Wegen dir allein ist mir's gar nicht der Mühe wert anzufangen, schnell hole deine Brüder.? Der Frieder ging und rief mit weinerlichem Stimmchen die Brüder; von denen war aber nichts zu sehen und nichts zu h?ren, er kam allein zurück und sagte: ?Sie sind alle fort.?
Da lachte der Hausherr und sagte: ?Die sind nicht so dumm wie du, spring doch nur auch davon, du brauchst nicht für die andern die Schl?ge zu kriegen, du bist ja gar nicht einmal dabei gewesen.? Und dann wandte der Hausherr sich zu Herrn Pf?ffling: ?Es ist nicht nur wegen der Kinder,? sagte er, ?die sind ja gut in Zucht, aber ich kann's meinen Verwandten nicht abschlagen, da? sie zu mir ins Haus ziehen.?
Der Hausherr ging, die Eltern sahen sich bestürzt an. So billig wie sie hier seit zehn Jahren gewohnt hatten, würden sie jetzt nirgends unterkommen, und schon der Auszug kostet Geld. Herr Pf?ffling ging mit langen Schritten hin und her und schalt bald über die Kinder, bald über den Hausherrn. ?W?re ich nur schon fort gewesen,? rief er endlich, ?h?tte ich nur meine Reise schon in Sicherheit gebracht, jetzt wird nichts mehr daraus oder meinst du, es ginge doch?? fragte er, hielt mit seinem raschen Gang inne vor seiner Frau, die ganz betroffen am Tisch stand und in Gedanken verloren auf die Karte niedersah.
?Meinst du, es reicht vielleicht doch zur Reise?? wiederholte Herr Pf?ffling. Sie sah ihn traurig an: ?Wenn's nur zum Leben reicht,? sagte sie, ?wer wei?, wieviel Miete wir künftig zahlen müssen!? Da ging er wieder auf und ab, der ?rger wich und die Sorge kam; immer langsamer und nachdenklicher wanderte er durch das Zimmer und als er wieder am Tisch vorbeikam, faltete er sorgf?ltig die Karte vom Fichtelgebirge, reichte sie einem der Kinder und sagte traurig: ?Tragt sie nur wieder in die Buchhandlung zurück und sagt, der Vater brauche keine Reisekarte.?
* * * * *
?An Wohnungen fehlt's wenigstens nicht,? sagte Herr Pf?ffling, als er am n?chsten Tag den Anzeiger mit heimbrachte, in dem ganze Reihen Wohnungen zur Miete angeboten waren. Und er machte sich auf den Weg, um solche anzusehen, die ihm passend erschienen. In der Langenstra?e waren zwei ausgeschrieben. Die erste war zu teuer, die zweite noch viel teurer. Unser Musiklehrer erschrak ordentlich. ?Wenn ich so viel Miete zahlen mü?te, dann bliebe uns kein Geld mehr übrig fürs t?gliche Brot,? sagte er und wanderte weiter hinaus, der Vorstadt zu, eine endlose Stra?e entlang, bis er Nr. 80 erreicht hatte, wo eine Wohnung frei war. Ja, da war es nicht mehr so schrecklich teuer, da konnte man sich doch auf Unterhandlung einlassen. Der Hausherr führte ihn durch die Zimmer. Ein wenig klein waren diese. Herr Pf?ffling stellte im Geist die Bettstellen und sprach so halblaut vor sich hin: ?Hier mein Bett und das von meiner Frau, hier Karl, Wilhelm und Otto, hier Marianne, da Frieder --?
?Ja, erlauben Sie einmal,? unterbrach ihn jetzt der Hausherr, ?wieviel haben Sie eigentlich Kinder??
?Wir haben sieben.?
?Sieben. Bei sieben tut's mir leid, da? ich Ihnen sagen mu?, sieben nehme ich nicht in meine Wohnung. Ich habe meist so Parteien mit einem Kind, auch zwei und drei lasse ich mir gefallen, aber vier sind mir schon zu viel und gar sieben, nein, da ist mir's doch zu leid um meine neuen Fu?b?den, lieber lasse ich die Wohnung leerstehen.? ?So,? entgegnete Herr Pf?ffling, ?dann will ich auch nicht l?nger auf Ihren kostbaren Fu?b?den herumtreten,? und ?rgerlich verlie? er das Haus.
Nun hinaus in die Sonnenstra?e, dort gibt es auch einfache H?user. Ein gro?er, wei?er Zettel am Fenster des dritten Stocks zeigte schon von weitem, da? hier etwas zu hoffen war. Der Werkmeister Schall war der Besitzer. Er stand unter der Haustüre und zeigte bereitwillig die Wohnung. Diesmal überlegte Pf?ffling nur ganz in der Stille, wie sich die Betten stellen lie?en. Von seinen sieben Kindern lie? er nichts verlauten. Die Wohnung gefiel ihm, der Preis war nicht zu hoch, jetzt nur gleich fest mieten. Dem Werkmeister war es auch recht, er holte einen Mietvertrag zum Unterschreiben, und w?hrend er Tinte und Feder bereitlegte, fragte er nach dem Namen seines
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