Das goldene Vliess | Page 2

Franz Grillparzer
nein! Du Falsche,
Undankbare! Versprachst du nicht du wolltest mein sein, mein Und
keines Manns? Sag' an, versprachst du's?
Peritta. Als ich's gelobte wußt' ich damals--
Medea. Schweig! Was braucht's zu wissen, als daß du's versprachst. Ich
bin Aietes' königliches Kind Und was ich tu' ist recht weil ich's getan.
Und doch, du Falsche! hätt' ich dir versprochen Die Hand hier
abzuhaun von meinem Arm Ich tät's; fürwahr ich tät's, weil ich's
versprach.
Peritta. Es riß mich hin, ich war besinnungslos, Und nicht mit meinem
Willen, nein--
Medea. Ei hört! Sie wollte nicht und tat's!--Geh du sprichst Unsinn.
Wie konnt' es denn geschehn Wenn du nicht (wolltest). Was ich tu' das
will ich Und was ich will--je nu das tu' ich manchmal (nicht). Geh hin
in deines Hirten dumpfe Hütte Dort kaure dich in Rauch und
schmutz'gen Qualm Und baue Kohl auf einer Spanne Grund. Mein
Garten ist die ungemeßne Erde Des Himmels blaue Säulen sind mein
Haus Da will ich stehn des Berges freien Lüften Entgegen tragend eine
freie Brust Und auf dich niedersehn und dich verachten. Hallo! in Wald!
Ihr Mädchen in den Wald! (Indem sie abgeben will kömmt von der
andern Seite ein) Kolcher.
Kolcher. Du Königstochter, höre!
Medea. Was? Wer ruft?
Kolcher. Ein Schiff mit Fremden angelangt zur Stund'!
Medea. Dem Vater sag' es an. Was kümmert's mich!
Kolcher. Wo weilt er?
Medea. Drin im Haus!
Kolcher. Ich eile!

Medea. Tu's!
(Der Bote ab ins Haus.)
Medea. Daß diese Fremden uns die Jagdlust stören! Ihr Schiff, es
ankert wohl in jener Bucht, Die sonst zum Sammelplatz uns dient der
Jagd. Allein was tut's! Bringt lange Speere her Und nahet ein Kühner,
zahl' er's mit Blut! Nur Speere her! doch leise, leise, hört! Denn säh's
der Vater wehren möcht' er es. Kommt!--Dort das Mal von Steinen
aufgehäuft Seht ihr's dort oben? Wer erreicht's zuerst? Stellt
euch!--Nichts da! Nicht vorgetreten! Weg! Wer siegt hat auf der Jagd
den ersten Schuß: So, stellt euch und wenn ich das Zeichen gebe Dann
wie der Pfeil vom Bogen fort! Gebt Acht! Acht!--Jetzt!-- Aietes (ist
unterdessen aus dem Hause getreten, mit ihm der) Bote, (der gleich
abgeht.)
Aietes. Medea!
Medea (sich umwendend aber ohne ihren Platz zu verändern). Vater!
Aietes. Du, wohin?
Medea. In Wald!
Aietes. Bleib jetzt!
Medea. Warum?
Aietes. Ich will's. Du sollst.
Medea. So fürchtest du, daß jene Fremden--
Aietes. Weißt du also?--
(Näher tretend, mit gedämpfter Stimme.)
Angekommen Männer Aus fernem Land Bringen Gold, bringen
Schätze, Reiche Beute.
Medea. Wem?
Aietes. Uns, wenn wir wollen.
Medea. Uns?
Aietes. 's sind Fremde, sind Feinde, Kommen zu verwüsten unser Land.
Medea. So geh hin und töte sie!
Aietes. Zahlreich sind sie und stark bewehrt Reich an List die fremden
Männer, Leicht töten sie (uns.)
Medea. So laß sie ziehn!
Aietes. Nimmermehr. Sie sollen mir--
Medea. Tu was du willst Mich aber laß zur Jagd!
Aietes. Bleib, sag' ich, bleibe
Medea. Was soll ich?

Aietes. Helfen! Raten!
Medea. Ich?
Aietes. Du bist klug, du bist stark. Dich hat die Mutter gelehrt Aus
Kräutern, aus Steinen Tränke bereiten, Die den Willen binden Und
fesseln die Kraft. Du rufst Geister Und besprichst den Mond Hilf mir,
mein gutes Kind!
Medea. Bin ich dein gutes Kind! Sonst achtest du meiner wenig. Wenn
ich will, willst du (nicht) Und schiltst mich und schlägst nach mir; Aber
wenn du mein bedarfst Lockst du mich mit Schmeichelworten Und
nennst mich Medea, dein liebes Kind.
Aietes. Vergiß Medea was sonst geschehn. Bist doch auch nicht immer
wie du solltest. Jetzt steh mir bei und hilf mir.
Medea. Wozu?
Aietes. So höre denn mein gutes Mädchen!-- Das Gold der Fremden all
und ihre Schätze-- Gelt lächelst?
Medea. Ich?
Aietes. Ei ja, das viele Gold Die bunten Steine und die reichen Kleider
Wie sollen die mein Mädchen zieren!
Medea. Ei immerhin!
Aietes. Du schlaue Bübin, sieh, Ich weiß dir lacht das Herz nach all der
Zier!
Medea. Kommt nur zur Sache, Vater!
Aietes. Ich-- Heiß dort die Mädchen gehn!
Medea. Warum?
Aietes. Ich will's!
Medea. Sie sollen ja mit mir zur Jagd.
Aietes. Heut keine Jagd'
Medea. Nicht?
Aietes. Nein sag' ich und nein! und nein!
Medea. Erst lobst du mich und--
Aietes. Nun, sei gut, mein Kind! Komm hierher! Weiter! hierher, so!
Du bist ein kluges Mädchen, dir kann ich trauen. Ich--
Medea. Nun!
Aietes. Was siehst du mir so starr ins Antlitz?
Medea. Ich höre Vater!
Aietes. O ich kenne dich! Willst du den Vater meistern, Ungeratne? I
ch entscheide was gut, was nicht. Du (gehorchst). Aus meinen Augen

Verhaßte!
(Medea geht.)
Bleib!--Wenn du wolltest, begreifen wolltest-- Ich weiß du kannst,
allein du willst es nicht! --So sei's denn, bleib aus deines Vaters Rat
Und diene, weil du dienen willst.
(Man hört in der Ferne kriegerische Musik.)
Aietes. Was ist das? Weh sie kommen uns zuvor! Siehst du Törin? Die
du
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